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Die erste menschliche Familie

4. Die andonischen Sippen

63:4.1

Die primitiven Menschen – die andonischen Sippen – hatten schwarze Augen und dunkle Gesichtsfarbe, so etwas wie eine Mischung aus gelb und rot. Melanin ist eine Farbsubstanz, die man in der Haut aller menschlichen Wesen findet. Es handelt sich um das ursprüngliche andonische Hautpigment. In allgemeinem Aussehen und Hautfarbe glichen diese frühen Andoniten stärker den Eskimos als irgendeinem anderen Typ lebender menschlicher Wesen. Sie waren die ersten Geschöpfe, die zum Schutz vor Kälte Tierfelle verwendeten; ihre Körper waren kaum behaarter als die heutiger Menschen.

63:4.2

Das Leben im Stammesverband der tierischen Ahnen dieser frühen Menschen hatte bereits den Beginn zahlreicher sozialer Konventionen vorausahnen lassen, und nun trat mit dem Stärkerwerden der Gefühle und der steigenden Intelligenz dieser Wesen eine augenblickliche Entwicklung der gesellschaftlichen Organisation und der Arbeitsteilung innerhalb der Sippe ein. Sie waren äußerst nachahmefreudig, aber der Spieltrieb war nur schwach entwickelt, und Sinn für Humor ging ihnen fast gänzlich ab. Der primitive Mensch lächelte gelegentlich, aber er brach nie in herzhaftes Lachen aus. Humor war das Vermächtnis der späteren adamischen Rasse. Diese frühen Menschenwesen waren weniger schmerzempfindlich und reagierten weniger heftig auf unangenehme Situationen als viele der sich später entwickelnden Sterblichen. Das Gebären war für Fonta und ihre unmittelbaren Nachfahrinnen keine schmerzhafte oder qualvolle Prüfung.

63:4.3

Sie waren ein wunderbarer Stamm. Die Männer kämpften heroisch für die Sicherheit ihrer Gefährtinnen und Sprösslinge; die Frauen kümmerten sich rührend um ihre Kinder. Aber ihr Patriotismus galt einzig ihrer eigenen Sippe. Sie standen treu zu ihrer Familie; zur Verteidigung ihrer Kinder gaben sie ihr Leben ohne weiteres hin, aber sie waren des Gedankens unfähig, zu versuchen, aus der Welt einen besseren Ort für ihre Kindeskinder zu machen. Altruismus war im Menschenherzen noch nicht geboren, obwohl alle zur Geburt der Religion wesentlichen Gefühle in diesen Ureinwohnern Urantias bereits vorhanden waren.

63:4.4

Diese frühen Menschen besaßen eine rührende Zuneigung zu ihren Kame­raden und hatten mit Sicherheit eine wirkliche, wenn auch grobe Vorstellung von Freundschaft. In späteren Zeiten war es ein gewöhnlicher Anblick, während der ständig neu ausbrechenden Kämpfe gegen die niedrigeren Stämme einen dieser primitiven Menschen mit einer Hand tapfer kämpfen zu sehen, während er sich verbissen darum bemühte, einen verletzten Mitkämpfer zu schützen und zu retten. Eine Ahnung von den edelsten und höchst menschlichen Zügen der späteren evolutionären Entwicklung kam in diesen primitiven Völkern auf rührende Weise zum Ausdruck.

63:4.5

Die ursprüngliche andonische Sippe behielt ihre Führungsrolle ohne Unterbrechung bis in die siebenundzwanzigste Generation, als Sontads direkte Nachkommen ohne männlichen Spross blieben und zwei Rivalen, die Anspruch auf die Führung der Sippe erhoben, miteinander um die Herrschaft kämpften.

63:4.6

Bis zu dem Zeitpunkt der großen Zerstreuung der andonischen Sippen war aus ihren frühen Kommunikationsbemühungen eine gut entwickelte Sprache entstanden. Diese Sprache wuchs ständig, und fast täglich wurde ihr Neues hinzugefügt aufgrund der von diesen aktiven, ruhelosen und neugierigen Menschen erdachten neuen Erfindungen und Umweltanpassungen. Und diese Sprache wurde bis zum späteren Erscheinen der farbigen Rassen zum Wort Urantias, zur Sprache der frühen menschlichen Familie.

63:4.7

Die Zeit verstrich, und die andonischen Sippen wurden immer zahlreicher, und das Nebeneinander der wachsenden Familien führte zu Reibungen und Missverständnissen. Schließlich beherrschten nur noch zwei Dinge die Gedanken ihrer Mitglieder: Jagen zur Nahrungsbeschaffung und Kämpfen, um sich für irgendeine wirkliche oder vermeintliche Ungerechtigkeit oder Beleidigung zu rächen, die ein Nachbarstamm ihnen zugefügt hatte.

63:4.8

Familienfehden nahmen zu, Stammeskriege brachen aus, und ernste Verluste waren gerade unter den Besten der fähigeren und fortgeschritteneren Gruppen zu beklagen. Einige dieser Verluste waren irreparabel; einige der an Fähigkeit und Intelligenz reichsten Linien gingen der Welt für immer verloren. Die unaufhörlichen Sippenkämpfe drohten, diese frühe Rasse und ihre primitive Zivilisation auszulöschen.

63:4.9

Es ist unmöglich, solch primitive Wesen dahin zu bringen, lange miteinander in Frieden zu leben. Der Mensch stammt von kämpferischen Tieren ab, und wenn unkultivierte Wesen eng zusammenleben, irritieren und beleidigen sie einander. Die Lebensbringer kennen diese Tendenzen der evolutionären Geschöpfe und sehen deshalb die schließliche Trennung der sich entwickelnden Menschenwesen in drei oder noch öfter sechs unterschiedliche, gesonderte Rassen vor.


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