Der Boden ist die Bühne der Gesellschaft; die Menschen sind die Schauspieler. Und der Mensch muss sein Spiel ständig anpassen, um dem Zustand des Bodens gerecht zu werden. Die Entwicklung der Sitten ist immer vom Verhältnis Land – Mensch abhängig. Das stimmt, trotz der Schwierigkeit, es wahrzunehmen. Die Bodentechniken des Menschen – die seinem Lebensunterhalt dienenden Fertigkeiten – und sein Lebensstandard bilden zusammen die Summe all seiner Bräuche, die Sitten. Und die Summe seiner Anpassungen an die Anforderungen des Lebens bildet seine kulturelle Zivilisation.
Die ersten menschlichen Kulturen erschienen entlang den Flüssen der östlichen Hemisphäre, und es gab vier große Vorwärtsschritte im Gang der Zivilisation, nämlich:
1. Das Sammlerstadium. Nahrungszwang, Hunger führte zur ersten Form industrieller Organisation, zu den primitiven, Nahrung sammelnden Menschenketten. Die Kette der an einem solchen Hungermarsch Beteiligten, die über Land zogen und Essbares einsammelten, konnte bis fünfzehn Kilometer lang werden. Das war das primitive Nomadenstadium der Kultur, und es ist die heute von den afrikanischen Buschmännern gelebte Daseinsart.
2. Das Jägerstadium. Die Erfindung von Waffen-Werkzeugen versetzte den Menschen in die Lage, Jäger zu werden, und sich dadurch ganz beträchtlich von der Nahrungssklaverei zu befreien. Ein denkender Andonit, dessen Hand in einem schweren Kampf arg zerquetscht worden war, entdeckte von neuem die Idee, anstelle seines Arms einen langen Stock und statt seiner Faust einen harten Feuerstein zu benutzen, den er mit Sehnen am Stockende befestigte. Viele Stämme machten unabhängig voneinander ähnliche Entdeckungen, und diese verschiedenen Formen von Hämmern stellten einen der großen Vorwärtsschritte in der menschlichen Zivilisation dar. Heute sind einige australische Ureinwohner nur wenig über dieses Stadium hinausgekommen.
Die blauen Menschen wurden erfahrene Jäger und Fallensteller; durch Einzäunen der Flüsse fingen sie Fische in großer Zahl und hoben dann den getrockneten Überschuss für den Winter auf. Zum Fangen des Wilds wurden viele Formen raffinierter Schlingen und Fallen verwendet, aber die primitiveren Rassen jagten keine größeren Tiere.
3. Das Hirtenstadium. Diese Zivilisationsphase wurde möglich durch die Domestizierung von Tieren. Die Araber und die Eingeborenen Afrikas gehören zu den Hirtenvölkern jüngerer Zeit.
Das Hirtenleben brachte hinsichtlich der Nahrungssklaverei noch mehr Erleichterung; der Mensch lernte, von den Zinsen seines Kapitals – von der Vermehrung seiner Herden – zu leben; und das gewährte ihm mehr Muße für Kultur und Fortschritt.
Die dem Hirtenstadium vorangegangene Gesellschaft hatte auf Geschlechterkooperation beruht, aber die Verbreitung der Tierhaltung zwang die Frauen in tiefste soziale Versklavung. In früheren Zeiten war die Beschaffung tierischer Nahrung Männerpflicht gewesen, während es der Frau oblag, für pflanzliche Nahrung zu sorgen. Deshalb sank die Würde der Frau sehr tief, als der Mann in die Hirtenära seiner Existenz eintrat. Denn sie musste sich weiterhin abrackern, um die lebensnotwendige Pflanzennahrung zu liefern, während der Mann nur zu seinen Herden zu gehen brauchte, um sich tierische Nahrung im Überfluss zu beschaffen. Der Mann wurde dadurch von der Frau relativ unabhängig; während des ganzen Hirtenzeitalters verschlechterte sich der Status der Frau unablässig. Als diese Ära zu Ende ging, war die Frau zu kaum mehr als einem menschlichen Tier geworden mit der Bestimmung, sich abzuarbeiten und menschliche Nachkommen zu gebären, geradeso wie von den Herdentieren erwartet wurde, dass sie arbeiteten und Junge warfen. Die Männer des Hirtenzeitalters hatten eine große Liebe zu ihrem Vieh; umso trauriger ist es, dass sie keine tiefere Zuneigung zu ihren Frauen entwickelten.
4. Das landwirtschaftliche Stadium. Diese Ära wurde durch die Kultivierung der Pflanzen herbeigeführt, und sie stellt den höchsten Typ materieller Zivilisation dar. Sowohl Caligastia als auch Adam waren bestrebt, Gartenbau und Landwirtschaft zu lehren. Adam und Eva waren Gärtner, nicht Hirten, und Gartenbau war damals eine fortgeschrittene Kulturform. Der Pflanzenanbau übt auf alle Menschenrassen einen veredelnden Einfluss aus.
Die Landwirtschaft bewirkte mehr als die Vervierfachung des Land-Mensch-Verhältnisses der Welt. Landwirtschaft kann mit den Hirtenaktivitäten des früheren Kulturstadiums einhergehen. Wenn die drei Stadien sich überlappen, gehen die Männer auf die Jagd, während die Frauen den Boden bestellen.
Es gab immer Reibungen zwischen Hirten und Ackerbauern. Jäger und Hirten waren kämpferisch und angriffslustig; der Ackerbauer ist ein eher friedliebender Typus. Gemeinschaft mit der Tierwelt bedeutet Kampf und Kraft; Gemeinschaft mit der Pflanzenwelt flößt Geduld, Ruhe und Frieden ein. Landwirtschaft und Industrie sind Friedensaktivitäten. Aber die Schwäche beider als gesellschaftliche Aktivitäten der Welt liegt in ihrem Mangel an Aufregung und Abenteuer.
Die menschliche Gesellschaft hat sich vom Jägerstadium über das Hirtenstadium bis zu der an Grundstücke gebundenen Landwirtschaft entwickelt. Und jeder Abschnitt dieser fortschreitenden Zivilisation wurde von einem ständigen Rückgang des Nomadentums begleitet; mehr und mehr begann der Mensch, zu Hause zu leben.
Und jetzt tritt die Industrie ergänzend zur Landwirtschaft hinzu, was eine stärkere Verstädterung und die Vermehrung nicht-landwirtschaftlicher Gruppen in den Bürgerklassen zur Folge hat. Aber eine industrielle Ära kann nicht hoffen zu überleben, wenn ihre Führer nicht die Einsicht haben, dass auch die höchsten gesellschaftlichen Entwicklungen stets auf einer gesunden landwirtschaftlichen Grundlage ruhen müssen.