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Die Lehren Melchisedeks im Abendland

1. Die Religion Salems bei den Griechen

98:1.1

Die Missionare Salems hätten bei den Griechen eine große religiöse Struktur aufbauen können, wären sie nicht so eng gewesen in ihrer Auslegung des von ihnen anlässlich ihrer Weihe abgelegten Eides, eines ihnen von Machiventa auferlegten Gelöbnisses, das ihnen die Organisation von ausschließlich der Anbetung geweihten Kongregationen verbot und von jedem Lehrer das Versprechen verlangte, nie als Priester zu wirken und nie Honorare für religiöse Dienste entgegenzunehmen, allein Nahrung, Kleidung und Obdach. Als die Lehrer Melchisedeks das vorhellenische Griechenland betraten, fanden sie ein Volk vor, das immer noch die Überlieferungen von Adamson und der Zeit der Anditen pflegte. Aber diese Lehren hatten großen Schaden genommen durch Vorstellungen und Glauben von Horden niedriger Sklaven, die in wachsender Zahl an die griechischen Küsten gebracht worden waren. Diese Verderbnis hatte einen Rückfall in rohen Animismus mit blutigen Riten zur Folge, wobei die niedrigeren Klassen aus der Hinrichtung verurteilter Verbrecher sogar Zeremonien machten.

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Der frühe Einfluss der Lehrer aus Salem wurde fast zunichte gemacht durch die so genannte arische Invasion aus Südeuropa und aus dem Osten. Diese hellenischen Invasoren brachten anthropomorphe Gotteskonzepte ähnlich denen mit, die ihre arischen Verwandten nach Indien getragen hatten. Mit dieser Einfuhr begann die Entwicklung der griechischen Familie von Göttern und Göttinnen. Diese neue Religion beruhte teilweise auf den Kulten der einfallenden hellenischen Barbaren, aber sie enthielt auch die Mythen der älteren Bewohner Griechenlands.

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Die hellenischen Griechen fanden eine weitgehend vom Mutterkult beherrschte Mittelmeerwelt vor, und sie zwangen diesen Völkerschaften ihren Mann-Gott, Diaus-Zeus, auf, der wie Jahve bei den henotheistischen Semiten bereits zum Haupt des ganzen griechischen Pantheons untergeordneter Götter geworden war. Und die Griechen wären schließlich mit dem Zeuskonzept zu einem richtigen Monotheismus gelangt, hätten sie nicht an der Idee von einer höchsten Kontrolle durch das Schicksal festgehalten. Ein Gott mit endgültigem Wert muss selber der Gebieter des Schicksals und der Schöpfer der Bestimmung sein.

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Aufgrund dieser Faktoren religiöser Evolution entstand bald der Volksglaube an die unbekümmerten Götter des Berges Olymp, an mehr menschliche als göttliche Götter, und an Götter, die von den intelligenten Griechen nie sehr ernst genommen wurden. Und weder liebten noch fürchteten sie diese Götter ihrer eigenen Erfindung über die Maßen. Sie empfanden für Zeus und seine Familie von halbmenschlichen und halbgöttlichen Wesen ein patriotisches und rassisches Gefühl, aber sie brachten ihnen kaum Verehrung oder Anbetung entgegen.

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Die Hellenen waren durch die priesterfeindlichen Lehren der früheren Lehrer aus Salem so sehr geprägt worden, dass in Griechenland nie eine Priesterschaft von etwelcher Bedeutung entstand. Selbst die Anfertigung von Götterbildern ge­schah mehr im Geiste einer Kunstübung als einer andächtigen Verehrung.

98:1.6

Die olympischen Götter illustrieren den typischen Anthropomorphismus des Menschen. Aber die griechische Mythologie war mehr ästhetisch als ethisch. Die griechische Religion war insofern hilfreich, als sie ein Universum entwarf, das von einer Gruppe von Gottheiten regiert wurde. Aber Sittlichkeit, Ethik und Philosophie der Griechen eilten ihrem Gotteskonzept bald weit voraus, und dieses Ungleichgewicht zwischen intellektuellem und geistigem Wachstum war für Griechenland ebenso riskant, wie es sich für Indien erwiesen hatte.


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