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Morontielle Erscheinungen Jesu

2. Jesu Erscheinung in Bethanien

190:2.1

Von seiner morontiellen Auferstehung an bis zur Stunde seiner Himmelfahrt als Geist erschien Jesus den auf der Erde an ihn Glaubenden bei neunzehn verschiedenen Gelegenheiten in sichtbarer Gestalt. Er erschien weder seinen Feinden noch denen, die aus seinem Erscheinen in sichtbarer Gestalt keinen geistigen Nutzen ziehen konnten. Seine erste Erscheinung galt den fünf Frauen am Grab, seine zweite, ebenfalls am Grab, galt Maria Magdalena.

190:2.2

Die dritte Erscheinung ereignete sich an diesem Sonntag um die Mittagszeit in Bethanien. Kurz nach Mittag stand Jakobus, Jesu ältester Bruder, in Lazarus‘ Garten vor dem leeren Grab des auferweckten Bruders von Martha und Maria und beschäftigte sich in Gedanken mit den Nachrichten, die Davids Bote ihnen eine Stunde zuvor gebracht hatte. Jakobus hatte immer dazu geneigt, an die irdische Sendung seines Bruders zu glauben, aber er hatte seit langem den Kontakt mit Jesu Werk verloren und war in ernste Zweifel geraten, als die Apostel später behaupteten, Jesus sei der Messias. Die ganze Familie war überrascht und nahezu bestürzt über die Nachrichten, die der Bote gebracht hatte. Während Jakobus vor Lazarus‘ leerem Grab stand, kam Maria Magdalena in großer Aufregung daher und erzählte der Familie, was sie in den frühen Morgenstunden am Grabe Josephs erlebt hatte. Noch bevor sie geendet hatte, traf David Zebedäus mit seiner Mutter ein. Ruth glaubte natürlich den Bericht und ebenso Jude, nachdem er mit David und Salome gesprochen hatte.

190:2.3

Inzwischen suchten sie nach Jakobus, der im Garten am Grab stand; aber noch ehe sie ihn fanden, wurde er sich einer nahen Gegenwart bewusst, so als hätte ihn jemand an der Schulter berührt. Und als er sich umschaute, sah er neben sich eine seltsame Erscheinung allmählich Gestalt annehmen. Er war zu überrascht, um zu sprechen, und zu erschrocken, um zu fliehen. Und dann sprach die seltsame Gestalt die Worte: „Jakobus, ich komme, um dich zum Dienst am Königreich zu rufen. Tu dich ernsthaft mit deinen Brüdern zusammen und folge mir nach.“ Als Jakobus sich beim Namen nennen hörte, wusste er, dass Jesus, sein ältester Bruder ihn angesprochen hatte. Es fiel ihnen allen mehr oder weniger schwer, den Meister in seiner morontiellen Gestalt wieder zu erkennen, aber nur wenige von ihnen hatten irgendwelche Schwierigkeiten, seine Stimme zu erkennen oder sonst wie seine gewinnende Persönlichkeit zu identifizieren, nachdem er einmal mit ihnen zu sprechen begonnen hatte.

190:2.4

Als Jakobus erkannte, dass Jesus ihn anredete, fiel er auf die Knie nieder und rief: „Mein Vater und mein Bruder“, aber Jesus hieß ihn aufstehen, während er mit ihm redete. Und sie spazierten durch den Garten und unterhielten sich fast drei Minuten lang miteinander. Sie sprachen von Erlebnissen früherer Tage und beschäftigten sich mit den Ereignissen der nahen Zukunft. Als sie sich dem Hause näherten, sagte Jesus: „Lebewohl, Jakobus, bis ich euch alle zusammen begrüße.“

190:2.5

Während man nach ihm in Bethphage suchte, stürzte Jakobus ins Haus und rief: „Ich habe eben gerade Jesus gesehen und mit ihm gesprochen, mich mit ihm unterhalten. Er ist nicht tot, er ist auferstanden! Er entschwand meinen Blicken mit den Worten: ‚Lebewohl, bis ich euch alle zusammen begrüße.‘“ Er hatte kaum ausgeredet, als Jude zurückkehrte, und er wiederholte für ihn sein Erlebnis der Begegnung mit Jesus im Garten. Und sie alle begannen, an die Auferstehung Jesu zu glauben. Jakobus kündigte jetzt an, dass er nicht nach Galiläa zurückkehren werde, und David rief aus: „Nicht nur aufgeregte Frauen sehen ihn; auch beherzte Männer haben begonnen, ihn zu sehen. Ich bin darauf gefasst, ihn selber zu sehen.“

190:2.6

Und David musste nicht lange warten, denn Jesu vierte Erscheinung vor menschlichen Augen ereignete sich kurz vor zwei Uhr gerade hier im Hause von Martha und Maria, als er seiner irdischen Familie und ihren Freunden, zwanzig Personen an der Zahl, sichtbar erschien. Der Meister erschien im offenen hinteren Ausgang und sagte: „Friede sei mit euch. Grüße für die, die mir als Mensch vordem nahe waren, und Gemeinschaft mit meinen Brüdern und Schwestern im Königreich des Himmels. Wie konntet ihr nur zweifeln? Weshalb habt ihr so lange gezaudert, bevor ihr euch entschieden habt, dem Licht der Wahrheit von ganzem Herzen zu folgen? Kommt deshalb alle in die Gemeinschaft des Geistes der Wahrheit in des Vaters Königreich.“ Als sie sich vom ersten Schock ihres Staunens zu erholen begannen und auf ihn zugingen­, um ihn zu umarmen, entschwand er ihren Blicken.

190:2.7

Sie wollten sich alle eilends in die Stadt begeben, um den zweifelnden Aposteln über das Geschehene zu berichten, aber Jakobus hielt sie zurück. Nur Maria Magdalena wurde erlaubt, zu Josephs Haus zurückzukehren. Gewisser Dinge wegen, die Jesus ihm während ihres Gesprächs im Garten gesagt hatte, verbot Jakobus ihnen, die Tatsache dieses morontiellen Besuchs öffentlich werden zu lassen. Aber nie enthüllte Jakobus darüber hinaus etwas von seinem Gespräch mit dem auferstandenen Meister an jenem Tage beim Hause des Lazarus in Bethanien.


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