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Schrift 95
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Die Lehren Melchisedeks in der Levante

4. Die Lehren Amenemopes

95:4.1

Zu gegebener Zeit wuchs in Ägypten ein Lehrer heran, den viele den „Men­schensohn“ und andere Amenemope nannten. Dieser Seher hob das Gewissen in die allerhöchste Schiedsrichterposition zwischen richtig und falsch, lehrte Bestrafung für Sünden und verkündete das Heil durch Anrufung der Sonnengottheit.

95:4.2

Amenemope lehrte, Reichtümer und Vermögen seien ein Geschenk Gottes, und diese Vorstellung durchdrang die später erscheinende hebräische Philo­sophie vollkommen. Dieser edle Lehrer glaubte, dass in allem Tun der entschei­dende Faktor das Gottesbewusstsein sei; dass jeder Augenblick im Bewusstsein der Gegenwart Gottes und der Verantwortung ihm gegenüber gelebt werden sollte. Die Lehren dieses Weisen wurden in der Folge ins Hebräische übersetzt und wurden lange vor der Niederschrift des Alten Testamentes zum heiligen Buch dieses Volkes. Die hauptsächliche Predigt dieses guten Menschen betraf die Unterweisung seines Sohnes in Geradheit und Ehrlichkeit in Vertrauensstellungen der Regierung, und diese edlen Gefühle längst vergangener Zeiten würden jedem modernen Staatsmann zur Ehre gereichen.

95:4.3

Dieser Weise des Nils lehrte, dass „die Reichtümer sich Flügel verschaffen und wegfliegen“ – dass alle irdischen Dinge vergehen. Sein großes Gebet war, „von Furcht befreit“ zu werden. Er ermahnte alle, sich von „den Worten der Menschen“ ab- und „den Taten Gottes“ zuzuwenden. Im Wesentlichen lehrte er: Der Mensch denkt, Gott lenkt. Seine ins Hebräische übersetzten Lehren bestimmten die Philosophie des alttestamentlichen Buches der Sprichwörter. Ins Griechische übersetzt, färbten sie auf die gesamte folgende hellenische religiöse Philosophie ab. Der spätere alexandrinische Philosoph Philo besaß ein Exemplar vom Buch der Weisheit.

95:4.4

Amenemope wirkte im Sinne der Bewahrung von evolutionärer Ethik und offenbarter Sittlichkeit und gab beide in seinen Schriften an die Hebräer und Griechen weiter. Er war nicht der größte der religiösen Lehrer dieses Zeitalters, aber er wurde dadurch zum einflussreichsten, dass er auf das spätere Denken der beiden für das Wachstum der abendländischen Zivilisation entscheidenden Bindeglieder abfärbte – der Hebräer, unter denen der abendländische religiöse Glaube seinen Gipfelpunkt erreichte, und der Griechen, die das rein philosophische Denken zu seinen höchsten europäischen Höhen führten.

95:4.5

Im Buch der hebräischen Sprichwörter sind Kapitel fünfzehn, siebzehn, zwanzig und Kapitel zweiundzwanzig, Vers siebzehn, bis Kapitel vierundzwanzig, Vers zweiundzwanzig, fast wörtlich dem Buch der Weisheit Amenemopes entnommen. Der erste Psalm des hebräischen Buches der Psalmen hat Amenemope zum Verfasser und bildet das Herzstück der Lehren Echnatons.


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