Die Geschichte des Aufstiegs des Menschen von der Alge zum Herrn über die irdische Schöpfung ist wirklich ein abenteuerliches Epos biologischen Kampfes und mentalen Überlebens. Des Menschen allererste Vorfahren waren buchstäblich der Schlamm und Schlick des Ozeangrunds der trägen und warmen Buchten und Lagunen entlang den ausgedehnten Uferlinien der alten Inlandmeere, jener Gewässer, in denen die Lebensbringer die drei unabhängigen Lebensansiedlungen Urantias vornahmen.
Heute sind nur noch sehr wenige Arten des frühen Typs mariner Vegetation am Leben, die an den epochalen Veränderungen teilhatten, welche zu den Organismen an der Grenze zum Tierreich führten. Die Schwämme sind die Überlebenden eines dieser frühen Zwischentypen, jener Organismen, durch welche der allmähliche Übergang vom Pflanzlichen zum Tierischen geschah. Obwohl diese frühen Übergangsformen mit den heutigen Schwämmen nicht identisch waren, glichen sie ihnen doch sehr stark; es waren richtige Grenzorganismen – weder Pflanze noch Tier – aber sie führten schließlich zur Entwicklung der wahren tierischen Lebensformen.
Die Bakterien, einfache pflanzliche Organismen sehr primitiver Natur, haben sich seit dem Beginn des Lebens nur sehr wenig verändert; ihr parasitäres Verhalten verrät sogar einen gewissen Rückschritt. Auch viele Pilze stellen eine Rückwärtsbewegung in der Evolution dar, denn es sind Pflanzen, die ihre Fähigkeit zur Chlorophyllbildung eingebüßt haben und mehr oder weniger parasitär geworden sind. Die Mehrzahl der krankheitserregenden Bakterien und der neben ihnen wirkenden Viruskörper gehören wirklich dieser Gruppe abtrünniger, parasitärer Pilze an. In den dazwischen liegenden Zeitaltern hat sich das gewaltige Reich pflanzlichen Lebens aus Ahnen entwickelt, von denen auch die Bakterien abstammen.
Bald erschien der höhere Tiertypus der Protozoen, und er erschien plötzlich. Und aus diesen fernen Zeiten ist die Amöbe, der typische einzellige Tierorganismus, fast unverändert auf uns gekommen. Sie tollt sich heute noch so ziemlich wie damals herum, als sie die jüngste und größte Errungenschaft der Lebensevolution darstellte. Dieses winzige Geschöpf und seine einzelligen Vettern sind für die Tierschöpfung, was die Bakterien für das Pflanzenreich sind; sie verkörpern das Überdauern der ersten frühen Evolutionsschritte in der Differenzierung des Lebens und zugleich das Scheitern weiterer Entwicklung.
Es dauerte nicht lange, und die einzelligen Tiertypen taten sich zu Gemeinschaften zusammen, zunächst nach dem Plan des Volvox und bald darauf nach dem der Hydra und Qualle. Noch später entwickelten sich die Seesterne, Meerlilien, Seeigel, Seegurken, Tausendfüßler, Insekten, Spinnen, Krustentiere und die engverwandten Gruppen der Regenwürmer und Blutegel, auf die bald die Mollusken – die Austern, Tintenfische und Schnecken – folgten. Hunderte und Aberhunderte von Arten traten auf und gingen wieder unter; Erwähnung finden hier nur jene, die den langen, langen Kampf überlebt haben. Solche sich nicht vorwärtsentwickelnden Vertreter des Tierreichs, wie auch die später erscheinende Familie der Fische, stellen heute die stehengebliebenen Typen früher und niedrigerer Tiere dar, sind Zweige am Baum des Lebens, denen der Fortschritt misslang.
Und so war nun alles bereit für das Erscheinen der ersten Wirbeltiere, der Fische. Der Fischfamilie entsprangen zwei einzigartige Modifikationen, der Frosch und der Salamander. Und es war der Frosch, der im Tierleben jene Serie fortschreitender Differenzierungen einleitete, die schließlich im Menschen selber gipfelten.
Der Frosch ist einer der frühesten überlebenden Ahnen der Menschenrasse, aber auch ihm gelang kein Fortschritt, und er sieht heute noch ungefähr so aus wie in jenen fernen Zeiten. Der Frosch ist die einzige Ahnengattung der frühen Menschenrassen, die jetzt noch auf der Erde lebt. Die menschliche Rasse besitzt zwischen Frosch und Eskimo keine überlebenden Vorfahren.
