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Die Krise in Kapernaum

5. Am Samstagabend

153:5.1

Immer wieder hatte Jesus die Hoffnungen seiner Apostel zerschlagen, wiederholt hatte er ihre liebsten Erwartungen vernichtet, aber keine Zeit der Enttäuschung und des Leids kam derjenigen gleich, die sie jetzt durchmachten. Zudem mischte sich jetzt in ihre Niedergeschlagenheit wirkliche Furcht um ihre Sicherheit. Sie waren alle überrascht und verblüfft über die Plötzlichkeit und Vollständigkeit der Abwendung des Volkes. Auch waren sie einigermaßen erschrocken und beunruhigt durch die an den Tag gelegte unerwartete Kühnheit und ausgesprochene Entschlossenheit der Pharisäer, die von Jerusalem herabgekommen waren. Aber am meisten bestürzte sie Jesu plötzlicher Taktikwechsel. Unter gewöhnlichen Umständen hätten sie das Erscheinen dieser mehr kämpferischen Haltung begrüßt, aber deren Plötzlich­keit, zusammen mit so viel anderem Unvorhergesehenem, brachte sie aus der Fassung.

153:5.2

Und nun, als sie mit all diesen Kümmernissen zu Hause anlangten, weigerte sich Jesus obendrein noch zu essen. Stundenlang zog er sich in eines der oberen Zimmer zurück. Es war fast Mitternacht, als Joab, der Leiter der Evangelisten, mit der Kunde zurückkam, dass sich ungefähr ein Drittel seiner Gefährten von ihrer Sache abgewendet hätte. Den ganzen Abend über gab es ein Kommen und Gehen von treuen Jüngern, die berichteten, dass in Kapernaum ein allgemeiner Stimmungsumschwung gegen den Meister stattgefunden habe. Die Führer aus Jerusalem zögerten nicht, diese Gefühle der Unzufriedenheit zu schüren und in jeder erdenklichen Weise die Abwendung von Jesus und seinen Lehren zu unterstützen. Während dieser Stunden der Prüfung saßen die zwölf Frauen drüben im Hause des Petrus beisammen. Sie waren furchtbar bestürzt, aber keine desertierte.

153:5.3

Etwas nach Mitternacht kam Jesus vom oberen Zimmer herab. Die Zwölf und ihre Gefährten, alles in allem ungefähr dreißig an der Zahl, umringten ihn, als er sprach: „Ich sehe, dass dieses Aussieben des Königreichs euch tief bekümmert, aber es ist unvermeidlich. Und doch, gab es nach all der Ausbildung, die ihr erhalten habt, irgendeinen guten Grund, an meinen Worten Anstoß zu nehmen? Woher kommt es, dass Angst und Bestürzung euch erfüllen, wenn ihr seht, wie das Königreich sich dieser lauwarmen Massen und halbherzigen Jünger entledigt? Warum grämt ihr euch, da der neue Tag anbricht, an dem die geistigen Lehren des Königreichs des Himmels in neuer Herrlichkeit erstrahlen werden? Wenn ihr es schwierig findet, diese Prüfung zu ertragen, was werdet ihr dann tun, wenn der Menschensohn zum Vater zurückkehren muss? Wann und wie wollt ihr euch auf die Stunde vorbereiten, da ich an den Ort aufsteigen werde, von wo ich in diese Welt gekommen bin?

153:5.4

Meine Lieben, ihr müsst daran denken, dass es der Geist ist, der belebt; das Fleisch und alles, was damit im Zusammenhang steht, ist von geringem Nutzen. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. Seid guten Mutes! Ich habe euch nicht verlassen. Viele werden sich jetzt durch meine neue offene Sprache verletzt fühlen. Ihr habt schon gehört, dass viele meiner Jünger umgekehrt sind; sie gehen nicht mehr an meiner Seite. Von Anfang an wusste ich, dass diese halbherzigen Gläubigen unterwegs abtrünnig würden. Habe ich euch zwölf Männer nicht ausgewählt und euch als Botschafter des Königreichs eine Sonderstellung gegeben? Und nun möchtet ihr in einem Augenblick wie diesem auch abtrünnig werden? Jeder von euch achte auf seinen Glauben, denn einer von euch befindet sich in großer Gefahr.“ Und nachdem Jesus geendet hatte, sagte Simon Petrus: „Ja, Herr, wir sind traurig und ratlos, aber wir werden dich nie verlassen. Du hast uns die Worte des ewigen Lebens gelehrt. Wir haben all die Zeit an dich geglaubt und sind dir gefolgt. Wir werden nicht umkehren, denn wir wissen, dass Gott dich gesandt hat.“ Und als Petrus schwieg, pflichteten sie alle diesem Treuegelöbnis mit einmütigem Kopfnicken bei.

153:5.5

Da sagte Jesus: „Geht jetzt zur Ruhe, denn bewegte Zeiten warten auf uns; arbeitsreiche Tage stehen uns unmittelbar bevor.“


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