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Unmittelbar vor der Kreuzigung

5. Beziehung zwischen Jesu Tod und Passah

186:5.1

Es besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Jesu Tod und dem jüdischen Passah. Es stimmt, dass der Meister sein Leben an diesem Tag, dem Tag der Vorbereitung auf das jüdische Passahfest, und ungefähr zur Zeit der Opferung der Passahlämmer im Tempel, hingegeben hat. Aber dieses Zusammenfallen von Ereignissen bedeutet in keiner Weise, dass der Tod des Menschensohnes auf Erden irgendeine Verbindung mit dem jüdischen Opfersystem hat. Jesus war ein Jude, aber als Menschensohn war er ein Sterblicher der Welten. Die bereits erzählten Ereignisse, die zu dieser der Kreuzigung unmittelbar vorausgehenden Stunde führten, lassen hinreichend erkennen, dass sein Tod gerade um diese Zeit eine rein natürliche und von Menschen gehandhabte Angelegenheit war.

186:5.2

Der Mensch, und nicht Gott, hat Jesu Tod am Kreuz geplant und herbeigeführt. Es ist wahr, dass der Vater es ablehnte, in den Lauf der menschlichen Ereignisse auf Urantia einzugreifen, aber weder verfügte noch verlangte oder forderte der Vater im Paradies die Hinrichtung seines Sohnes, wie sie auf Erden vollzogen wurde. Tatsächlich hätte Jesus früher oder später seinen sterblichen Körper ablegen, seine Inkarnation als Mensch beenden müssen, aber er hätte dies auf unzählige andere Arten tun können, ohne zwischen zwei Dieben am Kreuz zu sterben. All das war Menschen- und nicht Gotteswerk.

186:5.3

Zum Zeitpunkt seiner Taufe hatte sich der Meister die Technik der von ihm verlangten Erfahrung eines Menschen auf Erden, deren er zur Erfüllung seiner siebenten und letzten Selbsthingabe an das Universum bedurfte, bereits vollkommen angeeignet. Zu jener Stunde hatte Jesus seine Pflicht auf Erden bereits getan. Das ganze Leben, das er danach lebte und sogar die Art und Weise seines Sterbens waren sein rein persönlicher Liebesdienst zum Wohl und zur Erbauung seiner sterblichen Geschöpfe auf dieser und anderen Welten.

186:5.4

Das Evangelium von der guten Nachricht, dass der sterbliche Mensch durch den Glauben zum geistigen Bewusstsein kommen kann, ein Sohn Gottes zu sein, hängt nicht von Jesu Tod ab. Es ist allerdings wahr, dass dieses ganze Evangelium vom Königreich durch den Tod des Meisters wunderbar erhellt worden ist – aber noch mehr durch sein Leben.

186:5.5

Alles, was der Menschensohn auf Erden gesprochen oder getan hat, hat die Lehren von der Gottessohnschaft und von der Brüderlichkeit der Menschen um vieles schöner gemacht, aber diese grundlegenden Beziehungen zwischen Gott und den Menschen liegen in der Natur der universalen Tatsachen der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen und der angeborenen Barmherzigkeit der göttlichen Söhne. Diese rührenden und göttlich schönen Beziehungen zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer auf dieser und allen anderen Welten im ganzen Universum der Universen existieren seit ewig; und sie hängen in gar keiner Weise von den periodischen Selbsthingaben der Schöpfer­söhne Gottes ab, welche die Natur und Gestalt der von ihnen erschaffenen Intelligenzen annehmen als Teil des Preises, den sie für die schließliche Erwer­bung unbeschränkter Souveränität über ihr jeweiliges Lokaluniversum zu zahlen haben.

186:5.6

Der Vater im Himmel hat die sterblichen Menschen auf Erden vor Jesu Leben und Sterben auf Urantia genauso sehr geliebt wie nach dieser transzendenten Manifestation der Partnerschaft zwischen Mensch und Gott. Das gewaltige Geschehen der Inkarnation des Gottes von Nebadon als Mensch auf Urantia konnte die Attribute des ewigen, unendlichen und universalen Vaters nicht verstärken, aber es bereicherte und erleuchtete alle übrigen Verwalter und Geschöpfe des Universums von Nebadon. Die Liebe des himmlischen Vaters zu uns hat wegen der Selbsthingabe Michaels nicht zugenommen, wohl aber jene aller übrigen himmlischen Intelligenzen. Und dem ist so, weil Jesus nicht nur den Menschen Gott offenbarte, sondern umgekehrt auch den Göttern und himmlischen Intelligenzen des Universums der Universen eine neue Offen­barung vom Menschen gab.

186:5.7

Jesus ist nicht im Begriff, als ein Opfer für Sünde zu sterben. Er wird nicht die angeborene moralische Schuld der menschlichen Rasse sühnen. Die Menschheit trägt vor Gott keine derartige Rassenschuld. Schuld ist ausschließlich eine Angelegenheit persönlicher Sünde, wissentlicher und vorsätzlicher Auflehnung gegen den Willen des Vaters und die Verwaltung seiner Söhne.

186:5.8

Sünde und Rebellion haben mit dem fundamentalen Selbsthingabeplan der Paradies-Söhne Gottes nichts zu tun, obwohl es uns so vorkommt, als sei der Errettungsplan ein einstweiliger Wesenszug des Selbsthingabeplans.

186:5.9

Die den Menschen Urantias von Gott angebotene Errettung wäre ebenso wirkungsvoll und untrüglich gewiss gewesen, wenn Jesus nicht durch die grausamen Hände unwissender Sterblicher umgebracht worden wäre. Hätten die Sterblichen der Erde den Meister günstig aufgenommen und hätte er Urantia durch freiwillige Aufgabe seines inkarnierten Lebens verlassen, so wäre die Tatsache der Liebe Gottes und der Barmherzigkeit des Sohnes – die Tatsache der Sohnesbeziehung zu Gott – davon in keiner Weise berührt worden. Ihr Sterblichen seid Söhne Gottes, und nur eines ist nötig, um diese Tatsache in eurer persönlichen Erfahrung Wirklichkeit werden zu lassen: euer aus dem Geiste geborener Glaube.


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