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Die Auferstehung

2. Der materielle Leib Jesu

189:2.1

Zehn Minuten nach drei, während sich der auferstandene Jesus brüderlich mit den versammelten morontiellen Persönlichkeiten aus den sieben Residenzwelten Satanias unterhielt, trat das Oberhaupt der Erzengel – der Engel der Auferstehung – an Gabriel heran und bat um Jesu sterblichen Leib. Das Oberhaupt der Erzengel sprach: „Es ist uns versagt, uns an der morontiellen Auferstehung zu beteiligen, die zur Erfahrung der Selbsthingabe unseres Herrschers Michael gehört; hingegen möchten wir, dass uns seine sterblichen Reste zu sofortiger Auflösung übergeben werden. Wir beabsichtigen nicht, unsere Technik der Dematerialisierung anzuwenden; wir möchten uns nur des Prozesses der Zeitbeschleunigung bedienen. Es genügt, dass wir den Herrscher auf Urantia haben leben und sterben sehen; den himmlischen Heerscharen bliebe die qualvolle Erinnerung daran erspart, wie sie zusehen mussten, als sich die menschliche Gestalt des Schöpfers und Bewahrers eines Universums langsam zersetzte. Im Namen der himmlischen Intelligenzen ganz Nebadons bitte ich um eine Vollmacht, die mir den sterblichen Leib Jesu von Nazareth überlässt und uns ermächtigt, zu seiner sofortigen Auflösung zu schreiten.“

189:2.2

Und nachdem Gabriel sich mit dem Senior der Allerhöchsten von Edentia besprochen hatte, erhielt der Erzengel, der im Namen der himmlischen Heerscharen gesprochen hatte, die Erlaubnis, mit den sterblichen Resten Jesu nach seinem Gutdünken zu verfahren.

189:2.3

Nachdem seiner Bitte entsprochen worden war, rief der höchste Erzengel viele der Seinen sowie eine große Schar von Vertretern aller Ordnungen himmlischer Persönlichkeiten zur Mithilfe herbei, worauf er sich mit Unterstützung der Mittler Urantias des physischen Körpers Jesu bemächtigte. Dieser tote Körper war eine rein materielle Schöpfung; er war rein physisch; er konnte nicht in derselben Weise aus dem Grabe entfernt werden, wie die morontielle Gestalt der Auferstehung der versiegelten Gruft hatte entweichen können. Unter Mitwirkung gewisser morontieller Hilfspersönlichkeiten kann die morontielle Gestalt in gewissen Fällen in einen geistigen Zustand versetzt werden, in welchem sie auf gewöhnliche Materie nicht mehr anspricht, und in anderen Fällen für materielle Wesen wie die Sterblichen der Welt sichtbar und betastbar gemacht werden.

189:2.4

Als sie sich bereit machten, Jesu Leichnam aus dem Grabe zu schaffen, bevor sie die würdige und ehrenvolle Beseitigung nahezu augenblicklicher Zerset­zung vornahmen, wurden die sekundären Mittler Urantias angewiesen, die Steine vom Eingang des Grabes wegzurollen. Der größere der beiden Steine war ein einem Mühlstein sehr ähnliches rundes Riesending, das sich in einer aus dem Felsen gemeißelten Rinne bewegen ließ, so dass man ihn hin- und zurückrollen konnte, um das Grab zu öffnen oder zu schließen. Als die wachhabenden jüdischen Wächter und die römischen Soldaten im morgendlichen Dämmerlicht wahrnahmen, wie dieser riesige Stein anscheinend aus eigenem Antrieb – ohne irgendwelche sichtbaren, eine solche Bewegung erklärenden Mittel – vom Grabeingang wegzurollen begann, wurden sie von Angst und Panik erfasst und stürzten davon. Die Juden flohen erst nach Hause und suchten danach ihren Hauptmann im Tempel auf, um ihm das Geschehene zu berichten. Die Römer flohen zur Festung Antonia und berichteten dem Zenturio, was sie gesehen hatten, sobald dieser seinen Dienst antrat.

189:2.5

Die jüdischen Führer hatten das schmutzige Geschäft, sich, wie sie dachten, Jesu zu entledigen, damit begonnen, dem Verräter Judas Bestechungsgeld anzubieten, und nun, da sie sich in dieser peinlichen Situation befanden, dachten sie nicht etwa daran, die Wächter, die ihren Posten verlassen hatten, zu bestrafen, sondern verfielen darauf, ebendiese Wächter und römischen Soldaten zu bestechen. Jedem dieser zwanzig Männer bezahlten sie eine Summe Geldes und wiesen sie an, allen zu sagen: „Während wir nachts schliefen, fielen seine Jünger über uns her und entwendeten den Leichnam.“ Und die jüdischen Führer versprachen den Soldaten feierlich, sie vor Pilatus zu verteidigen, falls dem Statthalter je zu Ohren käme, dass sie Bestechungsgeld angenommen hatten.

189:2.6

Dem christlichen Glauben an Jesu Auferstehung wurde die Tatsache des „leeren Grabes“ zugrunde gelegt. Es war allerdings eine Tatsache, dass das Grab leer war, aber dies ist nicht die Wahrheit der Auferstehung. Das Grab war wahrhaftig leer, als die ersten Gläubigen eintrafen, und diese Tatsache in Verbindung mit jener der unzweifelhaften Auferstehung des Meisters führte zur Bildung eines Glaubens, der unrichtig war, nämlich zu der Lehre, dass Jesu materieller und sterblicher Leib aus dem Grabe auferweckt worden sei. Wahrheit, die mit geis­tigen Realitäten und ewigen Werten zu tun hat, kann nicht immer auf einer Kombination offensichtlicher Tatsachen aufgebaut werden. Auch wenn einzelne Tatsachen materiell wahr sein mögen, folgt daraus nicht, dass die Verknüpfung mehrerer Tatsachen notwendigerweise zu wahren geistigen Folgerungen führen muss.

189:2.7

Josephs Grab war nicht deshalb leer, weil Jesu Körper wiederhergestellt oder auferweckt worden war, sondern weil dem Wunsch der himmlischen Heerscharen stattgegeben wurde, ihm eine spezielle und einmalige Vernich­tung zuteil werden zu lassen, eine Rückkehr des „Staubes zu Staub“ unter Ausschaltung zeitlicher Verzögerung und ohne Ablauf des gewöhnlichen und sichtbaren Prozesses sterblichen Zerfalls und materieller Verwesung.

189:2.8

Jesu sterbliche Reste wurden demselben natürlichen Prozess stofflicher Desintegration unterworfen, wie er für jeden menschlichen Leichnam auf Erden typisch ist, außer dass, was die Zeit betraf, diese natürliche Zersetzung stark beschleunigt, ja derart zusammengerafft wurde, dass sie beinahe augenblicklich eintrat.

189:2.9

Die wahren Beweise für Michaels Auferstehung sind geistiger Natur, obwohl die Lehre davon durch das Zeugnis vieler Sterblicher dieser Welt erhärtet wird, die dem auferstandenen morontiellen Meister begegnet sind, ihn erkannt und mit ihm in Verbindung gestanden haben. Er ging in die persönliche Erfahrung von fast eintausend menschlichen Wesen ein, bevor er sich schließlich von Urantia verabschiedete.


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