Aus den Fröschen gingen die Reptilien hervor, eine große, jetzt praktisch ausgestorbene Tierfamilie, der aber vor ihrem Verlöschen die ganze Vogelfamilie und die zahlreichen Säugetierordnungen entsprangen.
Wahrscheinlich der größte Sprung in der ganzen vormenschlichen Entwicklung erfolgte, als aus dem Reptil ein Vogel wurde. Die heutigen Vogelarten – Adler, Enten, Tauben und Strauße – gehen alle auf die riesigen Reptilien längst vergangener Zeiten zurück.
Das Reich der Reptilien, die sich von der Froschfamilie herleiten, besteht heute aus vier überlebenden Abteilungen: aus zwei nicht fortschreitenden, den Schlangen und Echsen und ihren Vettern, den Krokodilen und Schildkröten; aus einer teilweise fortschreitenden, der Vogelfamilie; die vierte besteht aus den Vorfahren der Säuger und führt in direkter Linie zur menschlichen Gattung. Aber obwohl die Reptilien längst ausgestorben sind, fand ihr wuchtiger Bau ein Echo in Elefanten und Mastodonten, während sich ihre absonderliche Gestalt in den hüpfenden Känguruhs erhalten hat.
Nur insgesamt vierzehn große Stämme sind auf Urantia erschienen, von denen die Fische der letzte sind, und seit Vögeln und Säugetieren haben sich keine neuen Klassen entwickelt.
Es war ein kleines lebhaftes Reptil, ein fleischfressender, aber mit einem vergleichsweise großen Gehirn ausgestatteter Dinosaurier, aus dem plötzlich die Plazenta-Säugetiere hervorgingen . Diese Säuger entwickelten sich rasch und auf verschiedenste Weise und ließen nicht nur die gängigen modernen Varietäten entstehen, sondern entwickelten sich auch zu Meerestypen wie Wale und Robben und zu Luftnavigatoren wie die Fledermausfamilie.
Der Mensch entwickelte sich also aus den höheren Säugetieren, die hauptsächlich aus der westlichen Lebensansiedlung in den alten geschützten ostwestlichen Meeren hervorgegangen waren. Die östliche und die zentrale Gruppe lebender Organismen entwickelten sich schon früh günstig auf vormenschliche Stufen tierischer Existenz hin. Aber mit dem Vergehen der Zeitalter erwies sich der östliche Lebensherd als unfähig, eine zufriedenstellende Ebene vormenschlicher Intelligenz zu erreichen; denn wiederholt erlitt er so unersetzliche Verluste seiner höchsten Keimplasmatypen, dass er für immer der Macht zur Wiedergewinnung menschlicher Potentiale beraubt wurde.
Da die Qualität der mentalen Entwicklungsmöglichkeiten der östlichen Gruppe derjenigen der beiden anderen Gruppen so eindeutig unterlegen war, manipulierten die Lebensbringer im Einverständnis mit ihren Vorgesetzten die Umwelt in einer Weise, die diese niedrigeren vormenschlichen Linien des sich entwickelnden Lebens stärker eingrenzte. Von außen gesehen schien die Eliminierung dieser tieferstehenden Gruppen von Geschöpfen zufällig zu erfolgen, aber in Wirklichkeit geschah sie ganz und gar zielbewusst.
Zu einem späteren Zeitpunkt der evolutionären Intelligenzentfaltung waren die Lemuren-Vorfahren der menschlichen Gattung in Nordamerika denen anderer Gegenden weit voraus; und deshalb veranlasste man sie, vom Schauplatz der westlichen Lebensansiedlung über die Beringlandbrücke und der Küste folgend nach Südwestasien zu wandern, wo sie sich weiterentwickelten und von der Beimischung gewisser Erblinien der zentralen Lebensgruppe profitierten. Demnach entwickelte sich der Mensch aus gewissen westlichen und zentralen Lebenslinien, aber in den zentralen und nahöstlichen Gegenden.
So entfaltete sich das auf Urantia angesiedelte Leben bis zur Eiszeit, als der Mensch zum ersten Mal erschien und mit seinem bewegten planetarischen Entwicklungsgang begann. Und dass der primitive Mensch auf Erden gerade während der Eiszeit erschien, war nicht einfach Zufall; es geschah planmäßig. Die Härten und die klimatische Rauhheit der Gletscherära wurden in jeder Weise dem Vorhaben gerecht, einen zähen und hervorragend zum Überleben ausgerüsteten Menschentyp hervorzubringen.