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Der Berg der Verklärung

2. Abstieg vom Berg

158:2.1

Während der ersten Hälfte des Abstiegs vom Berg wurde kein Wort gesprochen. Da begann Jesus das Gespräch mit der Bemerkung: „Schärft euch ein, niemandem, nicht einmal euren Brüdern, etwas von dem, was ihr auf diesem Berg gesehen und gehört habt, zu sagen, ehe der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“ Die drei Apostel waren schockiert und bestürzt über des Meis­ters Worte „ehe der Menschensohn von den Toten auferstanden ist“. Sie hatten doch noch ganz kürzlich ihren Glauben an ihn als den Erlöser, den Sohn Gottes, von neuem bestätigt und ihn eben erst mit eigenen Augen in verklärtem Glanz gesehen, und nun fing er an, von „Auferstehung von den Toten“ zu reden!

158:2.2

Petrus schauderte es beim Gedanken an ein Sterben des Meisters – diese Idee war zu unerträglich. Aus der Furcht heraus, Jakobus oder Johannes könnten im Zusammenhang mit diesem Ausspruch eine Frage stellen, hielt er es für das Beste, eine ablenkende Unterhaltung zu beginnen. Und da ihm gerade nichts anderes einfiel, drückte er den erstbesten Gedanken aus, der ihm durch den Kopf ging, nämlich: „Meister, warum sagen die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen, bevor der Messias erscheint?“ Und Jesus, der wusste, dass Petrus eine Anspielung auf seinen Tod und seine Auferstehung vermeiden wollte, gab zur Antwort: „Elija kommt in der Tat zuerst, um den Weg für den Menschensohn zu bereiten, der vieles erdulden muss und schließlich abgelehnt werden wird. Aber ich sage euch, dass Elija bereits gekommen ist; doch haben sie ihn nicht angenommen, sondern mit ihm ihren Mutwillen getrieben.“ Da begriffen die drei Apostel, dass er mit Elija Johannes den Täufer meinte. Jesus wusste, dass, wenn sie schon darauf bestanden, ihn als den Messias zu betrachten, Johannes dann der Prophezeiung zufolge Elija sein musste.

158:2.3

Jesus auferlegte ihnen Schweigen über den von ihnen beobachteten Vorgeschmack seiner Herrlichkeit nach der Auferstehung, weil er der Idee nicht Vorschub leisten wollte, dass er jetzt, da man ihn als den Messias anerkannte, in irgendeiner Weise ihre irrigen Vorstellungen von einem Wunder wirkenden Befreier erfüllen würde. Obwohl Petrus, Jakobus und Johannes über all diese Dinge nachsannen, sprachen sie bis nach des Meisters Auferstehung mit niemandem darüber.

158:2.4

Während sie weiter den Berg hinunter stiegen, sagte Jesus zu ihnen: „Ihr habt mich nicht als Menschensohn annehmen wollen; deshalb habe ich eingewilligt, von euch euren festen Vorstellungen entsprechend angenommen zu werden, aber täuscht euch nicht: Der Wille meines Vaters ist ausschlaggebend. Wenn ihr es also vorzieht, der Neigung eures eigenen Willens zu folgen, müsst ihr darauf gefasst sein, viele Enttäuschungen zu erleben und durch manche Prüfung zu gehen; aber die Schulung, die ich euch gegeben habe, sollte ausreichen, um euch siegreich auch durch dieses von euch selbst gewollte Leid zu tragen.“

158:2.5

Jesus hatte Petrus, Jakobus und Johannes nicht deshalb mit sich auf den Berg der Verklärung genommen, weil sie in irgendeinem Sinne besser als die anderen Apostel vorbereitet gewesen wären, Zeuge des Geschehens zu werden, oder in geistiger Hinsicht tauglicher, sich eines so seltenen Privilegs zu erfreuen. Mitnichten. Er wusste wohl, dass keiner der Zwölf geistig für das Erlebnis qualifiziert war; deshalb nahm er nur jene drei Apostel mit, die bestimmt waren, ihn immer dann zu begleiten, wenn er allein sein wollte, um einsame Einkehr zu halten.


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