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Die beiden entscheidenden Jahre

Sein vierzehntes Jahr (8 n. Chr.)  •  Der Tod Josephs  •  Das fünfzehnte Jahr (9 n. Chr.)  •  Erste Predigt in der Synagoge  •  Das finanzielle Ringen

VON allen irdischen Lebenserfahrungen Jesu waren jene des vierzehnten und fünfzehnten Jahres die entscheidendsten. Diese zwei Jahre zwischen dem Zeitpunkt, da er sich seiner Göttlichkeit und Sendung bewusst wurde und jenem, da er mit seinem ihm innewohnenden Gedanken­justierer einen weitgehenden Kontakt erreichte, waren die schwierigsten seines ereignisreichen Lebens auf Urantia. Es ist diese zweijährige Zeitspanne, die man die große Prüfung, die eigentliche Versuchung, nennen sollte. Kein junger Mensch, der durch die frühen Wirren und Anpassungs­probleme der Adoleszenz hindurchgegangen ist, hat je eine entscheidendere Prüfung erlebt als jene, welche Jesus während des Übergangs vom Kindes- zum Mannesalter durchmachte.

126:0.2

Diese wichtige Zeit in Jesu jugendlicher Entwicklung begann mit dem Ende des Besuchs in Jerusalem und mit seiner Rückkehr nach Nazareth. Anfangs war Maria glücklich bei dem Gedanken, ihren Jungen wieder zu Hause zu haben und darüber, dass Jesus zurückgekehrt war, um ein pflichtbewusster Sohn zu sein – nicht dass er jemals etwas anderes gewesen wäre – und dass er hinfort empfänglicher sein würde für ihre Pläne für sein zukünftiges Leben. Aber sie sollte sich nicht lange in mütterlicher Täuschung und unbewusstem Familien­stolz sonnen; sehr bald sollte sie nur noch mehr ernüchtert werden. Der Sohn war immer öfter in der Gesellschaft seines Vaters und kam immer seltener mit seinen Problemen zu ihr, während beiden Eltern sein häufiger Wechsel zwischen den Dingen dieser Welt und dem Sinnen über seine Verbindung mit den Angelegenheiten seines himmlischen Vaters immer unverständlicher wurde. Sie begriffen ihn ganz einfach nicht, aber sie liebten ihn wahrhaftig.

126:0.3

Je älter er wurde, umso stärker wurde Jesu Mitleid mit dem jüdischen Volk und seine Liebe zu ihm, aber im Laufe der Jahre wuchs in ihm auch eine gerechte Empörung gegen die Anwesenheit von Priestern in seines Vaters Tempel, die aus politischen Gründen eingesetzt worden waren. Jesus hatte große Achtung vor den aufrichtigen Pharisäern und den ehrlichen Schriftgelehrten, aber er verabscheute die scheinheiligen Pharisäer und die unehrlichen Theologen; er schaute mit Verachtung auf alle unaufrichtigen religiösen Führer. Bei näherer Betrachtung der Führung Israels war er manchmal versucht, mit der Möglichkeit zu liebäugeln, selber der von den Juden erwartete Messias zu werden, aber er gab einer solchen Versuchung nie nach.

126:0.4

Über die Geschichte seines rühmlichen Auftretens unter den weisen Männern des Tempels in Jerusalem freute sich ganz Nazareth, und insbesondere seine früheren Lehrer an der Synagogenschule. Eine Zeit lang war sein Lob in aller Munde. Das ganze Dorf sprach von seiner frühen Weisheit und seinem löblichen Benehmen und sagte voraus, dass er ein großer Führer in Israel werden würde; endlich sollte ein wirklich großer Lehrmeister aus Nazareth in Galiläa hervor­gehen. Und sie freuten sich alle auf die Zeit, da er, fünfzehn Jahre alt geworden, das Recht erhalten würde, offiziell am Sabbat in der Synagoge die Schriften zu lesen.


 
 
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Das Urantia Buch