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Die Evolution des Gebetes

2. Sich entwickelndes Gebet

91:2.1

Die ersten Gebete waren lediglich in Worte gefasste Begehren, sie waren Ausdruck aufrichtiger Wünsche. Danach wurde das Gebet eine Technik, um die Zusammenarbeit der Geister zu erwirken. Und dann erreichte es jene höhere Funktion, die der Religion hilft, alle der Erhaltung würdigen Werte zu bewahren.

91:2.2

Sowohl Gebet wie Magie entstanden aus den menschlichen Anpassungs­reaktionen auf das Umfeld Urantias. Aber außer dieser allgemeinen Beziehung haben sie kaum etwas gemein. Das Gebet hat immer eine positive Handlung des betenden Ichs verraten; es ist immer psychisch und manchmal geistig gewesen. Die Magie hat gewöhnlich einen Versuch bedeutet, die Realität zu manipulieren, ohne dass dies sich indessen auf das Ego des Manipulators, des Magie Treibenden, ausgewirkt hätte. Trotz ihrer unabhängigen Ursprünge haben Magie und Gebet in ihren späteren Entwicklungsstadien oft in Wechsel­beziehung zueinander gestanden. Die Magie ist manchmal aufgrund höher gesteckter Ziele von Formeln über Ritual und Beschwörungen bis an die Schwelle wahren Gebets aufgestiegen. Das Gebet ist manchmal so materialistisch geworden, dass es zu einer pseudomagischen Technik verkommen ist, welche die zur Lösung urantianischer Probleme erforderliche Anstrengung zu vermeiden sucht.

91:2.3

Als die Menschen erkannten, dass das Gebet die Götter nicht zu zwingen vermochte, wurde es mehr zu einem Gesuch, zu einer Bitte um Gunsterweisung. Aber das wahrste Gebet ist in Wirklichkeit eine Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer.

91:2.4

Das Erscheinen der Opferidee in einer beliebigen Religion tut der höheren Wirksamkeit wahren Betens unfehlbar Abbruch, indem die Menschen, anstatt ihren eigenen, der Ausführung des Willens Gottes geweihten Willen darzubringen, danach trachten, materielles Eigentum darzubringen.

91:2.5

Nimmt man der Religion einen persönlichen Gott, so werden ihre Gebete auf die Ebene von Theologie und Philosophie versetzt. Wenn das höchste Gottes­konzept einer Religion – wie im pantheistischen Idealismus – das einer unpersönlichen Gottheit ist, wirkt es sich, auch wenn es die Grundlage für gewisse Formen my­stischer Verbindung liefert, verhängnisvoll auf die Macht wahren Gebets aus, welches immer für die Verbindung des Menschen mit einem persönlichen und höheren Wesen steht.

91:2.6

Während der früheren Zeiten der Rassenevolution und auch heutzutage in der täglichen Erfahrung des Durchschnittssterblichen ist das Gebet hauptsächlich ein Phänomen des Austauschs des Menschen mit seinem eigenen Unterbewussten. Aber es gibt auch einen Gebetsbereich, in dem der intellektuell Wache und geistig Fortschreitende mehr oder weniger mit den überbewussten Ebenen des menschlichen Verstandes, mit dem Bereich des innewohnenden Gedankenjustierers, in Kontakt tritt. Zusätzlich gibt es eine ganz bestimmte geistige Phase wahren Gebets, die seinen Empfang und seine Anerkennung durch die geistigen Kräfte des Universums betrifft und die von allen menschlichen und intellektuellen Verbindungen völlig verschieden ist.

91:2.7

Das Gebet trägt sehr stark zum Wachsen des religiösen Gefühls eines sich entwickelnden menschlichen Gemütes bei. Es übt einen mächtigen Einfluss aus, der einer Isolierung der Persönlichkeit entgegenwirkt.

91:2.8

Das Gebet ist eine der mit den natürlichen Religionen der Rassenevolution verknüpften Techniken, die ebenfalls einen Teil der erfahrungsmäßigen Werte der höheren sich durch Ethik auszeichnenden Religionen, der Offen­bar­ungsreligionen, bildet.


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