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Jesu Geburt und Kindheit

3. Gabriels Verkündigung an Maria

122:3.1

Eines Abends bei Sonnenuntergang und vor Josephs Heimkehr erschien Gabriel Maria neben einem niedrigen Steintisch und sprach zu ihr, nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hatte: „Ich komme auf Geheiß eines, der mein Meister ist und den du lieben und nähren sollst. Dir, Maria, bringe ich eine frohe Botschaft mit der Kunde, dass deine Empfängnis vom Himmel bestimmt ist und dass du zur gegebenen Zeit Mutter eines Sohnes werden wirst. Du sollst ihn Josua nennen, und er wird unter den Menschen das Königreich des Himmels auf Erden eröffnen. Sprich mit niemandem darüber außer mit Joseph und deiner Verwandten Elisabeth, der ich ebenfalls erschienen bin und die auch bald einen Sohn zur Welt bringen wird; er wird Johannes heißen und der Wegbereiter für die Erlösungsbotschaft sein, die dein Sohn den Menschen mit großer Macht und tiefer Überzeugung verkünden wird. Und zweifle nicht an meinen Worten, Maria; denn dieses Haus wurde zum menschlichen Heim des Kindes der Vorsehung ausgewählt. Mein Segen ruht auf dir, die Kraft der Allerhöchsten wird dich stärken und der Herr der ganzen Erde wird über dir wachen.“

122:3.2

Viele Wochen lang sann Maria im Stillen in ihrem Herzen über diesen Besuch nach, bis sie mit Sicherheit wusste, dass sie schwanger war. Erst dann wagte sie es, ihrem Ehemann diese ungewöhnlichen Ereignisse zu eröffnen. Als Joseph all das gehört hatte, war er sehr beunruhigt und konnte manche Nächte hindurch nicht schlafen, obwohl er großes Vertrauen zu Maria hatte. Zuerst hegte Joseph Zweifel am Besuch Gabriels. Als er so gut wie zu der Überzeugung gelangt war, dass Maria die Stimme wirklich gehört und die Gestalt des göttlichen Boten gesehen hatte, war er innerlich zerrissen, als er hin und her überlegte, wie solche Dinge möglich sein konnten. Wie konnte der Abkömmling menschlicher Wesen ein Kind mit göttlichem Schicksal sein? Joseph war außerstande, diese widersprüchlichen Ideen in Einklang zu bringen. Endlich, nach mehreren Wochen des Nachdenkens, gelangte er mit Maria zu der Überzeugung, dass sie als Eltern des Messias ausgewählt worden waren, obwohl die Juden kaum die Vorstellung hatten, dass der erwartete Erlöser göttlicher Natur sein sollte. Kaum waren sie zu diesem bedeutsamen Schluss gekommen, als Maria sich eilends zum Besuch Elisabeths aufmachte.

122:3.3

Nach ihrer Rückkehr besuchte Maria ihre Eltern Joachim und Hannah. Ihre beiden Brüder, ihre beiden Schwestern ebenso wie ihre Eltern waren wegen der göttlichen Mission Jesu immer sehr skeptisch, obwohl sie zu jener Zeit vom Besuch Gabriels natürlich nichts wussten. Aber Maria vertraute ihrer Schwester Salome an, sie glaube, ihr Sohn sei bestimmt, ein großer Lehrer zu werden.

122:3.4

Gabriels Verkündigung an Maria hatte am Tag nach der Empfängnis Jesu stattgefunden und war das einzige übernatürliche Ereignis im Zusammenhang mit Marias gesamter Erfahrung, das Kind der Verheißung zu tragen und zu gebären.


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