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Ausgießung des Geistes der Wahrheit

Die Pfingstpredigt  •  Die Bedeutung von Pfingsten  •  Was zu Pfingsten geschah  •  Anfänge der christlichen Kirche

ETWA um ein Uhr, als die hundertzwanzig Gläubigen mitten im Gebet waren, wurden sie sich alle einer seltsamen Gegenwart im Raum bewusst. Und im selben Augenblick erfuhren diese Jünger bewusst ein neues und tiefes Gefühl geistiger Freude, Sicherheit und Zuversicht. Diesem neuen Bewusstsein geistiger Kraft folgte sogleich ein heftiges Verlangen, hinauszugehen und öffentlich das Evangelium vom Königreich sowie die gute Nachricht zu verkündigen, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.

194:0.2

Petrus erhob sich und erklärte, das müsse das Kommen des Geistes der Wahrheit sein, den der Meister ihnen versprochen hatte, und er schlug vor, zum Tempel zu gehen und mit der Verkündigung der guten Nachricht zu beginnen, die in ihre Hände gelegt worden war. Und sie taten, was Petrus vorgeschlagen hatte.

194:0.3

Diese Menschen waren darin geschult und unterrichtet worden, dass das Evangelium, das sie predigen sollten, die Vaterschaft Gottes und die Sohnschaft des Menschen war, aber in eben diesem Augenblick geistiger Ekstase und persönlichen Triumphs war die beste Kunde, die gewaltigste Nachricht, woran diese Menschen denken konnten, die Tatsache des auferstandenen Meisters. Und so zogen sie hinaus, mit Macht von oben erfüllt, und predigten dem Volk die frohe Botschaft – die Errettung durch Jesus – aber sie stolperten ungewollt in den Irrtum, die eigentliche Evangeliumsbotschaft durch einige mit dem Evangelium verknüpfte Tatsachen zu ersetzen. Petrus machte unabsichtlich den Anfang mit diesem Irrtum, und andere folgten ihm darin bis hin zu Paulus, der ausgehend von einer neuen Version der guten Nachricht eine neue Religion schuf.

194:0.4

Das Evangelium vom Königreich ist: die Tatsache der Vaterschaft Gottes in Verbindung mit der sich daraus ergebenden Wahrheit der Sohnschaft-Bruderschaft der Menschen. Das Christentum, wie es sich von diesem Tag an entwickelte, ist: die Tatsache Gottes als des Vaters des Herrn Jesus Christus verbunden mit der Erfahrung des Gläubigen, mit dem auferstandenen und verherrlichten Christus Gemeinschaft zu haben.

194:0.5

Es ist nicht verwunderlich, dass diese vom Geist erfüllten Menschen die Gelegenheit ergriffen, ihre Gefühle des Triumphs über die Kräfte auszudrücken, die versucht hatten, ihren Meister zu vernichten und dem Einfluss seiner Lehren ein Ende zu setzen. In einem Augenblick wie diesem war es leichter, sich an ihr persönliches Zusammensein mit Jesus zu erinnern und sich von der Gewissheit begeistern zu lassen, dass der Meister weiterlebte, dass ihre Freundschaft kein Ende genommen hatte und dass der Geist tatsächlich über sie gekommen war, wie er es versprochen hatte.

194:0.6

Diese Gläubigen fühlten sich plötzlich in eine andere Welt entrückt, in eine neue Existenz der Freude, der Macht und der Herrlichkeit. Der Meister hatte ihnen gesagt, das Königreich werde mit Macht kommen, und einige von ihnen dachten, sie fingen an zu erfassen, was er damit gemeint hatte.

194:0.7

Und wenn man all das in Betracht zieht, fällt es nicht schwer zu verstehen, wie diese Menschen dazu kamen, anstelle ihrer früheren Botschaft von der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen ein neues Evangelium über Jesus zu predigen.


 
 
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Das Urantia Buch