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Schrift 149
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Die zweite Predigtrundreise

5. Lektion über die Zufriedenheit

149:5.1

Als Jesus die unter Aufsicht von Simon Zelotes arbeitende Evangelisten­gruppe besuchte, fragte Simon während der abendlichen Zusammenkunft den Meister: „Warum sind gewisse Leute so viel glücklicher und zufriedener als andere? Ist Zufriedenheit eine Sache religiöser Erfahrung?“ Unter anderem antwortete Jesus auf Simons Frage:

149:5.2

„Simon, einige Menschen sind von Natur aus glücklicher als andere. Aber viel, sehr viel hängt vom Willen des Menschen ab, sich durch den Geist des Vaters, der in ihm wohnt, führen und leiten zu lassen. Hast du in den Schriften nicht die Worte des Weisen gelesen: ‚Der Geist des Menschen ist die Kerze des Herrn, die das ganze Innere ausleuchtet?‘ Und auch, was vom Geist geleitete Sterbliche sagen: ‚Das Schicksal hat mich begünstigt; mir ist ein schön Erbteil geworden.‘ ‚Das Wenige, was ein Rechtschaffener besitzt, ist besser als der Reichtum vieler Gottloser‘, denn ‚einem gutem Menschen erwächst Zufriedenheit aus seinem Innern‘. ‚Ein fröhliches Herz bewirkt eine heitere Gemütsverfassung und ist ein fortwährendes Fest. Besser ist ein kleiner Besitz mit Ehrfurcht vor dem Herrn als ein großer Schatz mit Unannehmlichkeiten; besser ist ein Kohlgericht in Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass. Besser ist ein Weniges in Rechtschaffenheit als große Einkünfte ohne Redlichkeit.‘ ‚Ein fröhliches Herz tut gut wie eine Medizin.‘ ‚Besser ist eine Handvoll in Gemütsruhe, als Überfluss mit Sorgen und einem geplagten Geist.‘

149:5.3

Viel menschliches Leid entspringt enttäuschtem Ehrgeiz und verletztem Stolz. Obwohl die Menschen es sich selber schuldig sind, das Beste aus ihrem Leben auf Erden zu machen, sollten sie, nachdem sie sich ehrlich angestrengt haben, ihr Los fröhlich annehmen und sich mit Einfallsreichtum darum bemühen, das Bestmögliche aus dem herauszuholen, was ihnen zugefallen ist. Viel zu viele Schwierigkeiten des Menschen entstehen aus der Furcht am Grunde seines eigenen natürlichen Herzens. ‚Die Gottlosen fliehen, obwohl niemand sie verfolgt.‘ ‚Die Gottlosen sind wie die aufgewühlte See; sie kommt nicht zur Ruhe, sondern ihre Wasser spülen Schlamm und Schmutz herauf; es gibt keinen Frieden für die Gottlosen, spricht Gott.‘

149:5.4

Sucht also nicht nach falschem Frieden und vergänglichen Freuden, sondern eher nach Glaubensgewissheit und nach den Sicherheiten der Gottessohnschaft, die Gelassenheit, Zufriedenheit und höchste Freude im Geist gewähren.“

149:5.5

Jesus betrachtete diese Welt kaum als „Jammertal“. Er sah sie vielmehr als Geburtsstätte der ewigen und unsterblichen Seelen, die zum Paradies aufsteigen, als ein „Tal der werdenden Seelen“.


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