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Schrift 194
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Ausgießung des Geistes der Wahrheit

1. Die Pfingstpredigt

194:1.1

Die Apostel hatten sich vierzig Tage lang versteckt gehalten. Es traf sich, dass dieser Tag mit dem jüdischen Pfingstfest zusammenfiel, als Tausende von Besuchern aus allen Teilen der Welt in Jerusalem waren. Viele waren zu diesem Fest angereist, aber die Mehrzahl war seit Passah in der Stadt geblieben. Nun kamen die verängstigten Apostel aus ihrer wochenlangen Abgeschiedenheit hervor und erschienen kühn im Tempel, wo sie die neue Botschaft vom auferstandenen Messias zu predigen begannen. Gleich ihnen waren sich auch alle Jünger bewusst, eine neue Art geistiger Erkenntnis und Macht empfangen zu haben.

194:1.2

Es war etwa zwei Uhr, als Petrus sich im Tempel an derselben Stelle erhob, wo sein Meister zuletzt gelehrt hatte, und jenen leidenschaftlichen Appell an die Menge richtete, der zur Folge hatte, dass über zweitausend Seelen gewonnen wurden. Der Meister war gegangen, aber sie entdeckten plötzlich, dass diese Geschichte über ihn auf das Volk eine große Macht ausübte. Kein Wunder, dass sie dem Irrtum verfielen, mit der Verkündigung dessen fortzufahren, was ihre frühere Hingabe an Jesus rechtfertigte und die Menschen zugleich so sehr zwang, an ihn zu glauben. Sechs der Apostel nahmen an dieser Veranstaltung teil: Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philipp und Matthäus. Sie sprachen mehr als anderthalb Stunden lang und trugen ihre Botschaften auf Griechisch, Hebräisch und Aramäisch vor und mit ein paar Worten sogar in anderen Sprachen, mit denen sie etwas vertraut waren.

194:1.3

Die Führer der Juden staunten ob der Kühnheit der Apostel, aber angesichts der großen Zahl derer, die an ihre Geschichte glaubten, fürchteten sie sich davor, sie zu belästigen.

194:1.4

Gegen halb fünf Uhr folgten mehr als zweitausend neue Gläubige den Apos­teln zum Teich von Siloa hinunter, wo Petrus, Andreas, Jakobus und Johan­nes sie im Namen des Meisters tauften. Und es war schon dunkel, als sie mit dem Taufen dieser Menge fertig wurden.

194:1.5

Pfingsten war das große Tauffest, der Tag, an dem die Proselyten der Pforte, jene Heiden, die Jahve zu dienen wünschten, in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Daher fiel es einer großen Zahl von Juden und gläubigen Nicht­juden umso leichter, sich an diesem Tag der Taufe zu unterziehen. Durch diese Handlung trennten sie sich in keiner Weise vom jüdischen Glauben. Sogar noch einige Zeit später waren die an Jesus Glaubenden eine Sekte innerhalb des Judaismus. Sie alle, die Apostel inbegriffen, erfüllten immer noch getreu die wesentlichen Anforderungen des jüdischen zeremoniellen Systems.


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