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Fetische, Zauber und Magie

3. Totemismus

88:3.1

Der Fetischismus zog sich durch alle primitiven Kulte hindurch, vom frühesten Glauben an heilige Steine über Götzendienst, Kannibalismus und Naturanbetung bis zum Totemismus.

88:3.2

Totemismus ist eine Kombination von sozialen und religiösen Bräuchen. Ursprünglich dachte man, dass Hochachtung vor dem Totemtier, von dem man biologisch abzustammen glaubte, die Nahrungsversorgung sicherstelle. Die Totems waren gleichzeitig Symbole der Gruppe und ihres Gottes. Ein solcher Gott war der personifizierte Klan. Der Totemismus war eine Phase des Versuchs einer Sozialisierung der an sich persönlichen Religion. Das Totem verwandelte sich schließlich in die Flagge, das Nationalsymbol der verschiedenen modernen Völker.

88:3.3

Ein Fetisch- oder Medizinköfferchen war eine Tasche, die eine ehrwürdige Sammlung von phantomdurchdrungenen Artikeln enthielt, und der Medi­zin­mann vergangener Zeiten erlaubte seiner Tasche, dem Symbol seiner Macht, nie, den Boden zu berühren. Im zwanzigsten Jahrhundert achten die zivilisierten Völker ebenso darauf, dass ihre Flaggen, die Embleme ihres Nationalbewusstseins, nie den Boden berühren.

88:3.4

Die Insignien von Priester- und Königsamt wurden am Ende als Fetische betrachtet, und der Fetisch des höchsten Staates hat viele Entwicklungsstadien durchgemacht, vom Klan zum Stamm, von der Lehensherrschaft zur Souve­ränität, vom Totem zur Flagge. Die Fetischkönige haben mit „göttlichem Recht“ geherrscht, und es hat viele andere Regierungsformen gegeben. Die Menschen haben auch aus der Demokratie einen Fetisch gemacht, die Verher­rlichung und Anbetung der Ideen des Durchschnittsmenschen, wenn man sie insgesamt als „öffentliche Meinung“ bezeichnet. Die Meinung eines Einzelnen wird, allein genommen, gering geachtet, aber wenn viele Menschen kollektiv als Demokratie funktionieren, macht man dasselbe mittelmäßige Urteil zum Schiedsrichter der Justiz und zur Norm der Rechtschaffenheit.


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