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Ehe und Familienleben

6. Die Partnerschaft von Mann und Frau

84:6.1

Der Geschlechtstrieb führt Männer und Frauen unfehlbar zur Fortpflanzung zusammen, aber allein vermag er ihr Zusammenbleiben in wechselseitiger Kooperation – die Gründung eines Heims – nicht zu gewährleisten.

84:6.2

In jeder erfolgreichen menschlichen Institution gibt es auf persönlichen Interessen beruhende Antagonismen, die durch Einstimmung zu einer praktisch arbeitenden Harmonie gelangt sind, und die Schaffung eines Heims macht darin keine Ausnahme. Die Ehe, die Grundlage der Heimbildung, ist der höchste Ausdruck dieser antagonistischen Kooperation, die so oft die Kontakte zwischen Natur und Gesellschaft charakterisiert. Der Konflikt ist unvermeidlich. Der Drang zur Paarung ist angeboren, er ist naturgegeben. Aber die Ehe ist nicht biologisch, sie ist soziologisch. Die Leidenschaft stellt sicher, dass Mann und Frau zusammenkommen, aber der schwächere elterliche Instinkt und die gesellschaftlichen Sitten sorgen für ihr Zusammenbleiben.

84:6.3

Praktisch betrachtet, sind Mann und Frau zwei verschiedene Spielarten derselben Gattung, die in enger und inniger Gemeinschaft leben. Ihre Gesichtspunkte und gesamten Lebensreaktionen sind grundverschieden; sie sind ganz und gar unfähig, einander in vollem Umfang und wirklich zu verstehen. Vollkommenes gegenseitiges Verstehen der Geschlechter kann nicht erreicht werden.

84:6.4

Die Frauen scheinen mehr Intuition als die Männer zu besitzen, aber auch ein bisschen weniger logisch zu sein. Indessen ist die Frau immer die sittliche Bannerträgerin und geistige Führerin der Menschheit gewesen. Immer noch fraternisiert die Hand, die die Wiege schaukelt, mit der Bestimmung.

84:6.5

Die zwischen Mann und Frau in Wesen, Reaktion, Standpunkt und Denken bestehenden Unterschiede, weit davon entfernt, zu Beunruhigung Anlass zu geben, sollten als für die Menschheit in hohem Maße segensreich angesehen werden, sowohl individuell als auch kollektiv. Viele Ordnungen von Universums­geschöpfen werden in zwei Phasen der Persönlichkeitsmanifestation erschaffen. Bei den Sterblichen, den Materiellen Söhnen und den Midsonitern nennt man diese Verschiedenheit männlich und weiblich; bei den Seraphim, Cherubim und Morontiellen Gefährten hat man sie als positiv oder dynamisch und negativ oder zurückhaltend bezeichnet. Solche Zweierbünde verstärken die Vielseitigkeit gewaltig und überwinden angeborene Beschränkungen, was auch für gewisse Dreierverbindungen im Paradies-Havona-System gilt.

84:6.6

Männer und Frauen benötigen einander in ihrer morontiellen und geistigen ebenso wie in ihrer irdischen Laufbahn. Die verschiedene Sicht von Mann und Frau besteht über das erste Leben hinaus weiter und setzt sich während des Aufstiegs durch Lokal- und Superuniversum fort. Und selbst in Havona werden die Pilger, die einst Männer und Frauen gewesen waren, einander beim Aufstieg zum Paradies weiter behilflich sein. Niemals, auch im Korps der Finalität nicht, wird sich das Geschöpf derart verwandeln, dass die Persönlichkeitstendenzen, die die Menschen männlich und weiblich nennen, ausgelöscht werden. Immer werden die beiden grundlegenden Spielarten der Menschheit fortfahren, einander Rätsel aufzugeben, zu stimulieren, zu ermutigen und beizustehen. Immer werden sie in wechselseitiger Abhängigkeit bei der Lösung verzwickter Universumsprobleme und beim Überwinden mannigfaltiger kosmischer Schwierigkeiten zusammenarbeiten.

84:6.7

Obgleich die Geschlechter nie hoffen können, einander völlig zu verstehen, sind sie tatsächlich komplementär, und obwohl ihre Zusammenarbeit oft mit mehr oder weniger persönlicher Gegnerschaft einhergeht, ist sie doch fähig, die Gesellschaft zu erhalten und fortzupflanzen. Die Institution der Ehe ist dazu bestimmt, die Geschlechtsunterschiede zu besänftigen und derweil für den Fortbestand der Zivilisation zu sorgen und die Fortpflanzung der Rasse zu gewährleisten.

84:6.8

Die Ehe ist die Mutter aller menschlichen Institutionen, denn sie führt geradewegs zur Gründung und Aufrechterhaltung des Heims, das die strukturelle Grundlage der Gesellschaft ist. Die Familie ist in lebenswichtiger Weise mit dem Mechanismus der Selbst-Erhaltung verbunden. Die Ehe ist die einzige Hoffnung des Fortbestehens der Rasse unter der Herrschaft der Sitten der Zivilisation, während sie zugleich erfolgreich gewisse höchst befriedigende Formen der Selbst-Beglückung verschafft. Die Familie ist die größte rein menschliche Errungenschaft, schafft sie es doch, die Evolution der biologischen Beziehung zwischen Mann und Frau mit den sozialen Beziehungen von Ehemann und Ehefrau zu verbinden.


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