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Gottes Beziehung zum Universum

2. Gott und Natur

4:2.1

Natur ist in einem begrenzten Sinne die physische Daseinsform Gottes. Gottes Führung, oder Handeln, wird bedingt und vorübergehend modifiziert durch die experimentellen Pläne und evolutionären Modelle eines Lokaluniversums, einer Konstellation, eines Systems oder eines Planeten. Gott handelt überall im unermesslichen Alluniversum gemäß einem genau umrissenen, unveränderlichen und unwandelbaren Gesetz; aber er modifiziert jeweils die Urmuster seines Handelns, um zur koordinierten und ausgewogenen Führung jedes Universums, jeder Konstellation, jedes Systems, jedes Planeten und jeder Persönlichkeit beizusteuern in Übereinstimmung mit den lokal verfolgten Absichten, Zielen und Plänen der endlichen Projekte evolutionärer Entfaltung.

4:2.2

Deshalb beruht das, was sich der sterbliche Mensch unter Natur vorstellt, einerseits auf den Grundfesten einer unveränderlichen Gottheit und ihrer unwandelbaren Gesetze und existiert vor deren fundamentalem Hintergrund, während es andererseits modifiziert wird, fluktuiert und Umwälzungen durchmacht durch das Wirken der lokalen Pläne, Vorhaben, Modelle und Bedingungen, die durch die Kräfte und Persönlichkeiten des Lokaluniversums, der Konstellation, des Systems und des Planeten geschaffen und ausgeführt werden. Zum Beispiel erscheinen die von Gott verfügten Gesetze in Nebadon in einer durch die Pläne des Schöpfersohnes und des Schöpferischen Geistes dieses Lokaluniversums bedingten Modifikation; dazu kommt, dass das Wirken dieser Gesetze dem Einfluss der Irrtümer, Verfehlungen und Rebellionen von gewissen auf eurem Planeten wohnenden und eurem unmittelbaren planetarischen System von Satania angehörenden Wesen ausgesetzt war.

4:2.3

Die Natur ist ein zeitlich-räumliches Ergebnis von zwei kosmischen Faktoren: erstens, der Unveränderlichkeit, Vollkommenheit und Rechtschaffenheit der Gottheit des Paradieses, und zweitens, der experimentellen Pläne, der groben Fehler in der Ausführung, der Verirrungen rebellischer Art, des unvollständigen Entwicklungsstandes und der unvollkommenen Weisheit der außerparadiesischen Geschöpfe, vom höchsten bis zum niedrigsten. Daher kommt es, dass sich durch die Natur wie ein wunderbarer Faden die konstante, unveränderliche und majestätische Vollkommenheit des Kreises der Ewigkeit zieht, diese Natur aber in jedem Universum, auf jedem Planeten und in jedem individuellen Leben modifiziert, bedingt und unter Umständen beeinträchtigt wird durch die Handlungen, Fehler und Treuebrüche der Geschöpfe der evolutionären Systeme und Universen; und deshalb wird die Natur trotz der ihr zugrunde liegenden Stabilität stets ein wechselndes, bisweilen launenhaftes Gesicht zeigen, das sich überdies von einem Lokaluniversum zum anderen je nach den darin angewandten Verfahren unterscheidet.

4:2.4

Natur ist die Vollkommenheit des Paradieses geteilt durch Unfertigkeit, Übel und Sünde der unvollendeten Universen. Dieser Quotient drückt somit das Vollkommene wie das Partielle, das Ewige wie das Zeitliche aus. Die fortlaufende Evolution modifiziert die Natur, indem sie den Gehalt an paradiesischer Vollkommenheit erhöht und den relative Realität besitzenden Gehalt an Übel, Irrtum und Disharmonie vermindert.

4:2.5

Gott ist weder in der Natur noch in irgendeiner Naturkraft persönlich anwesend, denn im Phänomen der Natur überlagern die Unvollkommenheiten fortschreitender Evolution und manchmal auch die Folgen rebellischer Auflehnung die paradiesischen Fundamente von Gottes universalem Gesetz. Wie es auf einer Welt wie Urantia offenkundig wird, kann die Natur niemals eines allweisen und unendlichen Gottes angemessener Ausdruck, wahre Repräsentation und getreues Abbild sein.

4:2.6

Auf eurer Welt ist die Natur eine den evolutionären Plänen des Lokaluniversums gehorchende, besondere Ausprägung der Gesetze der Vollkommenheit. Wie verkehrt ist es doch, die Natur anzubeten, nur weil sie in einem begrenzten und bedingten Sinne von Gott durchdrungen ist, weil sie eine Phase der universalen und deshalb göttlichen Macht darstellt! Die Natur ist ebenso sehr ein Ausdruck der unfertigen, unvollständigen und unvollkommenen Ergebnisse eines sich entwickelnden, wachsenden und fortschreitenden universellen Experimentes kosmischer Evolution.

4:2.7

Die offensichtlichen Mängel der natürlichen Welt sind kein Hinweis auf irgendwelche entsprechenden Mängel im Charakter Gottes. Vielmehr sind derartige beobachtete Unvollkommenheiten nur unvermeidliche Momentaufnahmen bei der Vorführung des ewig laufenden Films der sich in Bildern ausdrückenden Unendlichkeit. Gerade diese Mängel aufweisenden Unterbrechungen der Vollkommenheits-Kontinuität gestatten es dem endlichen Verstand des materiellen Menschen, in Zeit und Raum einen flüchtigen Eindruck von der göttlichen Realität zu erhalten. Die materiellen Manifestationen der Göttlichkeit scheinen für den evolutionären Verstand des Menschen nur deshalb mangelhaft, weil der Sterbliche darauf besteht, das Naturgeschehen mit natürlichen Augen zu betrachten, aus menschlicher Sicht und ohne Hilfe der morontiellen Mota oder des diese auf den Welten der Zeit kompensierenden Ersatzes: der Offenbarung.

4:2.8

Und die Natur ist verunstaltet, ihr schönes Antlitz von Narben bedeckt, ihre Züge sind verwelkt, weil Myriaden von Geschöpfen, die selber ein Teil der Natur sind, zu ihrer Entstellung in der Zeit beigetragen haben durch ihre Auflehnung, ihr Fehlverhalten und ihre schlechten Gedanken. Nein, die Natur ist nicht Gott. Natur ist kein Gegenstand der Anbetung.


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