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Ehe und Familienleben

8. Gefahren der Selbst-Beglückung

84:8.1

Die große Bedrohung des Familienlebens kommt von der beängstigend anschwellenden Flut der Selbst-Beglückung, der modernen Vergnügungssucht. Der erste Anstoß zur Ehe war wirtschaftlicher Art; die sexuelle Anziehung kam erst an zweiter Stelle. Die Ehe, gegründet auf Selbst-Erhaltung, führte zur Selbst-Fortpflanzung und verschaffte zugleich eine der wünschenswertesten Formen von Selbst-Beglückung. Sie ist die einzige Institution der menschlichen Gesellschaft, die alle drei dieser großen Lebensmotivationen in sich vereinigt.

84:8.2

Ursprünglich war der Besitz die grundlegende Institution der Selbst-Erhaltung, während die Ehe als einzige Institution der Selbst-Fortpflanzung funktionierte. Obwohl Gaumenfreuden, Spiel und Humor und die periodische sexuelle Befriedigung Mittel der Selbst-Beglückung waren, so bleibt doch die Tatsache bestehen, dass die sich entwickelnden Sitten es unterlassen haben, eine eigene Institution zur Selbst-Beglückung zu schaffen. Und es ist diesem Versagen bei der Entwicklung spezialisierter Techniken zu vergnüglichem Genießen zuzuschreiben, dass alle menschlichen Institutionen so vollständig von dieser Vergnügungssucht durchsetzt sind. Die Ansammlung von Gütern wird ein Instrument zur Vermehrung aller Arten von Selbst-Beglückung, und die Ehe wird oft bloß als ein Mittel zum Vergnügen betrachtet. Und diese Genusssucht, diese weit verbreitete Vergnügungswut stellt jetzt die größte Bedrohung dar, die sich je gegen die evolutionäre gesellschaftliche Institution des Familienlebens, das Heim, gerichtet hat.

84:8.3

Die violette Rasse bereicherte die Erfahrung der Menschheit um ein neues, noch unvollkommen verwirklichtes Merkmal – den Spieltrieb zusammen mit dem Sinn für Humor. Beide waren bei den Sangikvölkern und Andoniten bis zu einem gewissen Grad bereits vorhanden, aber die adamische Blutzufuhr hob diese primitive Neigung zum Potential des Vergnügens empor, einer neuen und schöneren Form der Selbst-Beglückung. Der Grundtypus von Selbst-Beglückung neben der Stillung von Hunger ist die sexuelle Beglückung, und diese Form sinnlichen Vergnügens wurde durch die Vermischung der Sangikrassen mit den Anditen gewaltig gesteigert.

84:8.4

Es liegt eine wirkliche Gefahr in der Kombination von Rastlosigkeit, Neugier, Abenteuerlust und Hingabe an das Vergnügen, die für die nachanditischen Rassen so charakteristisch ist. Der Hunger der Seele kann nicht durch physische Freuden gestillt werden; die Liebe zu Heim und Kindern wird durch eine unbesonnene Jagd nach dem Vergnügen nicht gesteigert. Solltet ihr auch alle Ressourcen von Kunst, Farbe, Klang, Rhythmus, Musik und persönlichem Schmuck erschöpfen, so könnt ihr dennoch nicht hoffen, dadurch eure Seele zu erheben oder euren Geist zu ernähren. Eitelkeit und Mode können nichts zum Aufbau eines Heims und zur Kindererziehung beitragen; Stolz und Rivalisieren sind machtlos, die Überlebensqualitäten der aufeinander folgenden Generationen zu steigern.

84:8.5

Alle vorwärts strebenden himmlischen Wesen genießen gewisse Zeiten der Erholung und erfreuen sich des Wirkens der Leiter der Rückschau. Alle Bestre­bun­gen, sich heilsame Abwechslung zu verschaffen und erbauendem Spiel hinzugeben, sind gesund; erfrischender Schlaf, Ruhe, Erholung und jeder Zeitvertreib, der vor langweiliger Monotonie schützt, sind lohnend. Wettspiele, Geschichtenerzählen und sogar gut schmeckendes Essen können als Formen der Selbst-­Beglückung dienen. (Wenn ihr zum Würzen der Speisen Salz verwendet, dann sinnt einen Augenblick darüber nach, dass der Mensch während beinahe einer Million Jahren Salz nur erhalten konnte, indem er seine Nahrung in Asche tauchte.)

84:8.6

Der Mensch freue sich; die menschliche Rasse finde ihr Vergnügen auf tausenderlei Art; die evolutionäre Menschheit erforsche alle Formen legitimer Selbst-Beglückung, Früchte ihres langen biologischen Emporkämpfens. Der Mensch hat einige seiner heutigen Freuden und Vergnügen wohl verdient. Aber verliert das Ziel eurer Bestimmung nicht aus den Augen! Die Vergnügungen sind in der Tat selbstmörderisch, wenn es ihnen gelingen sollte, das Eigentum, das zur Institution der Selbst-Erhaltung geworden ist, zu zerstören; und man hat für die Selbst-Beglückungen einen tödlichen Preis bezahlt, wenn sie den Zusammenbruch der Ehe, den Niedergang des Familienlebens und die Zerstörung des Heims bewirken sollten – der höchsten evolutionären Leistung des Menschen und einzigen Hoffnung für das Überleben der Zivilisation.

84:8.7

[Dargeboten von dem Chef der auf Urantia stationierten Seraphim.]


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