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Der Zwischenbesuch in Jerusalem

8. Das Festmahl der geistigen Güte

147:8.1

Lange, nachdem sich die üblichen Zuhörer zurückgezogen hatten, fuhr Jesus an jenem Abend fort, seine Apostel zu unterrichten. Er begann diese besondere Unterweisung mit einem Zitat aus dem Propheten Jesaja:

147:8.2

„‚Warum habt ihr gefastet? Wieso quält ihr eure Seelen, während ihr fortfahrt, euch an Unterdrückung zu freuen und an Ungerechtigkeit zu ergötzen? Seht, ihr fastet, um zu streiten und zu hadern und schlagt mit gottloser Faust zu. Aber ihr dürft nicht auf diese Weise fasten, wenn ihr wollt, dass eure Stimmen im Himmel gehört werden.‘

147:8.3

‚Habe ich solch ein Fasten gewollt – einen Tag, an dem der Mensch seine Seele betrübe? Muss er sein Haupt wie eine Binse beugen und in Sack und Asche herumkriechen? Wagt ihr, so etwas Fasten und einen dem Herrn angenehmen Tag zu nennen? Sollte ich nicht eher diese Art des Fastens vorziehen: die Ketten der Bosheit zu sprengen, die Knoten schwerer Bürden zu lösen, die Unter­drückten frei zu lassen und jedes Joch zu zerbrechen? Soll ich nicht eher mein Brot mit den Hungrigen teilen und die Obdachlosen und Armen in mein Haus bringen? Und wenn ich Nackte sehe, will ich sie bekleiden.‘

147:8.4

‚Dann wird euer Licht hervorbrechen wie der Morgen und ihr werdet schnell vor Gesundheit sprühen. Eure Rechtschaffenheit wird euch vorausgehen und die Herrlichkeit des Herrn eure Nachhut sein. Dann werdet ihr den Herrn anrufen, und er wird antworten; ihr werdet nach ihm schreien, und er wird sagen: Hier bin ich. Und all das wird er tun, wenn ihr von Unterdrückung, Verurteilung und Eitelkeit ablasst. Der Vater wünscht vielmehr, dass ihr euer Herz den Hungrigen öffnet und die niedergeschlagenen Seelen aufrichtet; dann wird euer Licht in der Finsternis leuchten, und sogar eure Dunkelheit wird wie der helle Mittag sein. Dann wird der Herr euch unablässig führen, eure Seele erquicken und eure Kraft erneuern. Ihr werdet wie ein bewässerter Garten werden, wie eine Quelle, deren Wasser nie versiegt. Und diejenigen, die so handeln, werden die vergangene Herrlichkeit wiederherstellen; sie werden die Fundamente für viele Generationen legen, und man wird sie Wiederaufrichter zerfallener Mauern nennen und Wiederhersteller sicherer Pfade, an denen man sich niederlassen kann.‘“

147:8.5

Und danach legte Jesus seinen Aposteln bis tief in die Nacht hinein die Wahrheit dar, dass es ihr Glaube ist, der ihnen Sicherheit im gegenwärtigen und zukünftigen Königreich gibt, und nicht die Zerknirschung ihrer Seele oder das Fasten ihres Körpers. Er forderte die Apostel auf, wenigstens gemäß den Ideen des Propheten von einst zu leben, und drückte die Hoffnung aus, sie möchten sich weit über die Ideale Jesajas und der älteren Propheten hinaus entwickeln. Seine letzten Worte an diesem Abend waren: „Wachset in der Gnade durch einen lebendigen Glauben, der die Tatsache erfasst, dass ihr die Söhne Gottes seid, und der zugleich in jedem Menschen seinen Bruder erkennt.“

147:8.6

Als Jesus zu sprechen aufhörte, war es nach zwei Uhr morgens, und jeder begab sich zu seinem Lager.


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