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Urantia während der frühen Ära des Landlebens

3. Die kretazische Epoche – Die Periode der Blütenpflanzen – Das Zeitalter der Vögel

60:3.1

Die kretazische Periode verdankt ihren Namen der Vorherrschaft der überaus fruchtbaren, Kreide produzierenden Foraminiferen in den Meeren. Mit dieser Periode gelangt Urantia fast an das Ende der langen Vormachtstellung der Reptilien und erlebt das Kommen der Blütenpflanzen und des Vogellebens auf dem Festland. Das sind auch die Zeiten, in denen die west- und südwärts gerichtete Verschiebung der Kontinente zum Stillstand kommt, einhergehend mit gewaltigen Verformungen der Erdrinde und damit verbundenen ausgedehnten Lavaergüssen und großer Vulkantätigkeit.

60:3.2

Gegen Ende der vorausgegangenen geologischen Periode befand sich ein Großteil des kontinentalen Landes über Wasser, obwohl es noch keine Berggi­pfel gab. Aber als sich die Kontinentaldrifte fortsetzten, stieß sie in der Tiefe des Pazifischen Ozeans auf ihr erstes großes Hindernis. Diese widerstreitenden geologischen Kräfte gaben den Anstoß zur Bildung der ganzen riesigen, von Norden nach Süden verlaufenden Bergkette, die sich von Alaska über Mexiko bis zum Kap Horn hinunterzieht.

60:3.3

So wird diese Periode in der geologischen Geschichte zur Epoche der Bildung der heutigen Berge. Vor dieser Zeit gab es nur wenige Berggipfel, lediglich sehr breite Geländekämme. Nun begann sich das pazifische Ufergebiet zu heben, aber es befand sich tausendeinhundert Kilometer westlich von der jetzigen Küstenlinie. Die Sierras waren im Entstehen begriffen – ihre goldhaltigen Quartzschichten gehen auf Lavaergüsse dieser Epoche zurück. Im östlichen Teil Nordamerikas bewirkte der Druck des Atlantischen Ozeans ebenfalls eine Hebung des Landes.

60:3.4

Vor 100 000 000 Jahren befanden sich der nordamerikanische Kontinent und ein Teil Europas ganz über Wasser. Die Verformung der amerikanischen Kontinente ging weiter und hatte die Verwandlung der südamerikanischen Anden und die allmähliche Hebung der westlichen Ebenen Nordamerikas zur Folge. Der größte Teil Mexikos versank im Meer, und der südliche Atlantik drang in die Ostküste Südamerikas ein, bis schließlich der heutige Küstenverlauf erreicht war. Atlantischer und Indischer Ozean waren damals etwa so wie jetzt.

60:3.5

Vor 95 000 000 Jahren fingen die amerikanischen und europäischen Land­massen an, erneut zu sinken. Die südlichen Meere begannen nach Nord­amerika einzudringen und breiteten sich allmählich gegen Norden bis zur Verbindung mit dem Arktischen Ozean aus, wobei es sich um die zweitgrößte Überflutung des Kontinents handelte. Als das Meer endlich wieder abfloss, ließ es den Kon­tinent etwa in seiner heutigen Gestalt zurück. Noch vor Beginn dieser großen Über­flutung waren die östlichen Appalachen-Hochländer fast ganz bis auf Meeres­höhe abgetragen worden. Die vielen farbigen Schichten reinen Lehms, die jetzt zur Herstellung von Töpferware gebraucht werden, wurden über den atlantischen Küstenregionen während dieses Zeitalters abgelagert; sie sind im Durchschnitt etwa 600 Meter dick.

60:3.6

Südlich der Alpen und entlang der jetzigen küstennahen Bergkette Kaliforniens herrschte heftige Vulkantätigkeit. Die stärksten Verformungen der Erdrinde in Abermillionen von Jahren fanden in Mexiko statt. Große Veränderungen traten ebenfalls in Europa, Russland, Japan und Südamerika ein. Das Klima wurde immer unterschiedlicher.

