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Das Passahfest in Jerusalem

4. Flavius und die griechische Kultur

142:4.1

Der griechische Jude Flavius war ein Proselyt ohne Zutritt zum Tempel, da er weder beschnitten, noch getauft worden war. Dieser große Bewunderer der Schönheit in Kunst und Skulptur bewohnte während seiner Aufenthalte in Jerusalem ein prächtiges Gebäude. Dieses Heim war in erlesener Art mit unschätzbaren Kostbarkeiten geschmückt, die er da und dort auf seinen Wel­treisen erstanden hatte. Als er das erste Mal daran dachte, Jesus zu sich einzuladen, befürchtete er, der Anblick dieser sogenannten Bildnisse könnte bei dem Meister Anstoß erregen. Aber Flavius war angenehm überrascht, als Jesus das Haus betrat und anstatt ihn wegen der überall im Hause verstreuten angeblichen götzendienerischen Gegenstände zu tadeln, an der ganzen Sammlung großes Interesse bekundete und vor jedem Objekt viele anerkennende Fragen stellte, während Flavius ihn von Raum zu Raum führte und ihm all seine Lieblingsstatuen zeigte.

142:4.2

Der Meister bemerkte, dass seine freundliche Einstellung zur Kunst seinen Gastgeber verwirrte. Deshalb sagte Jesus, als sie die ganze Sammlung besichtigt hatten: „Warum solltest du Tadel erwarten, weil du Gefallen an den von meinem Vater geschaffenen und von menschlichen Künstlerhänden gestalteten Dingen findest? Warum sollten alle Menschen die Wiedergabe von Anmut und Schönheit missbilligen, nur weil Moses einst Götzendienst und die Verehrung falscher Götter zu bekämpfen suchte? Ich sage dir, Flavius, Moses Kinder haben ihn missverstanden, und jetzt machen sie aus eben diesen Verboten von Bildsäulen und Darstellungen himmlischer und irdischer Dinge falsche Götter. Aber auch wenn Moses den verdunkelten Gemütern jener Tage solche Einschränkungen auferlegte, was hat denn das mit dem heutigen Tag zu tun, da der Vater im Himmel als universaler Geist-Herrscher über alles geoffenbart wird? Und ich erkläre, Flavius, dass man im kommenden Königreich nicht mehr lehren wird, ‚Betet dies nicht an, und betet das nicht an‘, und man sich nicht mehr um Gebote kümmern wird, dieses zu unterlassen und bedacht zu sein, jenes nicht zu tun. Vielmehr werden alle sich nur noch um eine einzige höchste Pflicht kümmern. Und diese menschliche Pflicht drückt sich in zwei großen Privilegien aus: aufrichtige Anbetung des unendlichen Schöpfers, des Paradies-Vaters, und liebendes Dienen an unseren Mitmenschen. Wenn du deinen Nächsten wie dich selber liebst, dann weißt du wahrhaftig, dass du ein Sohn Gottes bist.

142:4.3

In einem Zeitalter, da man meinen Vater nicht gut verstand, hatte Moses mit gutem Recht versucht, sich der Götzenanbetung zu widersetzen, aber das kommende Zeitalter wird auf die Offenbarung des Vaters im Leben des Sohnes blicken können, und diese neue Offenbarung Gottes wird es für immer unmöglich machen, den Schöpfervater mit steinernen Götzenbildern oder Statuen aus Gold und Silber zu verwechseln. Von jetzt an können sich intelligente Menschen an Kunstschätzen erfreuen, ohne eine solche materielle Würdigung der Schönheit mit der Anbetung des Paradies-Vaters und mit dem Dienst an ihm, dem Gott aller Dinge und Wesen, zu verwechseln.“

142:4.4

Flavius glaubte alles, was Jesus ihn lehrte. Am nächsten Tag ging er nach Bethanien jenseits des Jordans und ließ sich von den Jüngern des Johannes taufen. Und er tat dies, weil Jesu Apostel die Gläubigen noch nicht tauften. Wieder nach Jerusalem zurückgekehrt, gab Flavius ein großes Fest für Jesus und lud dazu sechzig seiner Freunde ein. Und viele von diesen Gästen begannen ebenfalls, an die Botschaft des kommenden Königreichs zu glauben.


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