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Der Prozess vor Pilatus

7. Letzte Vernehmung durch Pilatus

185:7.1

Pilatus setzte sich zitternd vor Furcht neben Jesus und fragte ihn: „Woher kommst du? Wer bist du wirklich? Was soll das heißen, wenn sie sagen, du seist der Sohn Gottes?“

185:7.2

Aber Jesus konnte solche Fragen schwerlich beantworten, wenn sie ihm von einem die Menschen fürchtenden, schwachen und wankelmütigen Richter gestellt wurden, der so ungerecht war, ihn geißeln zu lassen, obwohl er ihn jeglichen Verbrechens für unschuldig erklärt hatte, und noch bevor Jesus in aller Form zum Tode verurteilt worden war. Jesus schaute Pilatus gerade ins Gesicht, aber er antwortete ihm nicht. Da sagte Pilatus: „Weigerst du dich, mit mir zu reden? Ist dir nicht bewusst, dass es immer noch in meiner Macht steht, dich freizulassen oder dich zu kreuzigen?“ Jesus antwortete: „Du könntest keine Macht über mich haben, wenn es dir nicht von oben erlaubt würde. Du könntest über den Menschensohn keine Autorität ausüben, wenn der Vater im Himmel es nicht gestatten würde. Aber du bist nicht so sehr schuldig, denn du kennst das Evangelium nicht. Derjenige, der mich verraten und derjenige, der mich dir ausgeliefert hat, haben größere Sünde.“

185:7.3

Dieses letzte Gespräch mit Jesus erfüllte Pilatus vollends mit Angst. Dieser moralische Feigling und schwächliche Richter litt nun unter dem doppelten Gewicht abergläubischer Furcht vor Jesus und tödlicher Angst vor den jüdischen Führern.

185:7.4

Und wiederum erschien Pilatus vor der Menge und sagte: „Ich bin sicher, dass dieser Mann nur gegen die Religion verstoßen hat. Ihr solltet ihn nehmen und ihn nach eurem Gesetz richten. Warum erwartet ihr, dass ich in seinen Tod einwillige, nur weil er zu euren Traditionen im Widerspruch steht?“

185:7.5

Pilatus wollte gerade daran gehen, Jesus freizulassen, als der Hohepriester Kajaphas an den feigen römischen Richter herantrat, vor dessen Gesicht einen Drohfinger schüttelte und mit zornigen Worten, die die ganze Menge hören konnte, sprach: „Wenn du diesen Mann freilässt, bist du nicht Caesars Freund, und ich werde dafür sorgen, dass der Kaiser alles vernimmt.“ Diese öffentliche Drohung war zu viel für Pilatus. Die Angst um sein persönliches Schicksal verdunkelte jetzt alle anderen Erwägungen, und der feige Statthalter befahl, dass man Jesus vor den Richterstuhl bringe. Als der Meister dort vor ihnen stand, zeigte er auf ihn und sagte höhnisch: „Seht da euren König.“ Und die Juden riefen zurück: „Weg mit ihm. Kreuzige ihn!“ Worauf Pilatus mit viel Ironie und Sarkasmus sagte: „Soll ich euren König kreuzigen?“ Und die Juden antworteten: „Ja, kreuzige ihn! Wir haben keinen König außer Caesar.“ Da wurde Pilatus sich bewusst, dass es keine Hoffnung mehr gab, Jesus zu retten, da er nicht den Willen besaß, den Juden zu trotzen.


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