Kapernaum war nicht weit von Tiberias entfernt, und die Kunde von Jesus hatte begonnen, sich in ganz Galiläa und sogar darüber hinaus auszubreiten. Jesus wusste, dass Herodes bald auf sein Werk aufmerksam werden würde: deshalb fand er es am besten, mit seinen Aposteln südwärts nach Judäa zu ziehen. Eine Schar von über hundert Gläubigen wünschte, mit ihnen zu gehen, aber Jesus sprach mit ihnen und bat sie inständig, die apostolische Gruppe auf ihrem Weg den Jordan hinunter nicht zu begleiten. Obwohl sie sich bereit erklärten zurückzubleiben, folgten viele von ihnen dem Meister nach ein paar Tagen.
Am ersten Tag gingen Jesus und seine Apostel nur bis nach Tarichäa, wo sie die Nacht zubrachten. Am nächsten Tag zogen sie an eine in der Nähe von Pella gelegene Stelle am Jordan, wo Johannes ungefähr ein Jahr zuvor gepredigt und Jesus die Taufe erhalten hatte. Hier verweilten sie über zwei Wochen lang, lehrten und predigten. Bis gegen Ende der ersten Woche hatten sich einige hundert Personen in einem Lager nahe bei dem Ort versammelt, wo Jesus und die Zwölf weilten. Sie waren von Galiläa, Phönizien, Syrien, aus der Dekapolis, aus Peräa und Judäa gekommen.
Jesus predigte nicht öffentlich. Andreas teilte die Menge auf und benannte die Prediger für die Vormittags- und Nachmittagsversammlungen; nach dem Abendessen sprach Jesus mit den Zwölfen. Er lehrte sie nichts Neues, sondern ging das früher Gelehrte erneut durch und beantwortete ihre vielen Fragen. An einem dieser Abende erzählte er den Zwölfen etwas über die vierzig Tage, die er in den nahe gelegenen Bergen zugebracht hatte.
Von denen, die aus Peräa und Judäa kamen, waren viele durch Johannes getauft worden, und sie wollten mehr über Jesu Lehren erfahren. Die Apostel erzielten großen Fortschritt bei der Unterweisung der Jünger des Johannes, weil sie dessen Predigt in keiner Weise herabsetzten und zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die neuen Jünger tauften. Aber es war für die Anhänger des Johannes immer ein Stein des Anstoßes, dass Jesus, wenn er tatsächlich all das war, was Johannes verkündet hatte, nichts tat, um jenen aus dem Gefängnis herauszuholen. Die Jünger des Johannes konnten nie begreifen, weshalb Jesus den grausamen Tod ihres geliebten Führers nicht verhindert hatte.
Abend für Abend gab Andreas seinen Mitaposteln sorgfältige Anweisungen, die dem heiklen und schwierigen Problem galten, mit den Anhängern Johannes‘ des Täufers gut auszukommen. In diesem ersten Jahr des öffentlichen Wirkens Jesu machten jene, die zuvor Johannes gefolgt waren und dessen Taufe erhalten hatten, über drei Viertel seiner Anhänger aus. Das ganze Jahr 27 n. Chr. wurde damit zugebracht, ruhig die Arbeit des Johannes in Peräa und Judäa zu übernehmen.