Moses versuchte, den Menschenopfern ein Ende zu bereiten, indem er als Ersatz den Loskauf einführte. Er stellte eine systematische Liste zusammen, die es seinen Leuten erlaubte, den schlimmsten Folgen ihrer vorschnellen und unsinnigen Gelübde zu entgehen. Land, Besitz und Kinder konnten gemäß den geltenden Gebühren, die an die Priester zu bezahlen waren, losgekauft werden. Die Gruppen, die aufhörten, ihre erstgeborenen Söhne zu opfern, besaßen große Vorteile gegenüber ihren weniger fortgeschrittenen Nachbarn, die an diesen entsetzlichen Praktiken festhielten. Manche dieser rückständigen Stämme wurden durch den Verlust ihrer Söhne nicht nur sehr geschwächt, sondern oft wurde dadurch auch die Führungsnachfolge unterbrochen.
Eine Nebenerscheinung des zu Ende gehenden Kinderopfers war der Brauch, zum Schutz des Erstgeborenen die Türpfosten der Häuser mit Blut zu beschmieren. Das tat man häufig in Verbindung mit einem der heiligen Jahresfeste, und diese Zeremonie wurde einst im überwiegenden Teil der Welt, von Mexiko bis Ägypten, befolgt.
Sogar noch nachdem die meisten Gruppen den rituellen Kindermord aufgegeben hatten, war es Sitte, einen Säugling draußen in der Wildnis auszusetzen oder ihn in einem kleinen Boot dem Wasser zu übergeben. Wenn das Kind überlebte, dachte man, die Götter hätten eingegriffen, um es zu retten, wie in den Überlieferungen von Sargon, Moses, Kyrus und Romulus. Danach kam die Praxis auf, die erstgeborenen Söhne als Geheiligte oder Geopferte zu weihen; man ließ sie aufwachsen und schickte sie dann ins Exil, anstatt sie zu töten; und das war der Beginn der Kolonisation. Die Römer bedienten sich dieser Sitte in ihrem Kolonisierungsplan.
Viele der seltsamen Verbindungen zwischen sexueller Lockerheit und primitivem Kult entstanden im Zusammenhang mit Menschenopfern. Wenn in alter Zeit eine Frau Kopfjägern begegnete, konnte sie ihr Leben durch sexuelle Preisgabe freikaufen. Später hatte eine den Göttern als Opfer geweihte junge Frau die Möglichkeit, ihr Leben dadurch loszukaufen, dass sie ihren Körper lebenslänglich dem geheiligten sexuellen Tempeldienst verschrieb; auf diese Weise konnte sie ihr Geld für den Loskauf verdienen. Die Alten betrachteten es als höchst erhebend, Geschlechtsverkehr mit einer Frau zu haben, die ihr Leben in dieser Weise freikaufte. Der Verkehr mit diesen heiligen Töchtern war eine religiöse Zeremonie, und zusätzlich bot dieses ganze Ritual einen annehmbaren Vorwand für ganz gewöhnliche sexuelle Befriedigung. Das war eine subtile Art der Selbsttäuschung, der sich sowohl die Töchter als auch ihre Gefährten mit Wonne hingaben. Die Sitten hinken immer hinter dem evolutionären Fortschritt der Zivilisation nach und sorgen dadurch für eine Billigung der frühen, eher den Wilden angemessenen sexuellen Praktiken der evolutionären Rassen.
Die Tempelprostitution breitete sich mit der Zeit in ganz Südeuropa und Asien aus. Alle Völker betrachteten das von den Tempelprostituierten verdiente Geld als heilig, als ein edles Geschenk, das den Göttern dargebracht wurde. Frauen des höchsten Typs drängten sich in den Sexmärkten der Tempel und widmeten ihre Verdienste allen möglichen heiligen Diensten und wohltätigen öffentlichen Werken. Viele Frauen der besseren Klassen sammelten ihre Mitgift durch vorübergehenden sexuellen Dienst in den Tempeln, und die meisten Männer gaben solchen Frauen als Gattinnen den Vorzug.