Und jetzt, nach ihrer förmlichen Einsetzung, wurden sich Adam und Eva ihrer planetarischen Isolation schmerzlich bewusst. Die vertrauten Fernmeldungen blieben stumm, und abwesend waren alle Kreisläufe außerplanetarischer Kommunikation. Ihre Gefährten Jerusems hatten sich auf Welten begeben, auf denen alles glatt verlief und ein fest im Sattel sitzender Planetarischer Fürst mit einem erfahrenen Stab sie willig empfing und während ihrer frühen Erfahrung auf solchen Welten kompetent mit ihnen zusammenarbeitete. Aber auf Urantia hatte die Rebellion alles verändert. Hier war der Planetarische Fürst sehr gegenwärtig, und obwohl er seiner Macht, Böses zu tun, größtenteils beraubt war, war er immer noch in der Lage, Adams und Evas Aufgabe zu erschweren und bis zu einem gewissen Grade in Frage zu stellen. Ernst und desillusioniert wanderten der Sohn und die Tochter aus Jerusem an jenem Abend im Lichte des Vollmonds durch den Garten, während sie Pläne für den nächsten Tag besprachen.
So endete der erste Tag Adams und Evas auf dem isolierten Urantia, dem durch den Verrat Caligastias durcheinander geratenen Planeten; und sie wanderten und besprachen sich noch bis tief in die Nacht hinein, ihre erste Nacht auf Erden – und fühlten sich so sehr einsam.
Seinen zweiten Tag auf Erden verbrachte Adam bei einer Sitzung mit den planetarischen Treuhändern und dem beratenden Gremium. Von den Melchisedeks und ihren Mitarbeitern erfuhren Adam und Eva mehr Einzelheiten über die Rebellion Caligastias und die Auswirkung dieser Erhebung auf den Fortschritt der Welt. Und dieser lange Bericht über die schlechte Führung der Weltangelegenheiten war insgesamt eine bedrückende Geschichte. Sie lernten alle Tatsachen über den völligen Zusammenbruch des Plans Caligastias zur Beschleunigung des gesellschaftlichen Evolutionsprozesses kennen. Sie wurden sich dabei auch ganz der Torheit bewusst, den planetarischen Fortschritt unabhängig vom göttlichen Plan der Weiterentwicklung erreichen zu wollen. Und so ging ein trauriger, aber Klarheit schaffender Tag zu Ende – ihr zweiter auf Urantia.
Der Dritte Tag galt der Besichtigung des Gartens. Vom Rücken der großen Passagiervögel – der Fandore – herab überblickten Adam und Eva die Weiten des Gartens, während sie über diesem schönsten Ort der Erde durch die Lüfte getragen wurden. Dieser Besichtigungstag endete mit einem riesigen Bankett zu Ehren all derer, die hart gearbeitet hatten, um diesen Garten edenischer Schönheit und Größe entstehen zu lassen. Und wieder wanderten der Sohn und seine Gefährtin an ihrem dritten Tag bis spät in die Nacht im Garten umher und sprachen miteinander über das gewaltige Ausmaß ihrer Probleme.
Am vierten Tag wandten sich Adam und Eva an die im Garten Versammelten. Vom Einweihungshügel herab sprachen sie zum Volk über ihre Pläne zum Wiederaufbau der Welt und umrissen die Methoden, mit deren Hilfe sie versuchen würden, die gesellschaftliche Kultur Urantias von der tiefen Stufe, auf die sie durch Sünde und Rebellion gesunken war, wieder hochzubringen. Das war ein großer Tag, und er schloss mit einem Fest für den Rat von Männern und Frauen, die ausgewählt worden waren, um in der neuen Verwaltung der Weltangelegenheiten Verantwortungen zu übernehmen. Merkt euch gut: Sowohl Frauen als auch Männer gehörten dieser Gruppe an, und es war seit den Tagen Dalamatias das erste Mal, dass so etwas auf Erden geschah. Es war eine erstaunliche Neuerung, Eva, eine Frau, Ehren und Verantwortlichkeiten in den Weltangelegenheiten mit einem Mann teilen zu sehen. Und damit endete der vierte Tag auf Erden.
Der fünfte Tag war ausgefüllt mit der Organisation einer provisorischen Regierung, einer Verwaltung, die so lange zu funktionieren hatte, bis die Melchisedek-Treuhänder Urantia verlassen würden.
Der sechste Tag wurde der Besichtigung der zahlreichen Menschen- und Tiertypen gewidmet. Den ganzen Tag über wurden Adam und Eva an den Mauern im Osten Edens entlang eskortiert, wo sie das Tierleben des Planeten betrachten und zu einer besseren Vorstellung darüber gelangen konnten, was getan werden musste, um Ordnung in das Durcheinander einer Welt zu bringen, die von einer derartigen Vielfalt lebender Geschöpfe bewohnt wurde.
All jene, die Adam auf diesem Ausflug begleiteten, versetzte die Beobachtung in großes Erstaunen, wie gründlich er Natur und Funktion der Tausende und Abertausende von Tieren, die man ihm zeigte, verstand. Wann immer er ein Tier erblickte, konnte er dessen Natur und Verhalten sofort beschreiben. Adam konnte Ursprung, Natur und Funktion aller erblickten materiellen Kreaturen mit Namen angeben. Diejenigen, die ihn auf dieser Inspektionstour führten, wussten nicht, dass der neue Herrscher der Welt einer der kundigsten Anatome ganz Satanias war; und Eva war ebenso versiert. Adam versetzte seine Mitarbeiter durch die Beschreibung einer Menge von Lebewesen in Erstaunen, die zu klein sind, um von menschlichem Auge wahrgenommen zu werden.
Als der sechste Tag ihres irdischen Aufenthaltes vorüber war, ruhten sich Adam und Eva zum ersten Mal in ihrem neuen Heim „im Osten von Eden“ aus. Die ersten sechs Tage ihres Urantia-Abenteuers waren sehr betriebsam gewesen, und mit großer Freude blickten sie einem ganzen Tag der Freiheit von jeglicher Aktivität entgegen.
Aber die Umstände wollten es anders. Die Erfahrung des soeben verflossenen Tages, während dessen Adam so intelligent und erschöpfend über das Tierleben gesprochen hatte, in Verbindung mit seiner meisterhaften Eröffnungsrede und seiner bezaubernden Art hatte die Herzen der Gartenbewohner so sehr gewonnen und ihr Denken derart überwältigt, dass sie nicht nur von ganzem Herzen gewillt waren, die frisch aus Jerusem angekommenen Sohn und Tochter als Herrscher zu akzeptieren, sondern mehrheitlich ziemlich bereit waren, vor ihnen zu Boden zu fallen und sie als Götter zu verehren.