Das Manifest Luzifers wurde an der Jahreszusammenkunft Satanias auf dem Glasmeer am letzten Tag des Jahres etwa vor zweihunderttausend Jahren urantianischer Zeit in Gegenwart der versammelten Scharen Jerusems proklamiert. Satan verkündete, dass die universellen Kräfte – physische, intellektuelle und geistige – wohl verehrt werden dürften, dass aber Treue einzig dem wirklichen und gegenwärtigen Herrscher, Luzifer, dem „Freund der Menschen und Engel“ und „Gott der Freiheit“, geschuldet sei.
Selbstherrlichkeit war der Schlachtruf der Rebellion Luzifers. Eines seiner Hauptargumente lautete, dass wenn Selbstverwaltung für die Melchisedeks und andere Gruppen gut und recht war, sie auch für alle anderen Intelligenzordnungen gut sei. Kühn machte er sich unablässig zum Anwalt der „Gleichheit des Verstandes“ und der „Bruderschaft der Intelligenz“. Er pochte darauf, dass alle Regierung sich auf die lokalen Planeten und deren freiwilligen Zusammenschluss zu Lokalsystemen zu beschränken habe. Jede andere Aufsicht schloss er aus. Er versprach den Planetarischen Fürsten, dass sie als allerhöchste Gebieter über ihre Welten herrschen würden. Er prangerte das Vorhandensein gesetzgeberischer Aktivitäten am Hauptsitz der Konstellation und die Behandlung von Gerichtsfällen in der Universumskapitale an. Er erhob die Forderung, dass all diese Regierungsfunktionen auf den Systemkapitalen zu konzentrieren seien, und ging daran, seine eigene gesetzgebende Versammlung zu bilden und seine eigenen Gerichtshöfe unter Satans Oberhoheit zu organisieren. Und er wies die Fürsten der abtrünnigen Welten an, in gleicher Weise vorzugehen.
All seine Kabinettsmitglieder gingen geschlossen zu Luzifer über und wurden öffentlich vereidigt als Verwaltungsbeamte des neuen Chefs der „befreiten Welten und Systeme“.
Es hatte in Nebadon schon zwei frühere Aufstände gegeben, aber sie hatten sich in weit entfernten Konstellationen abgespielt. Luzifer vertrat die Meinung, dass diese Erhebungen nur deshalb nicht erfolgreich gewesen wären, weil die Mehrheit der Intelligenzen ihren Führern die Gefolgschaft versagt hatte. Laut verkündete er, dass „die Mehrheiten regieren“ und „der Verstand unfehlbar ist“. Die Freiheit, die die Universumsherrscher ihm gewährten, schien manchen seiner ruchlosen Behauptungen Recht zu geben. Er forderte all seine Vorgesetzten heraus; sie aber nahmen scheinbar von seinem Tun keine Notiz. Man ließ ihm freie Hand, seinen verführerischen Plan völlig ungehindert weiterzuverfolgen.
Alle Gnadenfristen der Gerechtigkeit legte Luzifer als Beweise der Unfähigkeit der Paradies-Söhne aus, der Rebellion Einhalt zu gebieten. Er trotzte Michael, Immanuel und den Ältesten der Tage in aller Offenheit, er forderte sie mit Arroganz heraus und deutete danach die Tatsache, dass sie nichts unternahmen, als eindeutigen Beweis der Ohnmacht der Universums- und Superuniversumsregierung.
Gabriel war während all dieser verräterischen Kundgebungen persönlich anwesend, ließ aber nur verlauten, dass er zu gegebener Zeit im Namen Michaels sprechen würde und dass alle Wesen sich frei und ungehindert würden entscheiden können; dass die „im Namen des Vaters regierenden Söhne nur eine Form von Treue und Ergebenheit wünschten, die freiwillig sei, aus ganzem Herzen komme und gegen Sophisterei gefeit sei“.
Man ließ Luzifer frei, seine Rebellenregierung voll zu konstituieren und durchzuorganisieren, bevor Gabriel irgendeine Anstrengung unternahm, das Recht auf Sezession anzufechten oder der aufrührerischen Propaganda entgegenzutreten. Aber die Väter der Konstellation begrenzten das Handeln dieser abtrünnigen Persönlichkeiten unverzüglich auf das System von Satania. Nichtsdestoweniger war diese Periode des Abwartens für die loyalen Wesen ganz Satanias eine Zeit großer Prüfung und Erprobung. Einige Jahre lang war alles chaotisch, und auf den Residenzwelten herrschte große Verwirrung.