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Die dritte Predigtrundreise

7. Der Aufenthalt in Nazareth

150:7.1

An diesem Freitagnachmittag ging Jesus in Nazareth umher, ohne dass ihn jemand beachtet oder erkannt hätte. Er ging am Hause seiner Kindheit und an der Zimmermannswerkstatt vorüber und verbrachte eine halbe Stunde auf der Anhöhe, die er als Junge so sehr geliebt hatte. Seit dem Tage seiner Taufe durch Johannes im Jordan hatte nie eine solche Flut menschlicher Gefühle die Seele des Menschensohnes aufgewühlt. Als er vom Berg herabstieg, hörte er den vertrauten, den Sonnenuntergang verkündenden Schall der Trompete, den er in seiner Knabenzeit in Nazareth so viele, viele Male gehört hatte. Vor seiner Rückkehr ins Lager kam er an der Synagoge vorbei, wo er zur Schule gegangen war, und er verweilte im Geiste bei manchen Erinnerungen an die Tage seiner Kindheit. Früher am Tage hatte Jesus Thomas zum Leiter der Synagoge geschickt, um mit ihm seine Predigt für den Gottesdienst am Sabbatmorgen abzusprechen.

150:7.2

Den Leuten von Nazareth hatte man nie besondere Frömmigkeit und rechtschaffenen Lebenswandel nachgesagt. Im Lauf der Jahre geriet dieses Dorf zunehmend unter den Einfluss des niedrigen sittlichen Niveaus des nahen Sepphoris. Während Jesu Jugend und früher Mannesjahre war man in Nazareth über ihn geteilter Meinung gewesen; man hatte es ihm sehr verübelt, als er nach Kapernaum übersiedelte. Zwar hatten die Bewohner von Nazareth viel über das Wirken ihres einstigen Zimmermanns vernommen, doch waren sie beleidigt, dass er seinen Geburtsort nie in eine seiner früheren Predigtreisen einbezogen hatte. Allerdings war sein Ruf zu ihnen gelangt, aber die Mehrzahl der Bewohner war darüber verärgert, dass er keines seiner großen Werke am Ort seiner Jugend vollbracht hatte. Monatelang hatten die Leute in Nazareth ausgiebig über Jesus gesprochen, aber ihre Meinungen über ihn waren im Großen und Ganzen ungünstig.

150:7.3

Folglich umfing den Meister keine freundliche Heimkehrerstimmung, sondern er fand eine entschieden feindliche und sehr kritische Atmosphäre vor. Aber das war nicht alles. Seine Feinde, die wussten, dass er den Sabbattag in Nazareth verbringen wollte, und annahmen, dass er in der Synagoge sprechen würde, hatten zahlreiche rohe und grobe Männer angeworben, um ihn zu belästigen und auf jede erdenkliche Weise Unruhe zu stiften.

150:7.4

Die meisten älteren Freunde Jesu, der ihn verehrende Chazan seiner Jugend inbegriffen, waren gestorben oder hatten Nazareth verlassen, und die jüngere Generation neigte dazu, auf seine Berühmtheit mit ausgesprochenem Neid zu reagieren. Sie erinnerten sich nicht an seine frühere Hingabe an die Familie seines Vaters, und sie übten bittere Kritik daran, dass er es versäumte, seinen Bruder und seine verheirateten Schwestern zu besuchen, die in Nazareth lebten. Die Haltung seiner eigenen Familie ihm gegenüber hatte auch zur Verstärkung dieser unfreundlichen Gefühle der Einwohnerschaft beigetragen. Die Strenggläubigen unter den Juden maßten sich sogar an, Jesus zu kritisieren, weil er an diesem Sabbatmorgen auf dem Weg zur Synagoge zu schnell ging.


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