◄ 166:4
Schrift 166
167:0 ►

Letzter Besuch im nördlichen Peräa

5. Die Gemeinde in Philadelphia

166:5.1

Jesus und die Zwölf befanden sich auf dem Weg zu Abner und seinen Mitarbeitern in Philadelphia, wo diese predigten und lehrten. Von allen Städten Peräas nahm in Philadelphia die größte Gruppe von Juden und Nichtjuden, Reichen und Armen, Gebildeten und Ungebildeten die Unterweisungen der Siebzig an und trat ins Königreich des Himmels ein. Die Synagoge von Philadelphia hatte nie der Oberaufsicht des Sanhedrins von Jerusalem unter­standen und war deshalb für die Lehren Jesu und seiner Mitarbeiter nie ver­schlos­sen worden. Zu dieser Zeit predigte Abner dreimal am Tag in der Synagoge von Philadelphia.

166:5.2

Dieselbe Synagoge wurde später eine christliche Kirche; sie war das Mis­sions­­­­­­­­hauptquartier für die Verbreitung des Evangeliums in den ostwärts gelegenen Gebieten. Lange Zeit war sie eine Hochburg der Lehren des Meisters und stand jahrhundertelang allein in dieser Gegend als christliches Studien­zentrum.

166:5.3

Die Juden von Jerusalem hatten mit den Juden von Philadelphia immer Schwierigkeiten gehabt. Und nach dem Tod und der Auferstehung Jesu begann die Kirche von Jerusalem, deren Haupt Jakobus, der Bruder des Herrn, war, mit der Gemeinde der Gläubigen von Philadelphia ernsthafte Schwierigkeiten zu haben. Abner wurde das Haupt der Kirche von Philadelphia und blieb es bis zu seinem Tod. Und diese Entfremdung mit Jerusalem erklärt, weshalb die Evangeliumsberichte des Neuen Testaments Abner und sein Werk nie erwähnen. Die Fehde zwischen Jerusalem und Philadelphia dauerte, solange Jakobus und Abner lebten und noch bis einige Zeit nach der Zerstörung Jerusalems. Philadelphia war wirklich ebenso sehr Hauptquartier der frühen Kirche im Süden und Osten wie Antiochia im Norden und Westen.

166:5.4

Abner widerfuhr das scheinbare Unglück, mit allen Führern der frühen christlichen Kirche uneins zu sein. Er überwarf sich mit Petrus und Jakobus (Jesu Bruder) in Fragen der Verwaltung und Rechtsprechung der Kirche von Jerusalem und er trennte sich von Paulus wegen Meinungsverschiedenheiten in Philosophie und Theologie. Abner war in seiner Philosophie mehr babylonisch als hellenistisch, und er widersetzte sich hartnäckig allen Versuchen des Paulus, Jesu Lehren so umzuformen, dass in den Hintergrund gerückt wurde, was auf den Widerspruch zuerst der Juden und dann der griechisch-römischen Anhänger der Mysterienkulte stieß.

166:5.5

Und so wurde Abner zu einem Leben in der Isolation gezwungen. Er war das Haupt einer Kirche, die in Jerusalem kein Ansehen genoss. Er hatte es gewagt, Jakobus, den Bruder des Herrn, herauszufordern, der später die Unter­stützung des Petrus genoss. Diese Haltung trennte ihn gänzlich von all seinen früheren Mitarbeitern. Dann wagte er es, Paulus die Stirn zu bieten. Obwohl er mit der Mission des Paulus bei den Nichtjuden völlig übereinstimmte und ihn bei seinen Auseinandersetzungen mit der Kirche in Jerusalem unterstützte, widersetzte er sich erbittert der Version der Lehren Jesu, die Paulus zu predigen gewählt hatte. In seinen letzten Jahren prangerte Abner Paulus als den „geschickten Verderber der Lebenslehren Jesu von Nazareth, des Sohnes des lebendigen Gottes“, an.

166:5.6

Während der späteren Lebensjahre Abners und noch einige Zeit danach hielten sich die Gläubigen von Philadelphia enger als irgendeine andere Gemeinde auf Erden an die Religion Jesu, wie er sie gelebt und gelehrt hatte.

166:5.7

Abner wurde neunundachtzig Jahre alt und starb in Philadelphia am 21. November 74. Und bis an sein Ende glaubte und lehrte er treu das Evangelium vom himmlischen Königreich.


◄ 166:4
 
Schrift 167 ►
 

Deutsch Übersetzung © Urantia-Stiftung. Alle Rechte vorbehalten.