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Die Mittler-Geschöpfe

5. Adamson und Ratta

77:5.1

Nachdem dieser Bericht die noditische Vorgeschichte der Ahnenschaft der sekundären Mittler geschildert hat, sollte er jetzt die adamische Hälfte ihrer Ahnenschaft betrachten, denn die sekundären Mittler sind auch die Enkel­kinder Adamsons, des Erstgeborenen der violetten Rasse Urantias.

77:5.2

Adamson gehörte zu jener Gruppe von Kindern Adams und Evas, die sich dafür entschieden, bei ihrem Vater und ihrer Mutter auf der Erde zu bleiben. Nun hatte dieser älteste Sohn Adams Van und Amadon oft die Geschichte von ihrer Heimat im Hochland des Nordens erzählen hören, und einige Zeit nach der Gründung des zweiten Gartens fasste er den Entschluss, sich auf die Suche nach dem Land seiner Jugendträume zu machen.

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Adamson war zu diesem Zeitpunkt hundertzwanzig Jahre alt und Vater von zweiunddreißig reinblütigen Kindern des zweiten Gartens. Er wollte bei seinen Eltern bleiben und ihnen bei der Errichtung des zweiten Gartens beistehen, aber er litt stark unter dem Verlust seiner Lebensgefährtin und ihrer Kinder, die es allesamt vorgezogen hatten, gemeinsam mit den anderen Kindern Adams, die Schützlinge der Allerhöchsten werden wollten, nach Edentia zu gehen.

77:5.4

Adamson wollte seine Eltern nicht allein auf Urantia zurücklassen, es widerstrebte ihm, Schwierigkeiten und Gefahren zu fliehen, aber die Verhältnisse im zweiten Garten waren weit davon entfernt, ihn zu befriedigen. Er trug viel zu der Förderung der frühen Verteidigungs- und Bauarbeiten bei, beschloss aber, bei der ersten Gelegenheit nach Norden zu ziehen. Obwohl sein Abschied völlig harmonisch verlief, waren Adam und Eva tief bekümmert, ihren ältesten Sohn zu verlieren, ihn in eine fremde und feindliche Welt ziehen zu lassen, um ihn, wie sie fürchteten, nie wiederkehren zu sehen.

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Ein Trupp von siebenundzwanzig Begleitern folgte Adamson nach Norden auf der Suche nach diesem Volk seiner kindlichen Fantasien. Nach etwas mehr als drei Jahren fanden Adamson und seine Reisegesellschaft tatsächlich das Ziel ihres Abenteuers, und unter diesen Menschen entdeckte er eine wunderbare, bildschöne junge Frau von zwanzig Jahren, die für sich in Anspruch nahm, die letzte reine Nachfahrin der Stabsangehörigen des Fürsten zu sein. Diese Frau, Ratta, sagte, dass ihre Ahnen sämtlich von zwei abgefallenen Stabs­mitgliedern des Fürsten abstammten. Sie war die letzte ihrer Rasse und besaß keine lebenden Brüder oder Schwestern. Sie war ziemlich entschlossen, ledig zu bleiben und kinderlos zu sterben, aber sie verlor ihr Herz an den majestätischen Adamson. Und als sie die Geschichte von Eden hörte, vernahm, dass die Vorhersagen Vans und Amadons wirklich eingetroffen waren, und dann der Erzählung von der Verfehlung im Garten lauschte, wurde sie nur noch von einem einzigen Gedanken beherrscht – diesen Sohn und Erben Adams zu heiraten. Und rasch bemächtigte sich die Idee Adamsons. Nach etwas über drei Monaten waren sie verheiratet.

77:5.6

Adamson und Ratta hatten eine Familie von siebenundsechzig Kindern. Sie begründeten eine große Linie von Führern der Welt, aber sie taten darüber hinaus noch etwas anderes. Es sollte daran erinnert werden, dass diese beiden Wesen wirklich übermenschlich waren. Jedes vierte Kind, das ihnen geboren wurde, gehörte einer besonderen Ordnung an, indem es oft unsichtbar war. Nie war so etwas in der Geschichte der Welt vorgekommen. Ratta war sehr beunruhigt – gar abergläubisch – aber Adam kannte die Existenz der primären Mittler sehr wohl und zog daraus den Schluss, vor seinen Augen müsse sich etwas Ähnliches abspielen. Als das zweite Kind mit sonderbarem Benehmen ankam, beschloss er, beide miteinander zu verheiraten, da das eine männlichen, das andere weiblichen Geschlechts war, und das ist der Ursprung der sekundären Mittlerordnung. Innerhalb von hundert Jahren entstanden fast zweitausend von ihnen, wonach das Phänomen aufhörte.

77:5.7

Adamson lebte 396 Jahre. Er kehrte viele Male zurück, um seinen Vater und seine Mutter zu besuchen. Alle sieben Jahre reisten er und Ratta südwärts zum zweiten Garten, und währenddessen hielten ihn die Mittler über das Wohlergehen seines Volkes auf dem Laufenden. Sie leisteten zu Adamsons Lebzeiten große Dienste beim Aufbau eines neuen und unabhängigen Weltzentrums für Wahrheit und Rechtschaffenheit.

77:5.8

Und so stand Adamson und Ratta dieses Korps wunderbarer Helfer zur Verfügung, und es arbeitete mit ihnen während ihres langen Lebens daran, die Ausbreitung fortgeschrittener Wahrheit und höherer Normen geistigen, intellektuellen und physischen Lebens zu fördern. Die Resultate dieser Bemühung um eine Besserung der Welt wurden durch spätere Rückentwicklungen nie ganz ausgelöscht.

77:5.9

Nach der Zeit Adamsons und Ratta unterhielten die Adamsoniten fast siebentausend Jahre lang eine hohe Kultur. Später vermischten sie sich mit den benachbarten Noditen und Andoniten und zählten ebenfalls zu den „mächtigen Menschen von einst“. Und einige Fortschritte jenes Zeitalters überdauerten und wurden zu einem unterschwelligen Teil des kulturellen Potentials, das später in der europäischen Zivilisation aufblühte.

77:5.10

Jenes Zivilisationszentrum befand sich in der östlich vom Südende des Kaspischen Meeres gelegenen Region in der Nähe des Kopet Dag. In geringer Höhe der bergigen Ausläufer Turkestans befinden sich die Spuren dessen, was einst das adamsonitische Hauptquartier der violetten Rasse war. An diesen Orten des Hochlands, die in einem engen und alten fruchtbaren Gürtel in den niedrigeren Ausläufern der Kopetkette liegen, erblühten nacheinander in verschie­denen Zeiten vier verschiedene Kulturen, die jeweils durch vier verschiedene Gruppen von Nachkommen Adamsons aufgebaut wurden. Es war die zweite dieser Gruppen, die westwärts nach Griechenland und auf die Mittel­meerinseln auswanderte. Der Rest der Nachfahren Adamsons wanderte nach Norden und Westen und betrat Europa mit den gemischten Angehörigen der letzten aus Mesopotamien kommenden Anditenwelle, und sie zählten auch zu den anditisch-arischen Eroberern Indiens.


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