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Am Montag in Jerusalem

5. Gleichnis vom Hochzeitsfest

173:5.1

Nachdem sich die Schriftgelehrten und Führer zurückgezogen hatten, wandte sich Jesus wieder der versammelten Menge zu und erzählte das Gleich­nis vom Hochzeitsfest. Er sagte:

173:5.2

„Das Königreich des Himmels kann mit einem König verglichen werden, der für seinen Sohn ein Hochzeitsfest gab und Boten ausschickte, um diejenigen, die zuvor schon zum Fest geladen worden waren, mit diesen Worten herbeizurufen: ‚Alles ist bereit für das Hochzeitsessen im Königspalast.‘ Nun aber weigerten sich viele von denen, die einst ihre Teilnahme versprochen hatten, zu kommen. Als der König von der Ablehnung der Einladungen erfuhr, sandte er andere Diener und Boten aus, zu denen er sprach: ‚Sagt allen, die geladen waren, sie sollen kommen, denn seht, mein Abendessen ist bereitet. Meine Ochsen und meine Masttiere sind geschlachtet, und alles ist für die Feier der bevorstehenden Hochzeit meines Sohnes bereit.‘ Aber wieder nahmen diese Gedankenlosen den Ruf ihres Königs auf die leichte Schulter und gingen ihrer Wege, der eine zu seinem Bauernhof, ein anderer zu seiner Töpferei und andere zu ihren Waren. Andere wieder begnügten sich nicht damit, den Ruf des Königs in dieser Weise zu überhören, sondern legten in offener Rebellion Hand an die Boten des Königs, misshandelten sie schändlich und erschlugen sogar einige von ihnen. Als der König erfuhr, dass seine ausgewählten Gäste und sogar die, die seine frühere Einladung angenommen und versprochen hatten, am Hochzeitsfest teilzunehmen, schließlich seine Einladung zurückgewiesen und aufsässig seine ausgewählten Boten angegriffen und umgebracht hatten, wurde er über die Maßen zornig. Und der beschimpfte König bot seine Armeen und die Armeen seiner Verbündeten auf und befahl ihnen, diese rebellischen Mörder zu vernichten und ihre Stadt niederzubrennen.

173:5.3

Und nachdem er die, die seine Einladung verächtlich zurückgewiesen hatten, bestraft hatte, setzte er die Hochzeitsfeier auf einen anderen Tag an und sagte zu seinen Sendboten: ‚Die zuerst zur Hochzeit Geladenen waren es nicht wert; so geht nun an die Wegkreuzungen, auf die Hauptstraßen und sogar über die Stadtgrenze hinaus, und fordert, so viele ihr findet, auf und ladet sogar die Fremden ein, hereinzukommen und am Hochzeitsfest teilzunehmen.‘ Darauf begaben sich die Diener auf die Hauptstraßen und in die abgelegenen Ortschaften und versammelten so viele, als sie nur finden konnten, Gute und Böse, Reiche und Arme, so dass der Hochzeitssaal schließlich mit willigen Gästen gefüllt war. Als alles bereit war, kam der König herein, um sich seine Gäste anzusehen, und zu seiner großen Überraschung erblickte er einen Mann, der kein Hochzeitsgewand trug. Da der König an alle Gäste umsonst Hochzeitskleider hatte verteilen lassen, wandte er sich mit diesen Worten an den Mann: ‚Mein Freund, wie kommt es, dass du meinen Empfangssaal zu diesem Anlass ohne Hochzeitsgewand betrittst?‘ Der unvorbereitete Mann war sprachlos. Da sagte der König zu seinen Dienern: ‚Werft diesen gedankenlosen Gast aus meinem Haus. Er teile das Los all derer, die meine Gastfreundschaft verachtet und sich geweigert haben, meinem Ruf zu folgen. Ich will hier niemand außer denen haben, die meine Einladung mit großer Freude annehmen und mir die Ehre geben, die Gastgewänder zu tragen, die ich allen so freigebig zur Verfügung gestellt habe.‘“

173:5.4

Nach diesem Gleichnis wollte Jesus die Menge gerade entlassen, als ein freundlich gesinnter Glaubender sich durch die Menschenmasse einen Weg zu ihm bahnte und fragte: „Aber Meister, wie sollen wir von diesen Dingen Kenntnis erhalten? Wie können wir uns für die Einladung des Königs bereitmachen? Was für ein Zeichen wirst du uns geben, damit wir wissen, dass du der Sohn Gottes bist?“ Als der Meister das hörte, sprach er: „Nur ein Zeichen soll euch gegeben werden.“ Und dann zeigte er auf seinen eigenen Körper und fuhr fort: „Zerstört diesen Tempel, und innerhalb von drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Aber sie verstanden ihn nicht, und im Auseinandergehen sagten sie zueinander: „Fast fünfzig Jahre lang hat man an diesem Tempel gebaut, und doch sagt er, er werde ihn zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen.“ Nicht einmal seine Apostel begriffen die Bedeutung dieser Äußerung, aber später, nach seiner Auferstehung, erinnerten sie sich an seine Worte.

173:5.5

Gegen vier Uhr nachmittags gab Jesus seinen Aposteln einen Wink und äußerte den Wunsch, den Tempel zu verlassen und zum Abendessen und zur Nachtruhe nach Bethanien zu gehen. Während sie den Ölberg hinaufstiegen, gab Jesus Andreas, Philipp und Thomas Anweisung, am folgenden Tag ein näher bei der Stadt gelegenes Lager zu errichten, das sie während des Rests der Passahwoche bewohnen könnten. In Befolgung dieses Auftrags stellten sie ihre Zelte am nächsten Morgen in einem Hohlweg am Berghang auf einem Grundstück auf, das Simon von Bethanien gehörte, und von wo man den öffentlichen Zeltplatz von Gethsemane überblicken konnte.

173:5.6

Wieder stieg an diesem Montagabend eine schweigende Gruppe von Juden den Westabhang des Ölbergs hinauf. Diese zwölf Männer begannen wie nie zuvor zu ahnen, dass bald etwas Tragisches geschehen würde. Während die dramatische Tempelreinigung am frühen Morgen ihre Hoffnung geweckt hatte, dass der Meister sich behaupten und seine gewaltige Macht offenbaren werde, so wirkten die Ereignisse des ganzen Nachmittags nur enttäuschend, insofern sie alle auf die sichere Verwerfung der Lehren Jesu durch die jüdische Obrigkeit hindeuteten. Schreckliche Ungewissheit und große Spannung hielten die Apostel in ihrem Griff. Sie erkannten, dass nur noch einige wenige Tage zwischen den Ereignissen des eben vergangenen Tages und dem Hereinbrechen eines drohenden Verhängnisses liegen konnten. Sie alle fühlten, dass etwas Entsetzliches unmittelbar bevorstand, aber sie wussten nicht, auf was sie sich gefasst machen sollten. Sie suchten ihre verschiedenen Nachtlager auf, schliefen aber nur sehr wenig. Sogar die Alphäus-Zwillinge waren endlich zu der Erkenntnis erwacht, dass die Ereignisse im Leben des Meis­ters sich rasch auf ihren abschließenden Höhepunkt zu bewegten.


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