60:3.7

Vor 90 000 000 Jahren gingen aus diesen frühen kretazischen Meeren die Angiospermen hervor und eroberten bald alle Kontinente. Diese Landpflanzen erschienen plötzlich zusammen mit Feigenbäumen, Magnolien und Tulpen­bäumen. Bald nach dieser Zeit bedeckten Feigenbäume, Brotfruchtbäume und Palmen Europa und die westlichen Ebenen Nordamerikas. Es erschienen keine neuen Landtiere.

60:3.8

Vor 85 000 000 Jahren schloss sich die Beringstraße und schnitt die kühlenden Wasser der Nordmeere ab. Bis jetzt hatte sich das marine Leben des Atlantiks und des Golfs von Mexiko sehr stark von dem des Pazifischen Ozeans unterschieden, weil diese beiden Wassermassen verschiedene Temperaturen besaßen, die jetzt einheitlich wurden.

60:3.9

Die Ablagerungen von Kreide und Grünsandmergel geben dieser Periode ihren Namen. Die Sedimentationen dieser Zeit sind buntscheckig, sie bestehen aus Kreide, Schieferton, Sandstein, wenig Kalk und aus minderwertiger Kohle oder Lignit, und in manchen Gegenden enthalten sie Erdöl. Die Dicke dieser Schichten reicht von 60 Metern an einigen Stellen bis zu 3 000 Metern im Westen von Nordamerika und an zahlreichen Orten in Europa. Man kann diese Ablagerungen im verformten Vorgebirge am Ostrand der Rocky Mountains beobachten.

60:3.10

Diese Schichten sind überall auf der Welt mit Kreidekalk durchsetzt, und da wo sie an die Erdoberfläche treten, nimmt ihr poröses Halbfelsgestein das Wasser auf und leitet es in die Tiefe, um die Wasservorräte vieler der heutigen ariden Erdgegenden aufzufüllen.

60:3.11

Vor 80 000 000 Jahren ereigneten sich in der Erdkruste große Störungen. Die westwärts gerichtete Kontinentaldrift kam langsam zum Stillstand, und die gewaltige Energie der trägen Stoßkraft der dahinter liegenden kontinentalen Masse drückte die pazifische Küstenlinie Nord- und Südamerikas hoch und löste an den pazifischen Küsten Asiens rückwirkend tiefe Veränderungen aus. Diese Landerhöhung rund um den Pazifik, die ihren Höhepunkt in den heutigen Bergketten fand, hat eine Länge von über 40 000 Kilometern. Und die ihre Geburt begleitenden Umwälzungen waren die größten Oberflächenverformungen, die auf Urantia seit Erscheinen des Lebens je stattgefunden hatten. Unter und über dem Erdboden gab es mächtige, ausgedehnte Lavaströme.

60:3.12

Vor 75 000 000 Jahren war die Kontinentaldrift zu Ende. Am Pazifik entlang, von Alaska bis zum Kap Horn, waren die Bergketten fertig gebildet, aber es gab erst wenige Gipfel.

60:3.13

Der Rückschub der aufgehaltenen Kontinentalverschiebung bewirkte eine weitere Erhöhung der westlichen Ebenen Nordamerikas, während im Osten die abgetragenen Appalachenberge der atlantischen Küstengegend ohne oder fast ohne Verformung emporgehoben wurden.

60:3.14

Vor 70 000 000 Jahren ereigneten sich Verformungen der Erdrinde, die mit der höchsten Hebung der Rocky Mountains-Region einhergingen. An der Oberfläche von Britisch-Kolumbien wurde ein großes Felssegment über vierundzwanzig Kilometer hinweg verschoben. Hier sind die überschobenen kambrischen Gesteine schräg über die kretazischen Schichten zu liegen gekommen. Am Ostabhang der Rocky Mountains, nahe der kanadischen Grenze, kam es zu einer weiteren spektakulären Überschiebung; hier kann man Gesteinsschichten aus der Zeit vor dem Leben finden, die über die damals jungen kretazischen Ablagerungen empor- und hinweggeschoben wurden.

60:3.15

Das war auf der ganzen Welt ein Zeitalter vulkanischer Aktivität, die zahlreiche kleine, vereinzelte Vulkankegel entstehen ließ. In der unter Wasser liegenden Himalajaregion brachen untermeerische Vulkane aus. Auch das übrige Asien unter Einschluss Sibiriens lag zur Hauptsache unter Wasser.

