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Die Religionen der Welt

8. Taoismus

131:8.1

Melchisedeks Sendboten drangen bis tief nach China hinein, und die Doktrin vom Einen Gott wurde ein Teil der frühen Lehre mehrerer chinesischer Religionen. Die Religion, die sich am längsten hielt und am meisten monotheistische Wahrheit enthielt, war der Taoismus, und Ganid trug aus den Lehren ihres Gründers das Folgende zusammen:

131:8.2

„Wie rein und gelassen ist der Allerhöchste, und doch wie kraftvoll und mächtig, wie tief und unergründlich! Dieser Gott des Himmels ist der verehrte Ahnherr aller Dinge. Wenn ihr den Ewigen kennt, seid ihr erleuchtet und weise. Kennt ihr ihn aber nicht, dann äußert sich die Unwissenheit als Übel, und die Leidenschaften der Sünde erwachen. Dieses wunderbare Wesen existierte, bevor es Himmel und Erde gab. Gott ist wahrhaft geistig; er steht unerreicht da und ändert sich nicht. Er ist tatsächlich die Mutter der Welt, und die ganze Schöpfung dreht sich um ihn. Dieser Große gibt sich den Menschen und befähigt sie dadurch, sich auszuzeichnen und fortzuleben. Wenn einer auch nur ein ganz geringes Wissen besitzt, kann er trotzdem auf den Wegen des Allerhöchsten schreiten; er kann sich dem himmlischen Willen anpassen.

131:8.3

Alle wahrhaft dienlichen guten Werke kommen vom Allerhöchsten. Alles hängt von der großen Quelle des Lebens ab. Der Große Allerhöchste verlangt keine Anerkennung für seine Gaben. Obschon er allmächtig ist, bleibt er unseren Blicken verborgen. Ohne Unterlass wandelt er seine Eigenschaften, während er seine Geschöpfe vervollkommnet. Die himmlische Vernunft ist langsam und geduldig in ihren Vorhaben, aber sicher, ihre Ziele zu erreichen. Der Höchste breitet sich über das ganze Universum aus und hält es in Gang. Wie groß und mächtig sind sein überströmender Einfluss und seine Anziehungskraft! Gleich dem Wasser ist wahre Güte für alles ein Segen und schadet niemandem. Und wie das Wasser sucht die wahre Güte die niedrigsten Orte auf, sogar Ebenen, die andere meiden, weil die Güte dem Höchsten verwandt ist. Der Höchste erschafft alle Dinge, hegt ihre Natur und vervollkommnet sie im Geiste. Und es ist ein tiefes Geheimnis, wie der Höchste das Geschöpf aufzieht, beschützt und vervollkommnet, ohne es doch zu zwingen. Er führt und lenkt, aber ohne seinen Anspruch geltend zu machen. Er unterstützt die Weiterentwicklung, ohne zu gebieten.

131:8.4

Der Weise lässt sein Herz universal werden. Ein geringes Wissen ist eine gefährliche Sache. Wer sich nach Großem sehnt, muss lernen, bescheiden zu werden. In der Schöpfung ist der Höchste zur Mutter der Welt geworden. Seine Mutter zu kennen, heißt bejahen, dass man ihr Sohn ist. Wer alle Teile vom Gesichtspunkt des Ganzen aus betrachtet, ist ein weiser Mann. Verhaltet euch jedem Menschen gegenüber so, als wäret ihr an seiner Stelle. Vergeltet Kränkung mit Freundlichkeit. Wenn ihr die Menschen liebt, werden sie zu euch kommen – ihr werdet sie mühelos gewinnen.

131:8.5

Der Große Allerhöchste durchdringt alles; er ist zur Linken und zur Rechten; er trägt die ganze Schöpfung und wohnt allen wahrheitsliebenden Wesen inne. Ihr könnt den Höchsten nicht finden, aber ihr könnt nirgendwohin gehen, wo er nicht ist. Wenn ein Mensch sich der Schlechtigkeit seines Tuns bewusst wird und die Sünde von Herzen bereut, dann kann er um Vergebung bitten, der Strafe entgehen und das Unglück in Segen verwandeln. Der Höchste ist der sichere Zufluchtsort der ganzen Schöpfung; er ist der Hüter und Erretter der Menschheit. Wenn ihr ihn täglich sucht, werdet ihr ihn finden. Da er Sünden vergeben kann, ist er wahrhaftig für alle Menschen sehr kostbar. Denkt stets daran, dass Gott den Menschen nicht für das belohnt, was er tut, sondern für das, was er ist. Deshalb solltet ihr euren Mitmenschen ohne Gedanken an Belohnung helfen. Tut Gutes, ohne an einen Gewinn für euch selber zu denken.

131:8.6

Diejenigen, welche die Gesetze des Ewigen kennen, sind weise. Die Unkenntnis des göttlichen Gesetzes bedeutet Elend und Unglück. Wer Gottes Gesetze kennt, ist vorurteilslos. Wenn ihr den Ewigen kennt, wird eure Seele im Dienste des Geistes weiterleben, wenngleich euer Körper zugrunde geht. Es zeugt von wahrer Weisheit, wenn ihr eure Unbedeutendheit erkennt. Wenn ihr im Licht des Ewigen lebt, werdet ihr euch der Erleuchtung des Höchsten erfreuen. Alle, die sich ganz dem Dienst des Höchsten widmen, sind in diesem Streben nach dem Ewigen von Freude erfüllt. Wenn der Mensch stirbt, beginnt der Geist, auf der langen großen Heimreise dahinzufliegen.“


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