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Sünde, Opfer und Sühne

Das Tabu  •  Das Sünde-Konzept  •  Entsagung und Demütigung  •  Ursprünge des Opfers  •  Opfer und Kannibalismus  •  Evolution des Menschenopfers  •  Umgestaltungen des Menschenopfers  •  Loskauf und Bünde  •  Opfer und Sakramente  •  Sündenvergebung

DER primitive Mensch sah sich den Geistern gegenüber als Schuldner, als jemand, der wieder gutzumachen hatte. In den Augen der Wilden hätte die Gerechtigkeit verlangt, dass die Geister sie mit noch viel mehr Unglück straften. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Vorstellung zu der Doktrin von Sünde und Errettung. Man nahm an, dass die Seele schon schuldbeladen zur Welt kam – mit der Erbsünde beladen. Die Seele musste losgekauft werden; ein Sündenbock musste beschafft werden. Der Kopfjäger konnte sich zusätzlich zur Pflege des Kultes der Schädelverehrung einen Ersatzmann für sein eigenes Leben, einen „Sündenmann“, verschaffen.

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Der Wilde war schon früh vom Gedanken besessen, dass sich die Geister am Anblick menschlichen Elends, Leidens und menschlicher Erniedrigung weideten. Zuerst plagten die Menschen nur Sünden, die sie begangen hatten, aber später beunruhigte sie auch die Sünde, gewisse Dinge unterlassen zu haben. Und das ganze spätere Opfersystem wuchs aus diesen beiden Ideen heraus. Dieses neue Ritual bestand aus der Begehung der Besänftigungszeremonien des Opferns. Der primitive Mensch glaubte, etwas Besonderes tun zu müssen, um die Gunst der Götter zu gewinnen; erst eine fortgeschrittene Zivilisation erkennt einen grundlegend freundlichen Gott ohne Gemütsschwankungen. Gnädigstimmen war eher eine Absicherung gegen unmittelbares Unglück als eine Investition in zukünftiges Glück. Und die Rituale des Abwendens von Unheil, der Geisteraustreibung, -zwingung und -gnädigstimmung gingen alle fließend ineinander über.


 
 
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Das Urantia Buch