Nach der mühsamen Arbeit an dieser Zusammenstellung der Lehren der Weltreligionen über den Vater im Paradies machte sich Ganid an die Aufgabe, das auszudrücken, was seines Erachtens die Zusammenfassung des Gottesglaubens darstellte, zu dem er durch Jesu Unterweisung gelangt war. Der junge Mann pflegte sich darauf als auf „unsere Religion“ zu beziehen. Dies waren seine Aufzeichnungen:
„Der Herr unser Gott ist alleiniger Herr, und ihr solltet ihn mit eurem ganzen Verstand und aus ganzem Herzen lieben und zugleich nach Kräften danach streben, alle seine Kinder zu lieben wie euch selber. Dieser einzige Gott ist unser himmlischer Vater, in welchem alles Bestand hat, und der mit seinem Geist jede aufrichtige Menschenseele bewohnt. Und wir, die Kinder Gottes, sollten lernen, ihm als einem treuen Schöpfer unsere Seelen anzuvertrauen. Bei unserem himmlischen Vater sind alle Dinge möglich. Es kann nicht anders sein, da er ja der Schöpfer aller Dinge und aller Wesen ist. Obwohl wir Gott nicht zu sehen vermögen, können wir ihn doch kennen. Und wenn wir Tag für Tag nach dem Willen des Vaters im Himmel leben, können wir ihn unseren Mitmenschen kundtun.
Der göttliche Reichtum des Wesens Gottes muss unendlich tief und ewig weise sein. Wir können Gott nicht durch Kenntnisse ausfindig machen, aber ihn in unseren Herzen durch persönliche Erfahrung kennen. Mag seine Gerechtigkeit unserem Forschen auch unzugänglich sein, so kann doch seine Barmherzigkeit vom einfachsten Erdenwesen empfangen werden. Der Vater erfüllt das Universum, und zugleich lebt er auch in unseren Herzen. Der Verstand des Menschen ist menschlich und sterblich, aber sein Geist ist göttlich und unsterblich. Gott ist nicht nur allmächtig, sondern auch allweise. Wenn schon unsere irdischen Eltern trotz ihrer Veranlagung zum Üblen wissen, wie sie ihre Kinder lieben und ihnen gute Dinge schenken können, um wieviel besser muss es dann der gute Vater im Himmel verstehen, seine Kinder auf Erden mit Weisheit zu lieben und ihnen angemessene Segnungen zuteil werden zu lassen.
Der Vater im Himmel wird nicht dulden, dass ein einziges Kind auf Erden zugrunde geht, wenn dieses Kind den Wunsch hat, den Vater zu finden und sich aufrichtig danach sehnt, ihm zu gleichen. Unser Vater liebt sogar die Gottlosen und ist immer freundlich zu den Undankbaren. Wenn nur mehr Menschenwesen von Gottes Güte erfahren könnten, würden sie bestimmt veranlasst, ihr übles Tun zu bereuen und von aller bewussten Sünde abzulassen. Alles Gute steigt vom Vater des Lichts herab, in welchem es weder Veränderung noch eine Spur von Wechsel gibt. Der Geist des wahren Gottes ist im Herzen des Menschen. Er möchte, dass alle Menschen Brüder werden. Wenn es die Menschen nach Gott zu verlangen beginnt, ist es offensichtlich, dass Gott sie gefunden hat und dass es sie nach Wissen über ihn verlangt. Wir leben in Gott und Gott wohnt in uns.
Ich will mich nicht länger mit dem Glauben zufrieden geben, dass Gott der Vater meines ganzen Volkes ist; ich will fortan glauben, dass er auch mein Vater ist. Ich will stets versuchen, Gott mit Hilfe des Geistes der Wahrheit anzubeten, der mein Helfer ist, wenn ich tatsächlich die Gotteserfahrung gemacht habe. Aber vor allem will ich mich in der Anbetung Gottes üben, indem ich lerne, wie ich Gottes Willen auf Erden ausführen kann; das will heißen, dass ich mein Bestes tun werde, um jeden meiner Mitmenschen genau so zu behandeln, wie nach meiner Vorstellung Gott wünschte, dass er behandelt würde. Und wenn wir auf Erden so leben, können wir von Gott vieles erbitten, und er wird uns den Herzenswunsch eingeben, wir möchten besser ausgerüstet sein, um unseren Mitmenschen zu helfen. Und all dieses liebevolle Dienen der Kinder Gottes vergrößert unsere Fähigkeit, die Freuden des Himmels zu empfangen und die hohe Befriedigung des Wirkens des himmlischen Geistes zu erfahren.
Ich will Gott jeden Tag für seine unaussprechlichen Gaben danken; ich will ihn lobpreisen für seine wundervollen Werke an den Menschenkindern. Für mich ist er der Allmächtige, der Schöpfer, die Kraft und die Barmherzigkeit, aber mehr als alles andere ist er mein geistiger Vater, und als sein Erdenkind werde ich mich eines Tages aufmachen, um ihn zu sehen. Und mein Lehrer hat gesagt, dass ich ihm gleichen werde, wenn ich nur nach ihm suche. Durch meinen Glauben an Gott bin ich zum Frieden mit ihm gelangt. Diese unsere neue Religion ist voller Freude und erzeugt ein dauerhaftes Glück. Ich vertraue darauf, treu zu bleiben bis zum Tod, und dass mir die Krone des ewigen Lebens mit Sicherheit zufallen wird.
Ich lerne, alles zu prüfen und mich nur mit dem Guten zu verbünden. Was auch immer ich wünschte, die Menschen täten es für mich, das werde ich für meine Mitmenschen tun. Ich weiß, dass der Mensch durch diesen neuen Glauben ein Sohn Gottes werden kann, aber es erfüllt mich manchmal mit Schrecken, wenn ich beim Gedanken verweile, dass alle Menschen meine Brüder sind; doch muss es wahr sein. Ich sehe nicht ein, wie ich mich der Vaterschaft Gottes erfreuen kann, solange ich mich weigere, die Bruderschaft der Menschen anzunehmen. Wer auch immer den Namen Gottes anruft, wird gerettet werden. Wenn das wahr ist, müssen alle Menschen meine Brüder sein.
Von nun an will ich meine guten Werke im Verborgenen tun; ich werde auch meistens nur beten, wenn ich allein bin. Ich werde nicht urteilen, um gegen meine Mitmenschen nicht ungerecht zu sein. Ich werde nun meine Feinde lieben lernen; ich beherrsche diese Übung in der Gottähnlichkeit noch nicht wahrhaft. Obwohl ich Gott in diesen übrigen Religionen sehe, finde ich ihn doch in „unserer Religion“ schöner, liebender, barmherziger, persönlicher und positiver. Aber vor allem ist dieses große und glorreiche Wesen mein geistiger Vater; und ich bin sein Kind. Und durch nichts anderes als meinen aufrichtigen Wunsch, ihm zu gleichen, werde ich ihn schließlich finden und ihm ewig dienen. Endlich habe ich eine Religion mit einem Gott, einem wunderbaren Gott, und er ist ein Gott ewigen Heils.“
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