60:3.16

Vor 65 000 000 Jahren ereignete sich einer der größten Lavaaustritte aller Zeiten. Überall in den beiden Amerikas, in Nord- und Südafrika, in Australien und Teilen Europas kann man die Schichten von diesen und von früheren Lavaergüssen finden.

60:3.17

Die Landtiere hatten sich wenig verändert, aber aufgrund vermehrten kon­ti­nen­talen Auftauchens, vor allem in Nordamerika, vermehrten sie sich rasch. Da Europa großenteils unter Wasser lag, war Nordamerika das große Entwick­lungsfeld für die Landtiere dieser Zeiten.

60:3.18

Das Klima war immer noch warm und gleichmäßig. Die arktischen Regio­nen erfreuten sich eines Wetters, das dem in Zentralamerika und im Süden Nord­amerikas herrschenden Klima von heute sehr ähnlich war.

60:3.19

Das Pflanzenleben machte eine große Entwicklung durch. Unter den Landpflanzen dominierten die Angiospermen, und viele heutige Baumarten erschienen zum ersten Mal, unter ihnen die Buchen, Birken, Eichen, Nussbäume, Platanen, Ahorne und jetzigen Palmen. Früchte, Gräser und Getreidearten gediehen reichlich, und diese Samen tragenden Gräser und Bäume waren für das Pflanzenreich, was die Vorläufer des Menschen für das Tierreich waren – sie kommen an evolutionärer Bedeutung gleich an zweiter Stelle hinter dem Erscheinen des Menschen selbst. Plötzlich und ohne vorherige Übergänge mutierte die große Familie der Blütenpflanzen. Und diese neue Flora breitete sich bald über die ganze Welt aus.

60:3.20

Obwohl die Landreptilien sich vor 60 000 000 Jahren im Niedergang befanden, waren die Dinosaurier immer noch die Könige des Landes, aber die Führung ging jetzt an die beweglicheren und aktiveren Vertreter der kleineren, hüpfenden, känguruhähnlichen Arten der fleischfressenden Dinosaurier über. Indessen waren einige Zeit zuvor neue Typen pflanzenfressender Dinosaurier aufgetreten, die ihre rasche Vermehrung dem Erscheinen der Gräserfamilie der Landpflanzen verdankten. Einer dieser neuen grasfressenden Dinosaurier war ein richtiger Vierfüßer mit zwei Hörnern und einer Art Schulterkragen. Eine Landschildkröte mit einem Durchmesser von sechs Metern erschien sowie das heutige Krokodil und richtige Schlangen des jetzigen Typs. Große Veränderungen vollzogen sich auch im Fischreich und in anderen Formen des marinen Lebens.

60:3.21

Die watenden und schwimmenden Vorvögel früherer Zeitalter waren in der Luft ebensowenig erfolgreich gewesen wie die fliegenden Dinosaurier. Es waren kurzlebige Arten, die bald erloschen. Auch sie ereilte das Schicksal der Dinosaurier, der Untergang, weil sie im Verhältnis zur Körpergröße zu wenig Hirnsubstanz besaßen. Dieser zweite Anlauf zur Erzeugung von Tieren, die die Atmosphäre durchqueren konnten, schlug fehl, genauso wie die Versuche, während dieses und eines früheren Zeitalters Säugetiere zu erzeugen, misslungen waren.

60:3.22

Vor 55 000 000 Jahren wurde der Lauf der Evolution durch das plötzliche Erscheinen des ersten richtigen Vogels, eines kleinen taubenähnlichen Geschöpfs, markiert, welches der Urahn allen Vogellebens war. Es war der dritte auf Erden erschienene Typus fliegender Geschöpfe, und er entsprang direkt der Reptiliengruppe und nicht den gleichzeitigen fliegenden Dinosauriern noch den früheren Typen Zähne besitzender Landvögel. Und deshalb nennt man diese Epoche ebenso das Zeitalter der Vögel wie das Zeitalter des Reptilien­niedergangs.


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