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7. Unterweisung über Gebet und Anbetung

143:7.1

An den abendlichen Zusammenkünften auf dem Berg Gerizim lehrte Jesus viele große Wahrheiten, und besonderen Nachdruck legte er auf Folgendes:

143:7.2

Wahre Religion wird von einer individuellen Seele in ihren ihr selbst bewussten Beziehungen zum Schöpfer ausgeübt; organisierte Religion ist der Versuch des Menschen, die Anbetung der individuellen Gläubigen zu sozialisieren.

143:7.3

Anbetung – Kontemplation des Geistigen – muss abwechseln mit Dienen und dem Kontakt mit der materiellen Wirklichkeit. Arbeit sollte sich mit Spiel abwechseln; Religion sollte durch Humor ausgewogen werden. Auf tiefgründige Philosophie sollte rhythmische Poesie folgen. Die Lebensmühsal – der auf die Persönlichkeit wirkende Zeitdruck – sollte durch ruhespendende Anbetung gelockert werden. Den Unsicherheitsgefühlen, die der Furcht der Persönlichkeit vor Isolation im Universum entspringen, sollte mit der gläubigen Kontemplation des Vaters begegnet werden und mit dem Versuch, sich des Supremen bewusst zu werden.

143:7.4

Das Gebet ist dazu bestimmt, den Menschen weniger zum Denken und mehr zur Erkenntnis zu führen; seine Bestimmung ist nicht Wissensvermehrung, sondern vielmehr Erweiterung der inneren Schau.

143:7.5

Die Anbetung bezweckt, das zukünftige bessere Leben vorwegzunehmen und dann diese neuen geistigen Bedeutungen auf das jetzige Leben zurückzuspiegeln. Das Gebet ist im geistigen Sinn eine Stütze, aber die Anbetung ist auf göttliche Weise schöpferisch.

143:7.6

Anbetung ist die Methode des Hinblickens auf den Einen, um die göttliche Eingebung zum Dienst an den Vielen zu empfangen. Anbetung ist der Maßstab für den Grad der Loslösung der Seele vom materiellen Universum und ihrer gleichzeitigen und sicheren Bindung an die geistigen Realitäten der gesamten Schöpfung.

143:7.7

Gebet ist Selbsterinnern – sublimes Denken; Anbetung ist Selbstverges­senheit – Denken höherer Art. Anbetung ist Aufmerksamkeit ohne Anstren­gung, wahres und ideales Rasten der Seele, eine Form erholsamer geistiger Übung.

143:7.8

Anbetung ist das Handeln eines Teiles, der sich mit dem Ganzen identifiziert; das Endliche mit dem Unendlichen; der Sohn mit dem Vater; Zeit im Schritthalten mit der Ewigkeit. In der Anbetung tritt der Sohn in persönliche Verbindung mit dem göttlichen Vater und nimmt die menschliche Geist-Seele eine erfrischende, kreative, brüderliche und romantische Haltung ein.

143:7.9

Die Apostel erfassten nur wenig von diesen im Lager erteilten Lehren. Aber andere Welten begriffen sie, und andere Generationen auf Erden werden sie verstehen.


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