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Sünde, Opfer und Sühne

10. Sündenvergebung

89:10.1

Der einstige Mensch gelangte nur durch das Opfer zum Bewusstsein, Gottes Gunst zu genießen. Der moderne Mensch muss neue Techniken entwickeln, um zur inneren Gewissheit der Errettung zu kommen. Das Bewusstsein von Sünde ist im Verstand des Sterblichen weiterhin vorhanden, aber die Gedankenmodelle für die Befreiung davon sind überlebt und veraltet. Die Realität des geistigen Verlangens besteht weiter, aber der intellektuelle Fortschritt hat die alten Wege, auf denen man zu Frieden und Tröstung für Verstand und Seele gelangte, zerstört.

89:10.2

Die Sünde muss neu definiert werden als vorsätzliche Illoyalität gegenüber der Gottheit. Es gibt verschiedene Grade der Illoyalität: die teilweise Loyalität der Unentschiedenheit; die geteilte Loyalität in Konflikten; die sterbende Loyalität aus Indifferenz; und der Tod der Loyalität, der sich in der Hingabe an gottlose Ideale zeigt.

89:10.3

Das Gefühl von Schuld ist das Wissen um die Verletzung der Sitten; es ist nicht notwendigerweise Sünde. Es gibt keine wirkliche Sünde in Abwesenheit bewusster Illoyalität gegenüber der Gottheit.

89:10.4

Die Möglichkeit, in sich Schuldgefühle zu entdecken, ist ein Kennzeichen, das die Menschheit in transzendenter Weise auszeichnet. Sie stempelt den Men­schen nicht zu etwas Gemeinem. Sie sondert ihn vielmehr ab als ein Geschöpf von potentieller Größe und ewig aufsteigender Herrlichkeit. Das Gefühl der Nichtswürdigkeit ist der anfängliche Anstoß, der rasch und sicher zu jenen Eroberungen des Glaubens führen sollte, die den Verstand des Sterblichen auf die großartigen Ebenen sittlichen Adels, kosmischer Schau und geistiger Lebensweise versetzen; dadurch verwandeln sich alle zeitlichen Bedeu­tungen der menschlichen Existenz in ewige, und alle Werte steigen vom Menschlichen zum Göttlichen auf.

89:10.5

Sich zu seinen Sünden bekennen ist eine beherzte Distanzierung von Illoyalität, schwächt indessen in keiner Weise die zeitlich-räumlichen Folgen dieser Illoyalität ab. Aber das Eingeständnis der Sünde – die aufrichtige Erken­ntnis des Wesens der Sünde – ist unabdingbar für religiöses Wachstum und geistigen Fortschritt.

89:10.6

Die Sündenvergebung durch die Gottheit ist die Wiederherstellung der auf Loyalität gründenden Beziehungen nach einer Zeit, während der sich der Mensch des Aufhörens dieser Beziehungen infolge wissentlicher Auflehnung bewusst war. Man braucht Vergebung nicht zu suchen, sondern nur zu empfangen als das Wissen darum, dass die Loyalitätsbeziehungen zwischen Geschöpf und Schöpfer wiederhergestellt worden sind. Und alle loyalen Gottessöhne sind glücklich, lieben ihren Dienst und machen ohne Unterlass Fortschritte bei ihrem Aufstieg zum Paradies.

89:10.7

[Dargeboten von einem Leuchtenden Abendstern Nebadons.]


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