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Der Planetarische Fürst Urantias

8. Missgeschicke Caligastias

66:8.1

Wenn wir auf die lange Laufbahn Caligastias zurückblicken, finden wir in seinem Verhalten nur ein besonders augenfälliges Merkmal: er war ungemein individualistisch. Er neigte dazu, für nahezu jede Protestbewegung Partei zu ergreifen, und sympathisierte gewöhnlich mit solchen, die in verhaltener Weise implizite Kritik übten. Schon früh nehmen wir bei ihm diese Tendenz wahr, nervös auf Autorität zu reagieren und jede Form von Überwachung nur eher unmutig zu ertragen. Obwohl Ratschläge von Älteren ihn leicht kränkten und er gegen höhere Autorität etwas widerspenstig war, so hatte er doch, wann immer er auf die Probe gestellt wurde, stets treu zu den Universumslenkern gehalten und die Weisungen der Väter der Konstellation gehorsam befolgt. Bis zu der Zeit seines schändlichen Verrats auf Urantia wurde an ihm kein eigentlicher Fehler gefunden.

66:8.2

Es sollte vermerkt werden, dass sowohl Luzifer als auch Caligastia liebevoll gewarnt und geduldig auf ihre kritischen Neigungen aufmerksam gemacht worden waren, auf die subtile Entwicklung ihres Stolzes und die damit verbundene Übertreibung des Gefühls eigener Wichtigkeit. Aber all diese Versuche zu helfen waren als unverdiente Kritik und ungerechtfertigte Einmischung in die persönlichen Freiheiten missdeutet worden. Caligastia wie auch Luzifer urteilten, ihre freundlichen Ratgeber handelten aus eben jenen tadelnswerten Beweggründen heraus, die ihr eigenes verdrehtes Denken und missgeleitetes Planen zu beherrschen begannen. Sie beurteilten ihre selbstlosen Ratgeber nach ihrer eigenen wachsenden Selbstsucht.

66:8.3

Von der Ankunft des Fürsten Caligastia an entwickelte sich die planetarische Zivilisation fast dreihunderttausend Jahre lang auf recht normale Weise. Abgesehen davon, dass Urantia ein Planet modifizierten Lebens und deshalb zahlreichen Unregelmäßigkeiten und unüblichen Episoden evolutionärer Fluktuation unterworfen war, machte es in seiner planetarischen Laufbahn bis zur Zeit der Rebellion Luzifers und des gleichzeitigen Verrats Caligastias sehr befriedigende Fortschritte. Seine ganze darauf folgende Geschichte ist durch diesen katastrophalen Fehler sowie durch das spätere Scheitern Adams und Evas bei der Erfüllung ihrer planetarischen Mission endgültig verändert worden.

66:8.4

Der Fürst von Urantia fiel im Augenblick der Rebellion Luzifers in die Finsternis und beschwor dadurch auf dem Planeten eine langdauernde Verwirrung herauf. Er wurde in der Folge durch das gemeinsame Vorgehen der Konstellationsherrscher und anderer Universumsautoritäten aller souveränen Autorität entkleidet. Er teilte die unvermeidlichen Wechselfälle des isolierten Urantia bis zur Zeit von Adams Aufenthalt auf dem Planeten und steuerte zum Fehlschlag des Planes bei, die sterblichen Rassen durch Beimischung des Lebensblutes der neuen violetten Rasse – der Abkommen Adams und Evas – zu veredeln.

66:8.5

Die Macht des gefallenen Fürsten, störend in die menschlichen Angelegen­heiten einzugreifen, wurde in den Tagen Abrahams durch die Menschwerdung Machiventa Melchisedeks stark beschnitten; und noch später, während Michaels Erdenleben, wurde der verräterische Fürst schließlich aller Autorität auf Urantia beraubt.

66:8.6

Obwohl die Lehre von einem persönlichen Teufel auf Urantia wegen der Anwesenheit des verräterischen und frevlerischen Caligastia auf dem Planeten einige Berechtigung hatte, war sie trotzdem in ihrer Aussage frei erfunden, ein solcher „Teufel“ könne den normalen menschlichen Verstand gegen seinen freien und natürlichen Willen beeinflussen. Sogar schon vor Michaels Selbst­hingabe auf Urantia waren weder Caligastia noch Daligastia je fähig gewesen, Sterbliche zu bedrängen oder irgendein normales Einzelwesen zu zwingen, etwas gegen seinen eigenen menschlichen Willen zu tun. Der freie Wille des Menschen in sittlichen Dingen steht zualleroberst; selbst der innewohnende Gedankenjustierer weigert sich, den Menschen dazu zu zwingen, auch nur einen einzigen Gedanken zu denken oder eine einzige Handlung zu begehen, die der Wahl seines persönlichen menschlichen Willens zuwiderliefe.

66:8.7

Und jetzt wartet dieser Rebell der Welt, der aller Macht, seinen früheren Untergebenen zu schaden, beraubt ist, auf die definitive Aburteilung aller an der Rebellion Luzifers Beteiligten durch die Ältesten der Tage von Uversa.

66:8.8

[Dargeboten von einem Melchisedek von Nebadon.]


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Deutsch Übersetzung © Urantia-Stiftung. Alle Rechte vorbehalten.