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Schrift 157
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In Cäsarea-Philippi

3. Das Bekenntnis des Petrus

157:3.1

Am frühen Dienstagmorgen brachen Jesus und die zwölf Apostel vom Hain von Magadan nach Cäsarea-Philippi auf, der Hauptstadt des Herr­schaftsbereiches des Tetrarchen Philippus. Cäsarea-Philippi lag in einer herrlich schönen Gegend. Es war in ein zauberhaftes Tal zwischen malerischen Bergen eingebettet, wo der Jordan aus einer unterirdischen Höhle hervorsprudelte. Im Norden ragte der Berg Hermon hoch auf, während sich von den unmittelbar südlich gelegenen Anhöhen aus eine wunderbare Sicht auf den oberen Jordanlauf und das Galiläische Meer bot.

157:3.2

Jesus hatte den Berg Hermon bei seiner ersten Auseinandersetzung mit den Angelegenheiten des Königreichs aufgesucht, und nun, da er an den letzten Abschnitt seiner Aufgabe ging, wünschte er, zu diesem Berg der Prüfung und des Triumphs zurückzukehren. Hier würden, so hoffte er, die Apostel eine neue Vision ihrer Verantwortung erhalten und neue Kräfte für die unmittelbar bevorstehenden schweren Zeiten sammeln. Während sie so dahinwanderten und südlich an den Wassern von Meron vorübergingen, begannen die Apostel, untereinander ihre vor kurzem in Phönizien und anderswo gemachten Erfahrungen auszutauschen und zu berichten, wie ihre Botschaft aufgenommen worden war und wie die verschiedenen Volksgruppen über Jesus dachten.

157:3.3

Während der Mittagspause konfrontierte Jesus die Zwölf plötzlich mit der er­sten ihn selber betreffenden Frage, die er je an sie gerichtet hatte. Er stellte ihnen überraschend die Frage: „Wer, sagen die Menschen, bin ich?“

157:3.4

Viele Monate hatte Jesus damit zugebracht, die Apostel über Natur und Charakter des Königreichs des Himmels aufzuklären, und er wusste wohl, dass nun die Zeit gekommen war, wo er damit beginnen musste, ihnen mehr über seine eigene Natur und seine persönliche Beziehung zum Königreich zu sagen. Und jetzt, da sie unter den Maulbeerbäumen lagerten, schickte sich der Meister an, eine der denkwürdigsten Besprechungen in seiner langen Verbindung mit seinen berufenen Aposteln abzuhalten.

157:3.5

Mehr als die Hälfte der Apostel nahm an der Beantwortung von Jesu Frage teil. Sie sagten ihm, dass alle, die ihn kannten, ihn als einen Propheten oder einen außergewöhnlichen Menschen betrachteten; dass seine Feinde ihn sogar sehr fürchteten, da sie seine Kräfte mit der Beschuldigung erklärten, er stehe mit dem Fürsten der Teufel im Bunde. Sie berichteten ihm, dass in Judäa und Samaria Leute, die ihm persönlich nie begegnet waren, ihn für den von den Toten auferstandenen Johannes den Täufer hielten. Petrus erklärte, er sei bei mehreren Gelegenheiten und von verschiedenen Personen mit Moses, Elija, Jesaja und Jeremia verglichen worden. Nachdem Jesus sich diesen Bericht angehört hatte, erhob er sich, schaute auf die im Halbkreis um ihn sitzenden Zwölf, und mit bestürzender Eindringlichkeit zeigte er mit einer weiten Armbewegung auf einen nach dem anderen und fragte: „Aber wer sagt ihr, dass ich bin?“ Ein Augenblick gespannter Stille trat ein, während dessen die Zwölf den Meister unverwandt anblickten. Dann sprang Simon Petrus auf und rief: „Du bist der Erlöser, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und die elf sitzenden Apostel erhoben sich alle einmütig und gaben dadurch zu verstehen, dass Petrus für sie alle gesprochen hatte.

157:3.6

Nachdem Jesus ihnen bedeutet hatte, sich wieder zu setzen, und noch vor ihnen stehend, sagte er: „Das hat euch mein Vater geoffenbart. Die Stunde ist gekommen, wo ihr die Wahrheit über mich wissen sollt. Aber vorläufig weise ich euch an, niemandem etwas davon zu sagen. Lasst uns weitergehen.“

157:3.7

Also machten sie sich wieder auf den Weg nach Cäsarea-Philippi, wo sie spät am Abend eintrafen und im Hause von Celsus, der sie erwartete, Halt machten. Die Apostel schliefen kaum in dieser Nacht; sie schienen zu fühlen, dass sich eben etwas Großes in ihrem Leben und in der Arbeit am Königreich ereignet hatte.


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