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Schrift 164
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Beim Fest der Tempelweihe

2. In Jerusalem

164:2.1

Jesus hatte dem Laubhüttenfest beigewohnt, um den Pilgern aus dem ganzen Kaiserreich das Evangelium verkünden zu können; jetzt ging er zum Fest der Tempelweihe nur zu einem einzigen Zweck: dem Sanhedrin und den jüdischen Führern eine weitere Gelegenheit zu geben, das Licht zu sehen. Das wichtigste Ereignis dieser paar Tage in Jerusalem fand am Freitagabend im Hause des Nikodemus statt. Hier waren an die fünfundzwanzig jüdische Führer versammelt, die an Jesu Lehre glaubten. Unter ihnen befanden sich vierzehn Männer, die zu diesem Zeitpunkt Mitglieder des Sanhedrins waren oder diesem bis vor kurzem angehört hatten. Eber, Matadormus und Joseph von Arimathäa nahmen an diesem Treffen teil.

164:2.2

Bei diesem Anlass waren sämtliche Zuhörer Jesu gebildete Männer, und sowohl sie wie auch seine beiden Apostel staunten über die Breite und Tiefe der Ausführungen, die der Meister vor diesem erlesenen Kreis machte. Nie seit den Tagen, da er in Alexandrien, Rom und auf den Mittelmeerinseln gelehrt hatte, hatte er ein solches Wissen an den Tag gelegt und ein derartiges Erfassen menschlicher Angelegenheiten, weltlicher wie religiöser, gezeigt.

164:2.3

Als sich die kleine Versammlung auflöste, gingen alle verblüfft über des Meisters Persönlichkeit fort, bezaubert von seinem gütigen Wesen und von Liebe zu ihm erfüllt. Sie hatten Jesus bezüglich seines Wunsches, die übrigen Mitglieder des Sanhedrins zu gewinnen, zu beraten versucht. Der Meister hörte all ihren Vorschlägen aufmerksam, aber schweigend zu. Er wusste sehr wohl, dass keiner ihrer Pläne gelingen würde. Er spürte, dass die Mehrzahl der jüdischen Führer das Evangelium vom Himmelreich niemals akzeptieren würde; trotzdem gab er ihnen allen diese weitere Chance zu wählen. Aber als er sich an diesem Abend mit Nathanael und Thomas auf den Ölberg zur Nachtruhe begab, hatte er sich noch nicht entschieden, mit welcher Methode er die Aufmerksamkeit des Sanhedrins einmal mehr auf sein Werk lenken würde.

164:2.4

Nathanael und Thomas schliefen in dieser Nacht kaum; sie waren von dem im Hause des Nikodemus Gehörten zu tief beeindruckt. Sie dachten lange über die Schlussworte Jesu im Zusammenhang mit dem Angebot der früheren und gegenwärtigen Mitglieder des Sanhedrins nach, mit ihm vor die Siebzig zu gehen. Der Meister sagte: „Nein, meine Brüder, das hätte keinen Sinn. Ihr würdet bloß vermehrten Zorn auf eure eigenen Häupter laden, aber ihren Hass gegen mich nicht im Mindesten besänftigen. Jeder von euch kümmere sich nun um des Vaters Angelegenheiten, so wie der Geist es ihm eingibt, und ich werde ihr Augenmerk noch einmal in der von meinem Vater bestimmten Weise auf das Königreich lenken.“


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