Adam hatte seine ersten hundert Jahre auf Erden gerade beendet, als Serapatatia nach dem Tode seines Vaters die Führung des westlichen oder syrischen Bundes von Noditenstämmen übernahm. Serapatatia war ein Mann von brauner Hautfarbe, ein glänzender Abkömmling des einstigen Chefs der Gesundheitskommission Dalamatias, und er war mit einer der hervorragendsten Frauengestalten der blauen Rasse jener fernen Tage verheiratet. Durch alle Zeitalter hindurch hatte diese Linie die Herrschaft innegehabt und bei den westlichen Noditenstämmen einen großen Einfluss ausgeübt.
Serapatatia hatte den Garten mehrmals besucht, und die Rechtschaffenheit von Adams Sache hatte ihn tief beeindruckt. Und kurz nachdem er die Führung der syrischen Noditen übernommen hatte, gab er seine Absicht bekannt, den Anschluss an das Werk Adams und Evas im Garten zu suchen. Die Mehrheit seines Volkes war mit ihm in diesem Vorhaben einig, und Adam war beglückt über die Nachricht, dass der mächtigste und intelligenteste aller Nachbarstämme fast geschlossen auf die Unterstützung des Weltverbesserungsprogramms eingeschwenkt war; es war entschieden ermutigend. Und kurz nach diesem großen Ereignis wurde Serapatatia samt seinem neuen Stab von Adam und Eva in ihrem eigenen Heim empfangen.
Serapatatia wurde einer der fähigsten und tüchtigsten aller Leutnants Adams. Er war in all seinem Tun ganz und gar aufrichtig und grundehrlich; er war sich nie bewusst, auch später nicht, dass der durchtriebene Caligastia sich seiner als eines von den Umständen gelieferten Werkzeugs bediente.
Bald wurde Serapatatia Mitverantwortlicher der edenischen Kommission für Stammesbeziehungen, und es wurden viele Pläne ausgearbeitet, um das Werk, die entfernten Stämme für die Sache des Gartens zu gewinnen, tatkräftiger voranzutreiben.
Er traf sich mit Adam und Eva – insbesondere mit Eva – zu etlichen Besprechungen, und sie gingen viele Pläne zur Verbesserung ihrer Methoden durch. Eines Tages fiel es Serapatatia während eines Gesprächs mit Eva ein, dass es sehr hilfreich wäre, wenn während der Wartezeit, bis Angehörige der violetten Rasse in großer Zahl zur Verfügung stünden, etwas getan werden könnte, um die bedürftigen, wartenden Stämme unverzüglich voranzubringen. Serapatatia machte geltend, dass wenn die Noditen als fortschrittlichste und kooperationswilligste Rasse einen halb der violetten Rasse entstammenden Führer haben könnten, dies ein mächtiges Band darstellen würde, welches diese Völker enger an den Garten bände. Und all das wurde ganz nüchtern und ehrlich als etwas betrachtet, was der Welt zum Guten gereichen würde, da dieses Kind, einmal im Garten großgezogen und ausgebildet, einen mächtigen und wohltuenden Einfluss auf das Volk seines Vaters ausüben würde.
Es sollte einmal mehr unterstrichen werden, dass Serapatatia in allem, was er vorschlug, durch und durch ehrlich und aufrichtig war. Er ahnte nie, dass er Caligastia und Daligastia in die Hände arbeitete. Serapatatia hielt in aller Treue an dem Plan fest, der den Aufbau einer starken Reserve der violetten Rasse vorsah, bevor an eine weltweite Höherstufung der durcheinandergebrachten Völker Urantias gedacht werden konnte. Aber dazu waren Hunderte von Jahren erforderlich, und er war ungeduldig; er wollte sofortige Resultate sehen – irgendetwas schon zu seinen Lebzeiten. Er machte Eva klar, dass Adam wegen des Wenigen, das zur Verbesserung der Welt geschehen war, oft entmutigt war.
Über fünf Jahre lang reiften diese Pläne im Verborgenen heran. Endlich hatten sie den Punkt erreicht, wo Eva einer geheimen Zusammenkunft mit Kano zustimmte, dem glänzendsten und rührigsten Führer der benachbarten Kolonie freundlich gesinnter Noditen. Kano brachte der adamischen Ordnung große Sympathien entgegen; er war tatsächlich der aufrichtige geistige Führer dieser benachbarten Noditen, die zu freundschaftlichen Beziehungen mit dem Garten bereit waren.
Die schicksalhafte Begegnung fand in der Dämmerstunde eines Herbstabends unweit von Adams Heim statt. Eva war dem schönen und enthusiastischen Kano nie zuvor begegnet – in ihm überlebte auf prachtvolle Weise der edle Körperbau und überragende Intellekt seiner fernen Vorfahren vom fürstlichen Stab. Und auch Kano glaubte voll und ganz an die Redlichkeit des Projektes Serapatatias. (Außerhalb des Gartens war geschlechtlicher Verkehr mit mehreren Partnern gängige Praxis.)
Unter dem Einfluss von Schmeichelei, Enthusiasmus und großer persönlicher Überzeugungskraft fand sich Eva dann und dort bereit, sich in die vieldiskutierte Unternehmung einzulassen und dem größeren und weiterreichenden göttlichen Plan ihren eigenen kleinen Weltrettungsplan beizufügen. Bevor ihr völlig bewusst wurde, was vor sich ging, war der schicksalschwere Schritt getan. Es war geschehen.