Die primitiven Menschen wollten immer aus allem Außerordentlichen einen Fetisch machen; deshalb hat der Zufall vieles entstehen lassen. Jemand ist krank, da geschieht etwas, und es geht ihm wieder gut. Dasselbe gilt für den guten Ruf vieler Heilmittel und für die mit dem Zufall arbeitenden Methoden der Krankheitsbehandlung. Mit Träumen verbundene Gegenstände hatten gute Aussicht, in Fetische verwandelt zu werden. Vulkane, aber nicht Berge wurden zu Fetischen gemacht; Kometen, aber nicht Sterne. Die frühen Menschen glaubten, dass Sternschnuppen und Meteore die Ankunft von besonderen Geisterbesuchern auf der Erde anzeigten.
Die ersten Fetische waren Steine mit Besonderheiten, und „heilige Steine“ sind seit damals etwas vom Menschen sehr Begehrtes geblieben; die Perlenkette war einst eine Sammlung heiliger Steine, eine Reihe von Amuletten. Viele Stämme hatten Steinfetische, aber nur wenige haben überdauert, wie die Kaaba oder der Stein von Scone. Auch Feuer und Wasser gehörten zu den frühen Fetischen, und Feueranbetung sowie der Glaube an heiliges Wasser sind immer noch lebendig.
Baumfetische sind eine spätere Entwicklung, aber bei einigen Stämmen führte das Verharren in der Naturanbetung zum Glauben an Zauberpflanzen, die von irgendwelchen Naturgeistern bewohnt wurden. Wenn Pflanzen und Früchte zu Fetischen wurden, waren sie als Speisen tabu. Der Apfel fiel als einer der ersten in diese Kategorie; er wurde von den Völkern der Levante nie gegessen.
Wenn ein Tier Menschenfleisch fraß, wurde es zu einem Fetisch. Auf diese Weise wurde der Hund zum heiligen Tier der Parsen. Wenn der Fetisch ein Tier ist und das Phantom dieses dauernd bewohnt, kann es zu einem Übergreifen von Fetischismus auf Reinkarnation kommen. In mancher Hinsicht beneideten die Wilden die Tiere; sie fühlten sich ihnen nicht überlegen, und sie trugen oft den Namen ihrer Lieblingstiere.
Als Tiere zu Fetischen wurden, war die Folge davon die Tabuisierung des Genusses von Fetischtierfleisch. Primaten und Affen wurden wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Menschen früh zu Fetischtieren; später widerfuhr dasselbe auch Schlangen, Vögeln und Schweinen. Zu einer bestimmten Zeit war die Kuh ein Fetisch, wobei ihre Milch tabu war, während ihre Exkremente hoch geschätzt waren. Die Schlange wurde in Palästina insbesondere von den Phöniziern verehrt, die wie die Juden glaubten, sie sei das Sprachrohr böser Geister. Sogar viele moderne Menschen glauben an die Zauberkräfte der Reptilien. Von Arabien über Indien bis zu den roten Menschen vom Stamm der Moqui mit ihrem Schlangentanz ist die Schlange verehrt worden.
Gewisse Wochentage waren Fetische. Während ganzer Zeitalter galt der Freitag als Unglückstag und die Dreizehn als schlecht. Die Glückszahlen drei und sieben kamen von späteren Offenbarungen; die Vier war die Glückszahl des primitiven Menschen, weil er schon früh die vier Himmelsrichtungen erkannt hatte. Man hielt es für unheilvoll, sein Vieh oder anderen Besitz zu zählen; die Alten lehnten sich immer gegen die Abhaltung eines Zensus, einer „Zählung des Volkes“ auf.
Der primitive Mensch machte aus dem Geschlecht keinen ungebührlichen Fetisch; der Fortpflanzungsfunktion wurde nur beschränkte Aufmerksamkeit geschenkt. Der Wilde hatte ein natürliches und kein obszönes oder laszives Empfinden.
Der Speichel war ein mächtiger Fetisch; Teufel konnten ausgetrieben werden, indem man auf eine Person spuckte. Von einem Älteren oder Höheren angespuckt zu werden, galt als höchstes Kompliment. Teile des menschlichen Körpers wurden als mögliche Fetische betrachtet, insbesondere Haar und Nägel. Die langgewachsenen Fingernägel der Häuptlinge waren hoch geschätzt, und die Schnipsel davon waren ein machtvoller Fetisch. Der Glaube an Schädelfetische ist für vieles in der späteren Kopfjägerei verantwortlich. Die Nabelschnur war ein hoch geschätzter Fetisch, und er ist es in Afrika bis heute geblieben. Das erste Spielzeug der Menschheit war eine getrocknete Nabelschnur. Häufig mit Perlen besetzt, stellte sie die erste Halskette des Menschen dar.
Bucklige und verkrüppelte Kinder wurden als Fetische betrachtet; von den Geisteskranken glaubte man, sie seien vom Mond befallen. Der Primitive wusste nicht zwischen Genie und Verrücktheit zu unterscheiden; Idioten wurden entweder zu Tode geprügelt oder als Fetisch-Persönlichkeiten verehrt. Hysterie gab dem Volksglauben an Hexerei immer mehr Nahrung; oft waren Priester und Medizinmänner Epileptiker. Betrunkenheit wurde als eine Form von Besessenheit durch Geister betrachtet; wenn ein Wilder sich betrinken ging, steckte er sich ein Blatt ins Haar, was bedeutete, dass er alle Verantwortung für sein Tun ablehnte. Gifte und Rauschmittel wurden zu Fetischen; man hielt sie für besessen.
Bei vielen Völkern galten Genies als Fetisch-Persönlichkeiten, die von einem weisen Geist besessen waren. Und diese talentierten Menschen lernten bald, zur Förderung ihrer eigenen Interessen auf Betrug und Kniffe zurückzugreifen. Man dachte, ein Fetisch-Mensch sei mehr als menschlich; er war göttlich, ja sogar unfehlbar. Dadurch geboten Häuptlinge, Könige, Priester, Propheten und Kirchenoberhäupter schließlich über große Macht und übten unbeschränkte Autorität aus.