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Schrift 89
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Sünde, Opfer und Sühne

9. Opfer und Sakramente

89:9.1

Im Laufe der Evolution der urantianischen Rituale ist das menschliche Opfer von der blutigen Angelegenheit der Menschenfresserei zu höheren, symbolischeren Ebenen aufgestiegen. Aus den frühen Opferritualen gingen die späteren sakramentalen Zeremonien hervor. In jüngerer Zeit nahm nur noch der Priester einen Bissen vom kannibalistischen Opfer oder einen Tropfen menschlichen Blutes zu sich, wonach sich alle anderen an einem tierischen Ersatz gütlich taten. Die frühen Ideen von Lösegeld, Freikauf und Bünden haben sich zu den sakramentalen Diensten späterer Tage weiterentwickelt. Und diese ganze Entwicklung der Zeremonien hat eine machtvolle sozialisierende Wirkung ausgeübt.

89:9.2

In Verbindung mit dem Kult der Mutter Gottes benutzte man in Mexiko und anderswo schließlich ein Sakrament aus Kuchen und Wein anstelle von Fleisch und Blut wie beim älteren Menschenopfer. Die Hebräer befolgten dieses Ritual lange als Teil ihrer Passahzeremonien, und aus diesem Zeremoniell ist die spätere christliche Version des Sakramentes hervorgegangen.

89:9.3

Die alten sozialen Bruderschaften gründeten auf dem Ritus des Bluttrinkens; die frühe jüdische Bruderschaft war eine blutige Opferangelegenheit. Paulus begann, auf dem „Blut des ewigen Bundes“ einen neuen christlichen Kult aufzubauen. Und obwohl er das Christentum vielleicht unnötigerweise mit Lehren über Blut und Opfer belastet hat, so hat er doch den Lehren vom Freikauf durch Menschen- oder Tieropfer ein für alle Male ein Ende gesetzt. Seine theologischen Kompromisse lassen erkennen, dass sogar die Offenbarung sich der stufenweisen Herrschaft der Evolution fügen muss. Paulus zufolge wurde Christus das letzte und allem genügende Menschenopfer; der göttliche Richter ist jetzt völlig und für immer befriedigt.

89:9.4

Und so hat sich nach langen Zeitaltern der Opferkult zum Sakramentenkult entwickelt. Die Sakramente der modernen Religionen sind also die rechtmäßigen Nachfolger jener frühen schockierenden Zeremonien mit Menschenopfern und der noch früheren kannibalistischen Rituale. Viele sind für ihre Errettung immer noch vom Blut abhängig, aber dieses ist wenigstens bildlich, symbolisch und mystisch geworden.


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