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Jesu Geburt und Kindheit

8. Die Geburt Jesu

122:8.1

Die ganze Nacht über war Maria unruhig, so dass keiner von beiden viel schlief. Bei Tagesanbruch war es klar, dass die Geburtswehen eingesetzt hatten, und um die Mittagsstunde des 21. August 7 v. Chr. wurde Maria dank der Hilfe und den freundlichen Diensten mitreisender Frauen von einem Knaben entbunden. Jesus von Nazareth war in diese Welt hineingeboren, man wickelte ihn in die Tücher, die Maria für solch einen Fall mitgebracht hatte und legte ihn nahebei in eine Krippe.

122:8.2

In eben der Weise, in der alle Säuglinge seit eh und je zur Welt gekommen sind, wurde auch das Kind der Verheißung geboren. Und am achten Tage wurde es nach jüdischem Brauch beschnitten und in aller Form Josua (Jesus) genannt.

122:8.3

Am Tag nach Jesu Geburt schrieb Joseph sich ein. Er traf auf einen Mann, mit dem sie sich zwei Abende zuvor in Jericho unterhalten hatten, und dieser brachte ihn zu einem wohlhabenden Freund, der ein Zimmer in der Herberge hatte und sie wissen ließ, dass er gerne bereit wäre, mit dem Paar aus Nazareth die Quartiere zu tauschen. Am selben Nachmittag zogen sie in die darüber liegende Herberge um und blieben dort fast drei Wochen lang, bis sie im Hause eines entfernten Verwandten Josephs Unterkunft fanden.

122:8.4

Am zweiten Tage nach der Geburt Jesu sandte Maria Elisabeth die Nach­richt, dass ihr Kind angekommen sei und erhielt als Antwort eine Einla­dung für Joseph nach Jerusalem, um mit Zacharias über all ihre Angelegen­heiten zu sprechen. In der folgenden Woche begab sich Joseph zur Unterredung mit Zacharias nach Jerusalem. Sowohl Zacharias wie auch Elisabeth waren zu der aufrichtigen Überzeugung gelangt, dass Jesus tatsächlich der jüdische Befreier, der Messias werden würde, und ihr Sohn Johannes das Haupt seiner Helfer, seine vom Schicksal bestimmte rechte Hand. Und da Maria dieselben Gedanken hatte, war es nicht schwer, Joseph zu überreden, in Betlehem, der Stadt Davids zu bleiben, damit Jesus aufwachsen könne, um Davids Nachfolger auf dem Thron von ganz Israel zu werden. Also blieben sie länger als ein Jahr in Betlehem. Joseph ging in dieser Zeit einigen Zimmermanns­ar­bei­ten nach.

122:8.5

An jenem Mittag der Geburt Jesu sangen die unter ihren Leitern versammelten Seraphim von Urantia Hymnen der Lobpreisung über der Krippe von Betlehem, aber kein menschliches Ohr vernahm sie. Weder Hirten noch irgendwelche anderen menschlichen Geschöpfe kamen, um das Kind von Betlehem zu verehren, bis zum Tage der Ankunft gewisser Priester aus Ur, die Zacharias von Jerusalem herabgesandt hatte.

122:8.6

Ein eigenartiger Religionslehrer ihres Landes hatte diesen Priestern aus Mesopotamien einige Zeit zuvor eröffnet, ihm sei in einem Traum mitgeteilt worden, dass das „Licht des Lebens“ in Kürze auf Erden als ein Kind und unter den Juden erscheinen werde. Dahin lenkten diese drei Lehrer ihre Schritte auf der Suche nach dem „Licht des Lebens“. Nach vielen Wochen vergeblichen Nachforschens in Jerusalem waren sie nahe daran, nach Ur zurückzukehren, als Zacharias sie traf und ihnen seine Ansicht eröffnete, dass Jesus das Objekt ihrer Suche sei, und sie nach Betlehem wies, wo sie das Kind fanden und ihre Geschenke bei seiner irdischen Mutter Maria ließen. Das Kind war zur Zeit ihres Besuchs fast drei Wochen alt.

122:8.7

Diese weisen Männer sahen keinen Stern, der sie nach Betlehem führte. Die schöne Legende vom Stern von Betlehem entstand folgendermaßen: Jesus wurde am Mittag des 21. August 7 v. Chr. geboren. Am 29. Mai 7 v. Chr. fand eine außergewöhnliche Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische statt. Und es ist eine bemerkenswerte astronomische Tatsache, dass gleiche Konjunktionen sich auch am 29. September und am 5. Dezember desselben Jahres ereigneten. Von diesen außerordentlichen, aber völlig natürlichen Vorgängen ausgehend, schufen die Glaubenseiferer der nächsten Generation in gut gemeinter Absicht die rührende Legende vom Stern von Betlehem und den verehrenden Magiern, die von ihm zur Krippe geführt wurden, wo sie das neugeborene Kind erblickten und anbeteten. Die fern- und nahöstlichen Gemüter ergötzen sich an Märchen, und sie weben immer wieder solch schöne Mythen um das Leben ihrer religiösen Führer und politischen Helden. Als der größte Teil des menschlichen Wissens in Ermangelung von Druckerzeugnissen mündlich von einer Generation auf die nächste überging, geschah es sehr leicht, dass Mythen zu Traditionen und diese schließlich als Tatsachen anerkannt wurden.


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