In den Tagen Melchisedeks war Indien ein kosmopolitisches Land, das kurz zuvor unter die politische und religiöse Herrschaft der aus Norden und Westen einfallenden arisch-anditischen Eroberer geraten war. Zu diesem Zeitpunkt waren nur die nördlichen und westlichen Teile der Halbinsel stark von Ariern durchdrungen. Die vedischen Neuankömmlinge hatten ihre vielen Stammesgottheiten mit sich gebracht. Ihre religiösen Formen der Verehrung hielten sich eng an die zeremoniellen Praktiken ihrer anditischen Vorfahren, indem der Vater immer noch als Priester und die Mutter als Priesterin wirkten und der Familienherd als Altar diente.
Der vedische Kult befand sich damals in einem Wachstums- und Umwandlungsprozess unter der Leitung der brahmanischen Kaste der Lehrer-Priester, die allmählich die Kontrolle über das wachsende Anbetungsritual übernahm. Die Durchmischung der einst dreiunddreißig arischen Gottheiten war in vollem Gang, als die Missionare aus Salem den Norden Indiens betraten.
Der Polytheismus dieser Arier stellte eine Degeneration ihres früheren Monotheismus dar, der durch ihre Aufsplitterung in Stammeseinheiten verursacht worden war, wobei jeder Stamm seinen eigenen Gott verehrte. Dieser entartete ursprüngliche Monotheismus und Trinitarismus des anditischen Mesopotamien durchlief in den ersten Jahrhunderten des zweiten Millenniums vor Christus einen Prozess neuer Synthese. Die vielen Götter wurden zu einem Pantheon organisiert unter der dreieinigen Führung von Dyaus Pitar, dem Herrn des Himmels, Indra, dem Sturmherrn der Atmosphäre und Agni, dem dreiköpfigen Feuergott und Herrn der Erde und Restsymbol eines früheren Trinitätskonzepts.
Ausgesprochen henotheistische Tendenzen ebneten den Weg für einen entwickelten Monotheismus. Agni, die älteste Gottheit, wurde oft als väterliches Oberhaupt des gesamten Pantheons gefeiert. Das Gottheit-Vater-Prinzip, manchmal Prajapati genannt, manchmal als Brahma bezeichnet, ging in der theologischen Schlacht unter, welche die brahmanischen Priester später den Lehrern aus Salem lieferten. Das Brahman wurde als das göttliche Energieprinzip begriffen, welches das ganze vedische Pantheon aktivierte.
Die Missionare aus Salem predigten den einen Gott Melchisedeks, den Allerhöchsten des Himmels. Dieses Gottesbild war nicht völlig unvereinbar mit dem im Entstehen begriffenen Vater-Brahma-Konzept als dem Ursprung aller Götter, aber die Salem-Doktrin kannte keine Rituale und lief deshalb den Dogmen, Traditionen und Lehren der brahmanischen Priesterschaft direkt zuwider. Nie wollten die brahmanischen Priester die Lehre aus Salem annehmen, wonach der Glaube allein rettet und Gottes Gunst ohne rituelle Praktiken und Opferzeremonien erlangt werden kann.
Die Zurückweisung des Evangeliums Melchisedeks vom Vertrauen in Gott und von der Errettung durch den Glauben stellte für Indien einen entscheidenden Wendepunkt dar. Die Missionare aus Salem hatten viel zum Verschwinden des Glaubens an all die vedischen Götter beigetragen, aber die führenden vedischen Priester weigerten sich, die Lehre von einem einzigen Gott und einem einfachen Glauben anzunehmen.
In dem Bemühen, die Lehrer aus Salem zu bekämpfen, trafen die Brahmanen unter den heiligen Schriften jener Tage eine Auswahl, und diese Zusammenstellung, die später noch überarbeitet wurde, hat sich als Rigveda, als eines der ältesten heiligen Bücher, bis in die heutige Zeit erhalten. Ihm folgten die zweite, dritte und vierte Veda, mit denen die Bramanen versuchten, ihre Anbetungs- und Opferrituale für die Völker jener Tage zwingend zu kristallisieren, zu formalisieren und zu fixieren. Im Besten, was sie enthalten, kommen diese Schriften an Schönheit des Konzepts und an Wahrheit der Erkenntnis jeder anderen Sammlung ähnlichen Charakters gleich. Aber immer mehr wurde diese hoch stehende Religion durch die Tausende und Abertausende von abergläubischen Vorstellungen, Kulten und Ritualen Südindiens infiziert und verwandelte sich allmählich in das buntscheckigste aller jemals von Sterblichen entwickelten theologischen Systeme. Beim Durchgehen der Veden wird man einige der höchsten und einige der allerniedrigsten jemals konzipierten Gottesvorstellungen entdecken.