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Erscheinungen in Galiläa

4. Die Versammlung am See

192:4.1

Die Nachricht von Jesu Erscheinungen verbreitete sich in ganz Galiläa, und jeden Tag kamen Gläubige in größerer Zahl zum Hause des Zebedäus, um etwas über des Meisters Auferstehung zu erfahren und die Wahrheit über diese angeblichen Erscheinungen herauszufinden. Zu Beginn der Woche gab Petrus bekannt, dass am nächsten Sabbat um drei Uhr nachmittags am Seeufer eine öffentliche Versammlung stattfinden werde.

192:4.2

Also fanden sich am Samstag, dem 29. April um drei Uhr, über fünfhundert Gläubige aus der Umgebung von Kapernaum in Bethsaida ein, um Petrus bei seiner ersten öffentlichen Predigt seit der Auferstehung zu hören. Der Apostel war in Hochform, und nachdem er seine mitreißende Ansprache beendet hatte, zweifelten nur noch wenige seiner Zuhörer daran, dass der Meister von den Toten auferstanden war.

192:4.3

Petrus beschloss seine Predigt mit den Worten: „Wir bekräftigen, dass Jesus von Nazareth nicht tot ist; wir erklären, dass er vom Grab auferstanden ist; wir verkünden, dass wir ihn gesehen und mit ihm gesprochen haben.“ Gerade als er dieses Glaubensbekenntnis beendet hatte, erschien der Meister in morontieller Gestalt für alle Leute deutlich sichtbar neben ihm, und in vertrautem Ton sagte er zu ihnen: „Friede sei mit euch, und meinen Frieden lasse ich euch.“ Nachdem er so erschienen war und gesprochen hatte, entschwand er ihren Blicken. Das war die fünfzehnte morontielle Manifestation des auferstandenen Jesus.

192:4.4

Aus gewissen Äußerungen, die der Meister während ihres Zusammenseins auf dem Berg der Weihe den Elf gegenüber gemacht hatte, hatten die Apostel den Eindruck gewonnen, dass der Meister in Kürze einer Gruppe von galiläischen Gläubigen öffentlich erscheinen werde, und dass sie hierauf nach Jerusalem zurückkehren sollten. Deshalb brachen die Elf früh am nächsten Tag, am Sonntag, dem 30. April, von Bethsaida nach Jerusalem auf. Auf ihrem Weg den Jordan hinunter lehrten und predigten sie viel, so dass sie erst spät am Mittwoch, dem 3. Mai, beim Hause des Markus in Jerusalem anlangten.

192:4.5

Das war für Johannes Markus eine traurige Rückkehr nach Hause. Nur wenige Stunden vor seiner Heimkehr war sein Vater Elija Markus plötzlich an einer Hirnblutung gestorben. Obwohl der Gedanke an die Gewissheit der Auferstehung der Toten viel dazu beitrug, die Apostel in ihrem Schmerz zu trösten, betrauerten sie doch zugleich aufrichtig den Verlust ihres guten Freundes, der sie auch in Zeiten großer Schwierigkeiten und Enttäuschungen zuverlässig unterstützt hatte. Johannes Markus tat alles, was er konnte, um seine Mutter zu trösten, und in ihrem Namen lud er die Apostel ein, ihr Haus weiterhin als ihr Heim zu betrachten. Und die Elf machten aus dem oberen Raum bis nach dem Pfingsttag ihr Hauptquartier.

192:4.6

Absichtlich hatten die Apostel Jerusalem erst nach Einbruch der Dunkelheit betreten, um von den jüdischen Behörden nicht gesehen zu werden. Ebenso wenig zeigten sie sich in der Öffentlichkeit anlässlich des Begräbnisses von Elija Markus. Den ganzen nächsten Tag über blieben sie in stiller Abgeschiedenheit in dem so erinnerungsreichen oberen Raum.

192:4.7

Am Donnerstagabend hielten die Apostel in diesem oberen Raum eine wunderbare Versammlung ab, und alle bis auf Thomas, Simon Zelotes und die Alphäus-Zwillinge gelobten, sich zum öffentlichen Predigen des neuen Evan­geliums vom auferstandenen Herrn aufzumachen. Und schon hatten die ersten Schritte zur Umwandlung des Evangeliums vom Königreich – von der Gottes­sohnschaft und Bruderschaft mit den Menschen – in die Verkündigung der Aufer­stehung Jesu begonnen. Nathanael stemmte sich gegen diese Verlagerung des Kerngedankens ihrer öffentlichen Botschaft, aber er vermochte sich weder der Beredsamkeit des Petrus zu widersetzen, noch kam er gegen die Begeis­terung der Jünger, insbesondere der gläubigen Frauen, auf.

192:4.8

Und so, noch ehe der Meister zum Vater aufgestiegen war, begannen seine wohlmeinenden Stellvertreter unter der energischen Führung von Petrus mit dem subtilen Prozess der allmählichen und sicheren Verwandlung der Religion von Jesus in eine neue und abgeänderte Form einer Religion über Jesus.


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