Als Jesus und die Zwölf die Botschafter des Königreichs in Gerasa besuchten, stellte einer der Pharisäer, der an ihn glaubte, diese Frage: „Herr, werden wenige oder viele wirklich gerettet werden?“ Und Jesus gab zur Antwort:
„Man hat euch gelehrt, dass nur die Kinder Abrahams gerettet werden; dass nur die aufgenommenen Nichtjuden auf Rettung hoffen können. Da die Schriften überliefern, dass von all den Scharen, die aus Ägypten auszogen, nur Kaleb und Josua es erlebten, das verheißene Land zu betreten, haben einige von euch daraus gefolgert, dass nur relativ wenige von denen, die das Königreich suchen, dort Eingang finden werden.
Ihr besitzt auch ein anderes Sprichwort, das viel Wahres enthält: Dass der Weg, der zum ewigen Leben führt, gerade und eng ist, und dass das Tor, das dazu führt, ebenfalls eng ist, so dass von denen, die Rettung suchen, nur wenige durch dieses Tor Einlass finden können. Ihr habt auch eine Lehre, die sagt, dass der Weg, der zur Zerstörung führt, breit ist, dass der Eingang dazu weit ist, und dass es viele gibt, die diesen Weg gehen. Und dieses Sprichwort ist nicht ohne Bedeutung. Aber ich erkläre, dass die Rettung zuallererst eine Angelegenheit eurer persönlichen Wahl ist. Auch wenn das Tor zum Weg des Lebens eng ist, so ist es doch weit genug, um all die einzulassen, die aufrichtig einzutreten begehren, denn ich bin dieses Tor. Und der Sohn wird nie irgendeinem Kind des Universums den Eintritt verwehren, das aufgrund seines Glaubens den Vater durch den Sohn zu finden sucht.
Aber hierin liegt die Gefahr für alle, die ihren Eintritt ins Königreich hinausschieben möchten und damit fortfahren, den Vergnügungen der Unreife nachzujagen und sich egoistischer Befriedigung hinzugeben: Nachdem sie die geistige Erfahrung, ins Königreich einzutreten, zurückgewiesen haben, werden sie vielleicht später, wenn die Herrlichkeit des besseren Weges im kommenden Zeitalter offenbar wird, Einlass begehren. Und wenn jene, die für das Königreich nur Verachtung übrig hatten, als ich in Menschengestalt kam, dann einzutreten versuchen, wenn es in göttlicher Gestalt offenbart wird, werde ich zu all diesen Egoisten sagen: Ich weiß nicht, woher ihr kommt. Ihr hattet die Möglichkeit, euch auf diese himmlische Bürgerschaft vorzubereiten, aber ihr habt alle Angebote der Barmherzigkeit abgelehnt; ihr habt alle Einladungen zu kommen ausgeschlagen, solange das Tor offen stand. Jetzt ist das Tor für euch, die ihr die Rettung verschmäht habt, verschlossen. Dieses Tor steht für jene nicht offen, die das Königreich aus selbstsüchtigem Ruhmesstreben betreten möchten. Das Heil ist nicht für diejenigen bestimmt, die nicht willens sind, den Preis der rückhaltlosen Hingabe an die Ausführung des väterlichen Willens zu zahlen. Wenn ihr dem Königreich des Vaters geistig und seelisch den Rücken gekehrt habt, ist es nutzlos, gedanklich und körperlich vor diesem Tor zu stehen, anzuklopfen und zu sprechen: ‚Herr, öffne uns; wir möchten auch groß sein im Königreich.‘ Dann werde ich erklären, dass ihr nicht zu meiner Herde gehört. Ich werde euch nicht empfangen, damit ihr euch unter jene einreiht, die den guten Kampf des Glaubens gekämpft und die Belohnung für ihren selbstlosen Dienst im Königreich auf Erden gewonnen haben. Und wenn ihr sagt: ‚Aber haben wir nicht mit dir gegessen und getrunken, und hast du nicht in unseren Straßen gelehrt?‘ dann werde ich wiederum erklären, dass ihr geistige Fremdlinge seid; dass wir beim barmherzigen Liebeswerk des Vaters auf Erden nicht miteinander dienten; dass ich euch nicht kenne; und dann wird der Richter der ganzen Erde zu euch sagen: ‚Hebt euch weg von uns, ihr alle, die ihr euch an frevelhaftem Tun ergötzt habt.‘
Aber seid ohne Furcht; jeder, der durch den Eintritt in das Königreich Gottes aufrichtig das ewige Heil zu finden wünscht, wird mit Sicherheit diese ewige Rettung erlangen. Aber ihr, die ihr dieses Heil zurückweist, werdet eines Tages zusehen, wie die Propheten aus Abrahams Samen sich in diesem glorreichen Königreich mit den Gläubigen der heidnischen Nationen zusammensetzen, um das Brot des Lebens zu teilen und sich mit dem Wasser des Lebens zu erfrischen. Und die, die sich des Königreichs mit geistiger Macht und durch die nimmermüden Angriffe des lebendigen Glaubens bemächtigen, werden von Norden und Süden und von Osten und Westen kommen. Und siehe da! Viele der Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten werden oft die Ersten sein.“
Das war allerdings eine neue und seltsame Version des alten und vertrauten Sprichworts vom geraden und engen Weg.
Langsam begannen die Apostel und viele der Jünger die Bedeutung der frühen Erklärung Jesu zu begreifen: „Ihr könnt nicht ins Königreich Gottes eintreten, es sei denn, ihr seid wiedergeboren, aus dem Geiste geboren.“ Nichtsdestoweniger bleibt es für alle, die aufrichtigen Herzens sind und ehrlich glauben, auf ewig wahr: „Siehe, ich stehe an der Türe der Herzen der Menschen und klopfe an, und wenn jemand mir öffnen will, so will ich hereinkommen und mit ihm zu Abend essen und ihn mit dem Brot des Lebens speisen; wir werden eins sein in Geist und Ziel, und so werden wir auf ewig Brüder sein im langen und erfolgreichen Dienst auf der Suche nach dem Vater im Paradies.“ Und so hängt, ob wenige oder viele gerettet werden, einzig davon ab, ob wenige oder viele auf diese Einladung achten: „Ich bin das Tor, ich bin der neue und lebendige Weg, und wer immer es wünscht, trete ein und mache sich zur endlosen Wahrheitssuche nach dem ewigen Leben auf.“
Auch die Apostel waren unfähig, seine Unterweisung ganz zu verstehen, dass man nämlich geistige Kraft anwenden muss, um allen materiellen Widerstand zu brechen und jedes irdische Hindernis zu überwinden, das sich etwa dem Erfassen der über alles wichtigen geistigen Werte des im Geiste gelebten neuen Lebens als befreite Söhne Gottes in den Weg stellen könnte.