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Schrift 165
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Die peräische Mission beginnt

5. Reden an die Apostel über Reichtum

165:5.1

Als sich Jesus und die Zwölf an diesem Abend nach dem Essen zu ihrem täglichen Gespräch zusammensetzten, fragte Andreas: „Meister, während wir die Gläubigen tauften, sagtest du zu der herumstehenden Menge vieles, das wir nicht hören konnten. Wärest du bereit, das Gesagte zu unserem Besten zu wiederholen?“ Und in Beantwortung von Andreas‘ Bitte sagte Jesus:

165:5.2

„Ja, Andreas, ich will mit euch über diese Fragen des Reichtums und des Selbstunterhalts sprechen, aber meine Worte zu euch Aposteln müssen sich etwas von jenen unterscheiden, die ich zu den Jüngern und zu der Menge gesprochen habe, da ihr alles aufgegeben habt, nicht nur, um mir zu folgen, sondern auch, um die Weihe als Botschafter des Königreichs zu empfangen. Ihr habt jetzt bereits eine mehrjährige Erfahrung, und ihr wisst, dass der Vater, dessen Königreich ihr verkündet, euch nicht verlassen wird. Ihr habt euer Leben dem Dienst am Königreich gewidmet; ängstigt und sorgt euch deshalb nicht um die Dinge des weltlichen Lebens, um das, was ihr essen, oder womit ihr euren Körper kleiden werdet. Das Wohlergehen der Seele ist mehr als Speise und Trank, und der geistige Fortschritt steht weit über der Notwendigkeit der Kleidung. Wenn ihr versucht seid, an der Gewissheit eures täglichen Brotes zu zweifeln, dann betrachtet die Raben; sie säen nicht, sie ernten nicht und haben weder Speicher noch Scheunen, und doch hält der Vater Nahrung bereit für jeden von ihnen, der danach sucht. Und wie viel mehr seid ihr wert als viele Vögel! Übrigens kann all euer Bangen, können eure nagenden Zweifel nichts ausrichten, um eure materiellen Bedürfnisse zu befriedigen. Wer von euch kann seiner Statur durch Bangigkeit eine Handbreit hinzufügen oder seinem Leben einen Tag? Da diese Dinge nicht in eurer Hand liegen, weshalb verschwendet ihr dann ängstliche Gedanken an diese Probleme?

165:5.3

Schaut die Lilien an, wie sie wachsen; sie rackern sich nicht ab und spinnen nicht; und doch sage ich euch, dass nicht einmal Salomon in seiner ganzen Pracht gekleidet war wie eine von ihnen. Wenn Gott die Gräser des Feldes also kleidet, die heute leben und morgen niedergemäht und ins Feuer geworfen werden, wie viel besser wird er dann euch, die Botschafter des himmlischen Königreichs, kleiden! O ihr Kleingläubigen! Wenn ihr euch von ganzem Herzen der Verkündigung des Evangeliums vom Königreich hingebt, solltet ihr von Zweifeln frei sein, was euren eigenen Unterhalt betrifft oder denjenigen eurer Familien, die ihr verlassen habt. Wenn ihr euer Leben wahrhaftig dem Evangelium gebt, werdet ihr durch das Evangelium leben. Wenn ihr nur gläubige Jünger seid, müsst ihr euer eigenes Brot verdienen und zum Unterhalt all derer beisteuern, die lehren, predigen und heilen. Wenn euch wegen eures Brotes und Wassers bangt, worin unterscheidet ihr euch dann von den Nationen der Welt, die so eifrig nach solchen Notwendigkeiten suchen? Widmet euch eurer Arbeit und glaubt daran, dass sowohl der Vater als auch ich wissen, dass ihr all diese Dinge braucht. Lasst mich euch ein für allemal versichern, dass alle eure tatsächlichen Bedürfnisse befriedigt werden, wenn ihr euer Leben ganz der Arbeit am Königreich verschreibt. Trachtet nach dem Größeren, und das Kleinere wird sich darin finden; fragt nach dem Himmlischen, und das Irdische wird darin inbegriffen sein. Der Schatten folgt der Substanz mit Sicherheit.

165:5.4

Ihr seid nur eine kleine Schar, aber wenn ihr Glauben habt und nicht aus Furcht strauchelt, erkläre ich, dass sich mein Vater darüber freut, euch dieses Königreich zu geben. Ihr habt eure Schätze dort angelegt, wo der Geldbeutel sich nicht erschöpft, wo kein Dieb plündern und keine Motte fressen kann. Und wie ich zu den Leuten gesagt habe: Da, wo euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein.

165:5.5

Aber bei dem Werk, das uns unmittelbar bevorsteht und bei demjenigen, das euch zu tun bleibt, nachdem ich zu meinem Vater gegangen bin, werdet ihr bitter geprüft werden. Ihr müsst alle vor Furcht und Zweifeln auf der Hut sein. Jeder von euch wappne sein Gemüt und halte seine Lampe am Brennen. Verhaltet euch wie Männer, die auf die Rückkehr ihres Meisters vom Hochzeitsfest warten, damit ihr ihm, wenn er kommt und klopft, rasch öffnen könnt. Der Meister segnet solch wachsame Diener, wenn er sie in einem so großen Augenblick treu findet. Dann wird der Meister seine Diener Platz nehmen lassen, und er wird sie selbst bedienen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass eine Krise in eurem Leben unmittelbar bevorsteht, und es ist eure Pflicht, zu wachen und bereit zu sein.

165:5.6

Ihr versteht wohl, dass niemand es zuließe, dass man in sein Haus eindringt, wenn er wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt. Möge auch jeder von euch für sich selber auf der Hut sein, denn gerade dann, wenn ihr es am wenigsten vermutet und auf eine Art, an die ihr nicht denkt, wird der Menschensohn weggehen.“

165:5.7

Einige Minuten lang saßen die Zwölf schweigend da. Sie hatten schon zuvor solche Warnungen gehört, aber nicht in der diesmal dargebotenen Fassung.


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