Die periodische Blutung der Frau und ihr Blutverlust beim Gebären legten bald die Vorstellung nahe, dass das Blut der Schöpfer des Kindes (und sogar der Sitz der Seele) sei, und ließen die Idee der Blutsbande in den menschlichen Beziehungen entstehen. In frühen Zeiten dachte man alle Abstammung über die weibliche Linie, denn das war der einzige wirklich sichere Teil des Erbes.
Die primitive Familie, die aus den instinktiven biologischen Banden des Blutes zwischen Mutter und Kind hervorging, war zwangsläufig eine Mutterfamilie; und viele Stämme hielten lange an ihr fest. Die Mutterfamilie war der einzig mögliche Übergang vom Stadium der Gruppenehe in der Horde zum späteren verbesserten Familienleben der polygamen und monogamen Vaterfamilien. Die Mutterfamilie war natürlich und biologisch; die Vaterfamilie ist sozial, wirtschaftlich und politisch. Das Fortbestehen der Mutterfamilie bei den roten Menschen Nordamerikas ist einer der Hauptgründe, weshalb die ansonsten fortschrittlichen Irokesen nie ein richtiger Staat wurden.
Unter den herrschenden Sitten der Mutterfamilie verfügte die Mutter der Ehefrau im Heim praktisch über höchste Autorität; sogar die Brüder der Ehefrau und deren Söhne waren bei der Leitung der Familie aktiver als der Ehemann. Oft wurden Väter nach ihren eigenen Kindern umbenannt.
Die frühesten Rassen achteten den Vater gering; in ihren Augen stammte das Kind ganz und gar von der Mutter ab. Sie glaubten, dass die Kinder ihrem Vater infolge des Zusammenlebens glichen oder in dieser Weise „gezeichnet“ waren, weil die Mutter wünschte, dass sie dem Vater ähnlich sähen. Als später der Umschwung von der Mutter- zur Vaterfamilie kam, nahm der Vater alles Verdienst am Kind an sich, und viele der Tabus, die eine schwangere Frau betrafen, wurden erweitert und schlossen nun auch den Ehemann ein. Der werdende Vater legte seine Arbeit nieder, wenn die Zeit der Entbindung nahte, und bei der Geburt legte er sich zu der Frau ins Bett und ruhte sich drei bis acht Tage lang aus. Die Frau mochte am nächsten Tag wieder aufstehen und hart arbeiten, wo hingegen der Gatte im Bett blieb, um die Glückwünsche entgegenzunehmen; all das war Teil der frühen Sitten, die das Recht des Vaters über das Kind bekräftigen sollten.
Am Anfang wollte die Sitte, dass der Mann zu der Familie der Frau zog, aber in späterer Zeit konnte er, nachdem er den Brautpreis entrichtet oder durch Arbeit abbezahlt hatte, Frau und Kinder zu seinen eigenen Leuten zurückbringen. Der Übergang von der Mutter- zur Vaterfamilie erklärt die sonst sinnlosen Verbote bestimmter Cousinenheiraten, während andere trotz desselben Verwandtschaftsgrades erlaubt sind.
Als die Jägersitten verschwanden und die Herdenhaltung dem Menschen die Kontrolle über die Beschaffung der wesentlichen Lebensmittel gab, kam die Mutterfamilie zu einem raschen Ende. Sie scheiterte einfach daran, dass sie mit der neueren Vaterfamilie nicht gleichziehen konnte. Die auf die männlichen Verwandten der Mutter verteilte Macht konnte den Wettbewerb mit der im Ehemann-Vater konzentrierten Macht nicht bestehen. Die Frau war den vereinigten Aufgaben des Gebärens und der Ausübung kontinuierlicher Autorität und zunehmender häuslicher Macht nicht mehr gewachsen. Aufkommender Frauenraub und späterer Frauenkauf beschleunigten das Verschwinden der Mutterfamilie.
Der verblüffende Wechsel von der Mutter- zu der Vaterfamilie ist eine der radikalsten und vollständigsten Kehrtwendungen der Anpassung, welche die menschliche Rasse je vorgenommen hat. Dieser Wechsel führte sofort zu größerem sozialem Ausdruck und gesteigertem Familienabenteuer.