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Die Lehren Melchisedeks im Orient

12. Das Gotteskonzept des Buddhismus

94:12.1

Die große Schwäche der Kosmologie des Buddhismus war zweifacher Natur: seine Verunreinigung durch viele abergläubische Vorstellungen Indiens und Chinas und seine Sublimierung Gautamas, zuerst als des Erleuchteten und dann als des Ewigen Buddhas. So wie das Christentum unter der Aufnahme von viel irriger menschlicher Philosophie gelitten hat, trägt auch der Buddhismus sein menschliches Muttermal. Aber die Lehren Buddhas haben sich während der vergangenen zweieinhalb Jahrtausende immer weiterentwickelt. Das Konzept Buddhas ist für einen aufgeklärten Buddhisten ebenso wenig die menschliche Persönlichkeit Gautamas, wie für einen aufgeklärten Christen das Konzept Jehovas mit dem Geist-Dämon vom Berg Horeb identisch ist. Armut der Terminologie zusammen mit gefühlsbedingter Beibehaltung alter Ausdrücke ist oft daran schuld, dass die wahre Bedeutung der Evolution religiöser Konzepte nicht verstanden wird.

94:12.2

Allmählich begann im Buddhismus das Gotteskonzept, als Gegensatz zu dem Absoluten, zu erscheinen. Seine Wurzeln gehen auf jene frühen Tage zurück, als sich die Anhänger der Kleineren Straße von jenen der Großen Straße trennten. Und es geschah in diesem zweiten Zweig des Buddhismus, dass schließlich die doppelte Vorstellung von Gott und dem Absoluten heranreifte. Schritt für Schritt, Jahrhundert um Jahrhundert entwickelte sich das Gotteskonzept, bis es mit den Lehren Ryonins, Honen Shonins und Shinrans in Japan im Glauben an Amida Buddha endlich zum Blühen kam.

94:12.3

Unter diesen Gläubigen wird gelehrt, dass die Seele nach der Todeserfahrung die Wahl hat, sich an einem Aufenthalt im Paradies zu erfreuen, bevor sie ins Nirwana, den letzten Existenzzustand, eintritt. Es wird verkündet, dass diese neue Errettung erworben wird durch den Glauben an das göttliche Erbarmen und an die liebende Fürsorge Amidas, des Gottes des Paradieses im Westen. In ihrer Philosophie vertreten die Amidisten die Existenz einer unendlichen Realität, die jenseits jedes menschlichen Verständnisses liegt; in ihrer Religion glauben sie an den allerbarmenden Amida, der die Welt so sehr liebt, dass er es nicht zuließe, dass auch nur ein einziger Sterblicher, der seinen Namen aufrichtig glaubend und reinen Herzens anruft, dabei scheitern würde, die himmlische Glückseligkeit des Paradieses zu erreichen.

94:12.4

Die große Stärke des Buddhismus liegt darin, dass seine Anhänger frei sind, aus allen Religionen Wahrheit zu beziehen; selten hat eine derartige Freiheit der Wahl einen urantianischen Glauben ausgezeichnet. In dieser Beziehung ist die japanische Shinsekte eine der fortschrittlichsten religiösen Gruppen der Welt geworden; sie hat den einstigen missionarischen Geist der Anhänger Gautamas wieder aufleben lassen und damit begonnen, Lehrer zu anderen Völkern auszusenden. Diese Bereitschaft, sich Wahrheit aus den verschiedensten Quellen anzueignen, ist wirklich eine empfehlenswerte Tendenz, die sich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nach Christus unter religiösen Menschen bemerkbar macht.

94:12.5

Der Buddhismus selber erlebt im zwanzigsten Jahrhundert eine Renaissance. Durch den Kontakt mit dem Christentum haben die sozialen Aspekte des Buddhismus große Fortschritte gemacht. Der Wunsch zu lernen ist in den Herzen der Mönchspriester der Bruderschaft wieder entfacht worden, und die sich in der buddhistischen Glaubensgemeinschaft ausbreitende Bildung wird bestimmt zu neuen Durchbrüchen in religiöser Entwicklung führen.

94:12.6

Zur Zeit dieser Niederschrift setzt ein großer Teil Asiens seine Hoffnung auf den Buddhismus. Wird dieser edle Glaube, der sich durch die dunklen Zeitalter der Vergangenheit so tapfer gehalten hat, einmal mehr die Wahrheiten erweiterter kosmischer Realitäten empfangen, gerade so wie die Jünger des großen indischen Lehrers einst seiner Verkündigung neuer Wahrheit gelauscht haben? Wird dieser alte Glaube einmal mehr auf den stärkenden Stimulus der Eröf­fnung neuer Konzepte von Gott und dem Absoluten ansprechen, nach denen er so lange gesucht hat?

94:12.7

Ganz Urantia wartet auf die Verkündigung der veredelnden Botschaft Michaels, befreit von den angehäuften Lehren und Dogmen eines neunzehnhundertjährigen Kontaktes mit den Religionen evolutionären Ursprungs. Die Stunde schlägt, da dem Buddhismus, dem Christentum, dem Hinduismus und sogar den Völkern aller Bekenntnisse nicht das Evangelium über Jesus, sondern die lebendige, geistige Wahrheit des Evangeliums Jesu darzubringen ist.

94:12.8

[Dargeboten von einem Melchisedek Nebadon.]


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